Offiziell ist der ehemalige Postbeamte aus Wernfeld (Lkr. Main-Spessart) schon seit 2011 in Pension. Aber lange hielt Franz Marol es zu Hause nicht aus. "Ein Freund hat mir erzählt, dass bei der Firma Systec, bei der er selbst arbeitet, Berufskraftfahrer gesucht werden", sagt der 68-Jährige. Diesen Freund hat er zwei Mal bei Fahrten nach Frankfurt und nach Wiesbaden begleitet. Schnell war ihm klar, dass es auch genau der richtige Job für ihn ist. Nun arbeitet einmal die Woche als Lkw-Fahrer. Im vergangenen Jahr waren 16,1 Prozent der 65- bis 69-Jährigen erwerbstätig. Das geht aus Zahlen des Statistischen Bundesamtes hervor. 2007 waren es nur 7,1 Prozent – also nicht einmal halb so viele.
Gelernt hat Marold Automechaniker und zehn Jahre in dem Beruf gearbeitet. Über die Empfehlung eines Onkels ist er später zur Deutschen Post gekommen. 1975 hat er die Beamtenprüfung in Nürnberg abgelegt und fortan Briefe und Pakete zugestellt - bei Wind und Wetter, zu Fuß, mit dem Fahrrad und mit dem Auto. "Als Postbote kennt man eigentlich jeden. Der Kontakt zu den Leuten, das hat mir im Ruhestand dann gefehlt", sagt er.
Berufskraftfahrer werden gesucht
Gerne mit Lkw gefahren ist Franz Marold schon zu Bundeswehrzeiten. Um als Berufskraftfahrer zu arbeiten, musste er erstmal einige Lehrgänge bei einer Fahrschule absolvieren. "Man lernt zum Beispiel, wie man die Ladung richtig sichert", erklärt er. Außerdem muss vor jedem Fahrtantritt der 7,5 Tonner kontrolliert werden: "Ich überprüfe die Räder, den Motor und die Funktionsfähigkeit der Bremsanlagen. Erst wenn alles in Ordnung ist, geht es los." Dann fährt der 68-Jährige Stahlteile, Rohmaterial und Druckbehälter durch die Gegend.
Meist fährt Marold mit 80 Stundenkilometer gemütlich über die Landstraßen. Als stressig empfindet er seine Tätigkeit nicht. "Lkw fahren ist für mich das Gegenteil von anstrengend", sagt er und schmunzelt. Aber jeden Tag zu fahren, das wäre ihm zu viel. Sein Tag beginnt meist schon um 6 Uhr am Morgen und endet nach acht Stunden. "Das geht schon in die Knochen", gesteht er. Ein- oder zweimal in der Woche sei diese Tätigkeit optimal.
Die Firma Systec, die ihren Hauptsitz in Karlstadt (Lkr. Main-Spessart) hat, beschäftigt mittlerweile mehrere Werksfahrer, die alle schon im Rentenalter sind. Denn Unternehmen, die Waren oder Personen transportieren, fehlt in ganz Deutschland der Nachwuchs. Laut der Bundesagentur für Arbeit stieg die Zahl der offenen Stellen für Berufskraftfahrer in den vergangenen fünf Jahren bundesweit um 44 Prozent auf zuletzt knapp 16 000 im Juni 2016.
On the road mit Blasmusik und Helene Fischer
Allein wegen der Bezahlung setzt sich Marold nicht einmal die Woche hinters Steuer. "Man kommt raus, man sieht Leute, man erlebt was." Das findet der Rentner gut. Beim Fahren hört Marold gerne gute Blasmusik, denn er hat selbst viele Jahre beim Würzburger Polizeiorchester gespielt. "Außerdem bin ich ein großer Fan von Helene Fischer", gesteht er. Die nächsten zwei Jahre, also bis er 70 Jahre alt ist, will er auf jeden Fall noch weiterarbeiten. "Dann überlege ich mir, ob ich die Fahr-Lehrgänge noch einmal auffrische", sagt er.
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