Viele Sparer sind ratlos. Wo ist das Ersparte am besten aufgehoben? Ein niedriges Zinsumfeld und leicht steigende Inflation machen es schwierig, ein Vermögen fürs Alter und die Rente aufzubauen. Welche Geldanlagen lohnen sich noch? Matthias Eisenhut, Steffen Hilpert, Guido Wengerter und Heinz Scheiner vom Bundesverband deutscher Banken beantworteten die zahlreichen Leserfragen in einer Telefonaktion dieser Redaktion.
Ich bin 50 Jahre alt und habe seit 20 Jahren einen Lebensversicherungsvertrag fürs Alter. Soll ich den Vertrag vorzeitig kündigen?
Nein, sofern Sie das Geld derzeit nicht benötigen, sollten Sie nicht vorschnell kündigen. Zum einen hat Ihr Altvertrag einen guten Garantiezins für heutige Verhältnisse. Darüber hinaus ist in Ihrem Fall der Ertrag bei der Kapitalauszahlung in der Regel steuerfrei.
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Monatlich möchte ich 100 Euro über zehn bis zwölf Jahre anlegen. Fürs Sparkonto gibt es ja keine Zinsen mehr. Was mache ich am besten?
Wenn Sie Wert auf regelmäßige Erträge legen, könnten Dividendenfonds oder ein Wertpapierdepot mit verschiedenen dividendenstarken Aktien eine Möglichkeit sein. Dafür müssen Sie aber mit Wertschwankungen leben können und Ihr Geld langfristig anlegen. Im Vergleich zu Sparbriefen oder Festgeld weiß man im Vorfeld nicht, wie hoch die Erträge sein werden. Außerdem fallen Kosten für Fonds oder Aktien an. Aber langfristig bieten sie die besten Renditechancen.
Mein gesamtes Barvermögen beträgt 100 000 Euro. Ich bin nicht sehr risikofreudig, möchte mein Geld aber gut anlegen. Was meinen Sie?
Zunächst sollten Sie überlegen, wie viel Geld Sie für unvorhergesehene Notfälle brauchen. Diesen Betrag können Sie auf ein Tagesgeldkonto legen, so dass es immer frei verfügbar ist. Zinsen bekommen Sie dafür so gut wie keine, aber das Geld ist sicher. Einen anderen Teil könnten Sie langfristig in breit gestreute Fonds investieren, um eine Rendite zu erzielen. Welcher Fonds da am besten zu Ihnen passt, besprechen Sie am besten mit Ihrem Berater.
Welche Gelder sind durch die Einlagensicherung geschützt?
Die Einlagensicherung schützt sämtliche Kontoguthaben, aber keine Wertpapiere. Die gesetzliche Einlagensicherung eines Kreditinstituts deckt bis zu 100 000 Euro pro Person. Die meisten deutschen Banken sind allerdings weiteren Sicherungssystemen angeschlossen, die auch weit höhere Beträge absichern.
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Wir sind Rentner und in Kürze bekommen wir Geld aus einer gut verzinsten Anleihe. Wo können wir heute noch Zinsen für eine neue Anlage bekommen?
Sichere, festverzinste Anlagen bringen derzeit nur zwischen null und einem Prozent. Zehnjährige Bundesanleihen erzielen aktuell nur etwa 0,1 Prozent Rendite. Um mehr zu erhalten, müssten Sie bereit sein, etwas Risiko auf sich zu nehmen. Misch- und Aktienfonds haben auf lange Sicht die besten Renditechancen. Fonds unterliegen allerdings Wertschwankungen, die muss man aushalten können. Sprechen Sie mit Ihrem Berater, der Ihnen konkrete Angebote machen kann - je nach Ihrer Risikoneigung und Ihren Anlagezielen.
Wann werden die Zinsen wieder steigen?
Das lässt sich nicht genau prognostizieren. Aus heutiger Sicht werden die Zinsen auf nicht absehbare Zeit niedrig bleiben. Dies gilt auch, wenn die Europäische Zentralbank den Leitzins anheben sollte.
Der Wert meines Wertpapierdepots lag zum Jahresende fünf Prozent im Minus und ich bin enttäuscht. Was soll ich machen?
Die Betrachtung zu einem bestimmten Stichtag ist bei Aktien nicht geeignet, um die Anlage zu beurteilen. Wenn Sie einen langfristigen Anlagehorizont haben, könnte es sinnvoll sein, nicht vorschnell zu verkaufen und durchzuhalten. Für Aktienanlagen brauchen Sie Geduld und Zeit, um Wertschwankungen aussitzen zu können. Wichtig ist, dass Sie Ihre Aktienanlage weltweit streuen und auch eine Liquiditätsreserve für Notfälle haben.
Wie kann meine Tochter (33 Jahre) am besten fürs Alter sparen?
Mit einer monatlichen Sparrate, die in einen weltweit agierenden Aktienfonds angelegt wird, kann Ihre Tochter langfristig ein Vermögen ansparen. Hier bestehen langfristig gute Renditechancen von im Schnitt fünf bis acht Prozent im Jahr, so war es jedenfalls in den vergangenen Jahren. Wenn die Kurse sinken, kauft Ihre Tochter mit gleichbleibender Sparrate mehr Fondsanteile, als wenn die Kurse hoch sind. So profitiert sie vom sogenannten Cost-Average-Effekt und hat einen guten Durchschnittspreis.
Mein Mann ist 59 Jahre alt und bekommt bald 22 000 Euro aus einer fälligen Lebensversicherung. Wir möchten das Geld für acht bis zehn Jahre anlegen. Wir überlegen ETFs zu kaufen, was meinen Sie?
ETFs (Exchange Traded Funds) sind börsengehandelte Fonds, die zum Beispiel einen Aktienindex abbilden. Vorteilhaft ist die günstige Kostenstruktur. Ihre Anlage macht aber auch alle Wertschwankungen mit, nach oben wie nach unten. Schauen Sie also nicht allein auf die Kosten. Auch ein gemanagter Fonds, der breit streut und weltweit anlegt, ist gut geeignet.
Was halten Sie von Gold?
Sie sollten bedenken, dass Gold keine Anlage ist, die regelmäßige Erträge wie Zinsen abwirft. Rendite können Sie nur aus einem steigenden Goldpreis erzielen. Man kann bei Gold aber nicht von einer stabilen Wertentwicklung ausgehen. Vielmehr unterliegt der Goldpreis erheblichen Schwankungen. Außerdem ist der Goldpreis in US-Dollar notiert, so dass zusätzlich noch ein Währungsrisiko besteht. Als Beimischung zu einem breit angelegten Vermögen spricht aber auch nichts dagegen, wenn Sie sich mit Gold wohlfühlen. Fünf bis zehn Prozent des Gesamtvermögens ist ein gängiger Richtwert.
In zwei Jahren bekomme ich, 62 Jahre, 100 000 Euro ausgezahlt. Ich möchte davon regelmäßige Auszahlungen. Was kann ich machen?
Zum einen könnten Sie Geld in eine private Rente einzahlen, die lebenslang gezahlt wird. Eine andere Möglichkeit ist die Aufteilung des Betrags in verschiedene Anlagezeiträume. Die ersten regelmäßigen Auszahlungen könnten Sie kurzfristig über Festgeld abdecken. Als mittelfristige Anlage kommt ein Mischfonds in Frage, bei dem man monatliche Auszahlungen in Form eines sogenannten Fondsauszahlplans bekommen kann. Holen Sie sich verschiedene Angebote ein.
Sind Anlagen in Fremdwährungen interessant?
Als Beimischung für einen Teilbetrag kann das sinnvoll sein, um das höhere Zinsniveau aus anderen Regionen für sich zu nutzen. Dabei sollte man aber beachten, dass Wechselkursschwankungen in beide Richtungen möglich sind, positiv wie negativ.