Normalerweise sieht man sie kurz vor einer Fußball-Weltmeisterschaft häufig: Autos mit Deutschland-Flaggen und -Überziehern, Girlanden und Laternen in Schwarz-Rot-Gold. Bei dieser WM aber sind Deutschland-Flaggen in Würzburg bisher ein seltener Anblick. Doch kaufen die Würzburger wirklich weniger Fanartikel – und könnte das damit zusammenhängen, dass mehr als die Hälfte der Würzburger die WM komplett boykottieren wollen? Verschiedene Anbieter von Fanartikeln äußern sich.
Bei vielen Würzburger Anbietern ist die Nachfrage gering
"Die Ständer mit den Fanartikeln, sowohl innen als auch außen, stehen immer noch genauso da wie letzte Woche, als wir sie bekommen haben", sagt ein Mitarbeiter von Woolworth. Das bestätigt auch Diana Schönfeld, Referentin der Unternehmenskommunikation des Unternehmens: "Unsere Vertriebsteams nehmen grundsätzlich eine schwächere Nachfrage nach WM-Artikeln wahr. (...) Die Gründe sind vielfältig und sicherlich eine Kombination aus Pandemieangst, politischer Einstellung und der Tatsache, dass in der Vorweihnachtszeit andere Prioritäten als Fußball gesetzt werden."
Auch beim Euroshop in der Kaiserstraße ist die Nachfrage gering. "Ich habe erst einer Kundin WM-Artikel verkauft. Diese wollte aber gleich zehn Stück und hat nach mehr nachgefragt", sagt die Verkäuferin Valeria Hanselmann. Die Kundin sei aber nur eine von insgesamt zwei gewesen, die etwas aus dem Fanartikel-Sortiment kaufen wollten. Auch Hendrik Beus-Schwarz, Geschäftsführer des Euroshops, sieht einen Rückgang der Nachfrage: "Wir bieten die Artikel im gleichen Umfang an wie in den letzten Jahren, die Nachfrage ist aber geringer." Die Gründe dafür liegen auch für ihn in einer Mischung aus der Jahreszeit, der politischen Situation und der Berichterstattung über die WM.
Lars-Gunnar Schad, Filialleiter von Tedi in der Sanderstraße sieht eine große Veränderung im Kaufverhalten: "Dieses Jahr wurde bei uns noch kein Fanartikel verkauft, und es hat auch noch kein Kunde nachgefragt." Das läge aber nicht am Sortiment, das genauso groß wie sonst auch sei. "Bei den letzten Weltmeisterschaften haben die Leute schon viel früher und auch viel mehr eingekauft."
Decathlon entscheidet sich, die WM nicht aktiv zu bewerben
Der Non-Food-Discounter Action bietet deutschlandweit nur ein kleines Sortiment an Fan-Artikeln an. "Bei der Sortimentsgestaltung richten wir uns unter anderem nach den Bedürfnissen und Wünschen unserer Kundinnen und Kunden. Daher bieten wir auch in diesem Jahr eine kleine Auswahl an Fanartikeln an", sagt Action-Pressesprecherin Annika Büschken. Die Nachfrage für dieses kleine Sortiment wäre insgesamt relativ hoch. Darüber, ob das auch in der Würzburger Filiale der Fall ist, kann sie keine Auskunft geben.
Der Sportartikel-Fachmarkt Decathlon wiederum hat sich entschieden, dieses Jahr keine Trikots und Fußballartikel zu verkaufen, die sich auf die Weltmeisterschaft beziehen. "Wir nehmen die öffentliche Kritik zum Austragungsort und den vor Ort herrschenden Bedingungen sehr ernst", sagt Hanna Beck, Pressesprecherin von Decathlon. Natürlich würden sie weiterhin die Fußballprodukte ihres Sortiments verkaufen, ein Anstieg der Verkaufszahlen sei dabei aber nicht festzustellen. Das Sportgeschäft will mit seinem Waren-Angebot Stellung beziehen: "Von einem konkreten Bezug zur Fußball-WM sehen wir ab, um Haltung zu zeigen."