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Fussball: WM
Kommentar zum Verbot der One-Love-Binde bei der WM und dem kuschenden DFB: "Für etwas einzustehen, bedeutet auch, mögliche Konsequenzen zu tragen"
Der Deutsche Fußball-Bund hätte ein  Zeichen setzen können. Statt sich aber dem Druck der Fifa entgegenzustellen, knickt man viel zu schnell ein, meint unser Autor.
Aus Angst vor Sanktionen wird auch der Kapitän der deutschen Nationalmannschaft, Manuel Neuer, ohne die One-Love-Binde auflaufen.
Foto: Christian Charisius, dpa | Aus Angst vor Sanktionen wird auch der Kapitän der deutschen Nationalmannschaft, Manuel Neuer, ohne die One-Love-Binde auflaufen.
Tilmann Mehl
 |  aktualisiert: 15.07.2024 10:21 Uhr

Eine Mannschaft wegen eines derart profanen Symbols wie der bunten Kapitänsbinde sanktionieren zu wollen, zeigt einmal mehr, wie entrückt die Fifa ist. Es ist eine lächerliche Entscheidung. Kaum besser aber ist die Haltung der Teams, wegen der angedrohten Bestrafung einzuknicken.

Der Deutsche Fußball-Bund hatte es sich unter Präsident Bernd Neuendorf zur Aufgabe gemacht, glaubhaft für Werte einzustehen. Für etwas einzustehen, bedeutet auch, mögliche Konsequenzen zu tragen. Hier haben es sich der DFB und die anderen europäischen Verbände nun viel zu leicht gemacht. Die Fifa hatte ihnen durch ihre absurde Entscheidung das Tor weit geöffnet, ein weithin sichtbares Zeichen zu setzen. Erst durch sein Verbot hat der Weltverband den Blick der Fußballwelt auf dieses kleine Stück Stoff gelenkt.

Es wäre die Möglichkeit gewesen, den Ankündigungen – die im Nachhinein als Sonntagsreden erscheinen – Taten folgen zu lassen. Wären die Kapitäne bereits gelbvorgewarnt auf das Feld gegangen, wäre eine Öffentlichkeit geschaffen worden, die ansonsten kaum vorzustellen gewesen wäre. Um Sichtbarkeit muss es bei Symbolen gehen. Ansonsten sind sie nicht mehr als das Bewusstsein beruhigende Talismänner.

Selbstverständlich ist die deutsche Nationalmannschaft vorwiegend zum Fußballspielen in Katar. Es ist nicht ihr Fehler, dass sie von einem Haufen korrupter Männer in einen autokratischen, die Menschenrechte verletzenden Staat geschickt wurde. Allerdings hatte der Verband lange genug Zeit, sich auf diese Gemengelage vorzubereiten. Oliver Bierhoff hat am Samstag noch berechtigterweise Kritik an der Fifa geäußert, weil diese kurzfristig selbst Kapitänsbinden mit Kalendersprüchen aus dem Fundus für inhaltlich entkernte Weisheiten gezaubert hatte. „Football unites the world“ (Fußball vereint die Welt) steht auf den Binden.

Allerdings war es auch arg kurzsichtig von den Verbänden, sich im Vorhinein nicht mit möglichen Konsequenzen für ihren kollektiven Ungehorsam zu beschäftigen. Mit einer gemeinsamen Aktion wäre in Katar tatsächlich mehr möglich gewesen, als mit einer bunten Binde und der Aufschrift „One Love“ aufzulaufen. Es wäre das sichtbare Einstehen für Werte gewesen. Das wäre tatsächlich ein Zeichen für Unterdrückte und Misshandelte gewesen. Ein wenig Solidarität mit denen, die weit Schlimmeres fürchten müssen als eine Gelbe Karte. So aber gibt es nur Verlierer. Die rigide Fifa, den einknickenden DFB und all jene, für die ein Zeichen des Mitgefühls tatsächlich bedeutend gewesen wäre.

 
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