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FUSSBALL
Kommentar: Gute One Love Binde, böse Fifa? Die WM ist ein moralischer Kompass!
Noch nie war es so schwer, die Orientierung zu behalten. Was gerade noch verpönt war, ist plötzlich ein Zeichen des zivilen Widerstands. Die WM in Katar hat viel mit unserem Gewissen zu tun, meint unser Autor.
Kapitänsbinde       -  Die FIFA hatte die „One Love”-Kapitänsbinde verboten.
Foto: Sebastian Gollnow/dpa | Die FIFA hatte die „One Love”-Kapitänsbinde verboten.
Tilmann Mehl
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:58 Uhr

War ja auch noch nie so schwer, die Orientierung zu behalten. Was gerade noch verpönt war, ist plötzlich Symbol der freiheitlichen demokratischen Grundordnung. Ein Zeichen des zivilen Widerstands. Die Welt dreht sich immer schneller, die Fliehkräfte können einen schnell an den Rand der Gesellschaft treiben. Aufgabe des Journalismus' muss es dann auch sein, Pflöcke reinzurammen, an denen sich festhalten lässt. Oder eben einen Kompass zur Verfügung zu stellen, mit dem sich durch die Debatten lavieren lässt.

Die One-Love-Binde nun zum Beispiel: War hierzulande ja verpönt, weil sie so arg nichtssagend daherkam in ihrem wahllos farbigen Design und mit dem Sprüchlein, das auch Motto eines 90er-Jahre-Techno-Umzugs hätte sein können. Die Deutschen haben ja seit den frühen 20er Jahren des vergangenen Jahrhunderts ein durchaus ambivalentes Verhalten zu Binden. Erst wollten sie alle tragen und später wollte sie dann niemand getragen haben. Zeiten ändern sich.

Aber klar, Orientierung und so: „One Love“ ist jetzt gut. Viel besser als „No Discrimination“. Weil das nämlich die Fifa auf ihre Binde druckt. Und die Fifa ist böse. Durch und durch. Ist ganz einfach.

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Schwieriger wird es schon bei der Frage, ob man dem inneren Impuls folgen darf, sich über Außenseiter-Erfolge zu freuen. Also beispielsweise über den Erfolg der Saudis gegen Argentinien. Weil: Im Vergleich zu Saudi-Arabien ist Katar eine Regenbogen-Nation. Sich also mit einem Team freuen, dessen politische Führung einen Journalisten hat zersägen lassen? Nein! Schnell wieder runter mit den Jubel-Armen!

Um was für das Gewissen zu tun und eben nicht nur maulheldig Sportlern in 5000 Kilometern zu sagen, was sie zu tun haben, rein zu Rewe. Der Edel-Konzern, dessen Vertrag mit dem DFB sowieso ausgelaufen wäre, der nun aber schon die Zusammenarbeit während der WM beendet. Tue Gutes und rede darüber. Dann mal bei den Menschenfreunden ein Kilo Hähnchenschenkel für 5,13 Euro kaufen. Waren garantiert glückliche Viecher, die von glücklichen Menschen gekeult wurden. Tönnies und so.

Und wer dann auf dem Nachhauseweg vom Supermarkt noch ein Obdachlosen-Magazin kauft, sollte sein Moral-Konto wieder so weit aufgeladen haben, dass ruhigen Gewissens die Abreise der deutschen Mannschaft aus diesem Schurkenstaat gefordert werden kann.

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  • P. M.
    Da ist er wieder, der Oberlehrer. Ihr Deutschen, ihr braucht den Mund gerade aufzumachen.
    Es ist wie immer, alle brauchen uns und unser Geld, wenn wir aber Kritik üben, sind wir die Bindenträger des letzten Jahrhunderts. Sowas nennt man Recht auf freie Meinung auch wenn es einem manchmal nicht passt. 😎 Herr Oberlehrer.
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  • B. L.
    Es gibt nur eine binde, für uns. Schwarz, Rot, Gold und sonst nichts.
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