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Würzburg/Schweinfurt
Bauen oder mieten? So teuer ist Wohnraum in Mainfranken geworden
Bis zu eine Million Euro für ein Wohnhaus in Unterfranken: Immobilien werden immer teurer, wenngleich es ein Stadt-Land-Gefälle gibt. Wie die Lage in der Region ist.
Zwar werden in Mainfranken viele Wohnhäuser gebaut, doch die Nachfrage übersteigt das Angebot. Die Folge: Die Preise steigen unverändert. Ein Ende ist nicht in Sicht.
Foto: SymbolArmin Weigel, dpa  | Zwar werden in Mainfranken viele Wohnhäuser gebaut, doch die Nachfrage übersteigt das Angebot. Die Folge: Die Preise steigen unverändert. Ein Ende ist nicht in Sicht.
Jürgen Haug-Peichl
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:31 Uhr

Wohnen in Mainfranken wird auf lange Sicht immer kostspieliger, daran hat auch die Corona-Krise nichts geändert: Das ist die tragende Erkenntnis einer Analyse, die die HypoVereinsbank (HVB) am Donnerstag präsentierte. Und: Mainfranken wird zunehmend beliebter bei Wohnungssuchenden, steigende Preise hin oder her.

"Da ist die Welt noch in Ordnung", beschrieb HVB-Regionalbereichsleiter Harry Bermüller die Popularität der Landstriche zwischen Main, Spessart, Rhön und Steigerwald. "Mainfranken punktet mit Lebensqualität", liege dabei aber auf dem Niveau vergleichbarer Regionen Bayerns. Ähnliches war schon beim letzten HVB-Immobilienbericht 2018 zu hören gewesen.

Weil "die Wohnimmobilien noch begehrter sind als vor der Corona-Krise", sind nach wie vor steigende Preise gerade in und um Würzburg sowie Schweinfurt die logische Folge, umriss Bermüller. Die Pandemie habe die Nachfrage mehr beflügelt als gezügelt - und das, obwohl zum Beispiel im Raum Würzburg so viel Wohnraum gebaut worden sei wie seit 2015 nicht. Der Speckgürtel rund um die Uni-Stadt "wird größer", ergänzte HVB-Immobiliengutachter Ernst Wild. Die Bank zählt sich zu den großen Immobilienfinanzierern in Deutschland.

Wie viel kosten Wohnhäuser in Mainfranken?

Laut HVB-Analyse zahlt man in Würzburg für ein bis zu zehn Jahre altes Einfamilienhaus in mittlerer bis sehr guter Lage zwischen 490 000 und 900 000 Euro. Eine Doppelhaushälfte kommt auf 430 000 bis 700 000 Euro, ein Reihenhaus auf 370 000 bis 500 000 Euro. Im Umland von Würzburg liegt die Spanne bei Einfamilienhäusern bei 390 000 bis 620 000 Euro, bei Doppelhaushälften und Reihenhäusern bei 350 000 bis 550 000 Euro. Untersucht wurden hier die Gemeinden Veitshöchheim, Gerbrunn, Höchberg, Rimpar, Waldbüttelbrunn, Rottendorf und Estenfeld.

In der Stadt Schweinfurt liegen all diese Preise im Schnitt um 40 Prozent unter den Würzburger Werten. In Orten in der Umgebung zahlen Käufer noch weniger: In Haßfurt kostet ein Einfamilienhaus laut HVB maximal 360 000 Euro, eine Doppelhaushälfte 330 000 Euro. In Sennfeld, Gochsheim, Niederwerrn, Bergrheinfeld, Schonungen und Grafenrheinfeld muss man zwischen 280 000 und 420 000 Euro für ein Eigenheim überweisen, für eine Doppelhaushälfte 260 000 bis 390 000 Euro. Mit anderen Worten: Im Kreis Würzburg kostet das günstigste Wohnhaus für eine Familie annähernd so viel wie das teuerste im Kreis Schweinfurt.

Voll erschlossener Baugrund kostet in Mainfranken bis zu 820 Euro pro Quadratmeter.
Foto: SymbolPatrick Pleul, dpa | Voll erschlossener Baugrund kostet in Mainfranken bis zu 820 Euro pro Quadratmeter.

Erschlossenes Bauland: Wo ist es in Mainfranken am günstigsten, wo am teuersten?

Wie bei den Wohnhäusern ist auch beim Bauland laut HVB die Tendenz bei den Preisen seit Jahren steigend. Doch es tut sich zwischen Stadt und Land eine zum Teil große Kluft auf: In Würzburg müssen bis zu 820 Euro pro Quadratmeter für voll erschlossenes, baureifes Land gezahlt werden. Im direkten Umkreis hingegen nur maximal 480 Euro.

Noch günstiger kommt man in Schweinfurt (bis zu 360 Euro) und in den Umlandgemeinden (höchstens 230 Euro) an ein Baugrundstück. Im Speckgürtel von Würzburg kostet der günstigste Quadratmeter (250 Euro) mehr als dreimal so viel wie zum Beispiel in Grafenrheinfeld oder Schonungen bei Schweinfurt (70 Euro).

Und was ist mit Eigentumswohnungen?

Auch hier steigen die Preise seit Jahren. Am teuersten ist Würzburg mit bis zu 5600 Euro je Quadratmeter Wohnfläche (beim Erstverkauf). Die Nachbargemeinde Veitshöchheim liegt mit maximal 5300 Euro nur wenig darunter. In Schweinfurt indes sind nur höchstens 4100 Euro zu bezahlen.

Wie sieht es in der Region bei den Mieten aus?

Hier gilt ebenfalls: Am günstigsten lebt es sich auf dem Land. Denn in Haßfurt und im Kreis Schweinfurt verlangen der HVB zufolge Vermieter zwischen sechs und neun Euro pro Quadratmeter Wohnfläche. In und um Würzburg indes sind es sieben bis 15 Euro. Was die Uni-Stadt angeht, gibt es immerhin eine gute Nachricht: Unter den 100 größten Städten Deutschlands liegt Würzburg bei den Mietnebenkosten auf Rang 20. Das teilte der Eigentümerverband Haus & Grund vor wenigen Tagen mit. Demnach zahlen Mieter im Jahr 1058 Euro für Abwasser, Abfall und Grundsteuer. Am teuersten ist Leverkusen (2046 Euro), am günstigsten Regensburg (915 Euro).

Wie bewerten andere Experten den Immobilienmarkt?

Die Preise für Wohnimmobilien erklimmen in Bayern immer neue Höhen und steigen in den Großstädten viel stärker als im ländlichen Raum: Das hat der Immobilienverband Deutschland (IVD) vor wenigen Tagen mitgeteilt. Grund sei fehlendes Angebot bei zunehmender Nachfrage. Die Pandemie habe "zu keinen sinkenden Preisen" geführt, sagte IVD-Sprecher Stephan Kippes. Reihenmittelhäuser seien im Jahresvergleich um 4,3 Prozent, Doppelhaushälften um 4,0 und Einfamilienhäuser um 3,9 Prozent teurer geworden. Angaben zu Mainfranken machte der IVD nicht.

Alles im Alltag wird teurer - und dann noch die Corona-Krise. Warum ist die Nachfrage nach Immobilien dennoch so groß? 

Zunächst sei festzuhalten, dass während der Pandemie weniger Immobilien verkauft wurden als in der Zeit davor, so der HVB-Bericht, der sich im Wesentlichen aus eigenen Daten speist. Bei gleichzeitig starker Nachfrage habe das geringere Angebot in Mainfranken die Preise nach oben getrieben. Die seit Jahren niedrigen Zinsen, immer mehr Vermögen aus Erbschaften sowie aufgelöstes Depotguthaben hätten dazu geführt, so Bermüller, dass das sogenannte Betongold an Wertschätzung gewonnen habe. "Die hohen Preise halten die Menschen nicht davon ab", in eine Immobilie zu investieren.

 
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