
Sehr geehrter Herr Landrat Habermann,
wahrscheinlich sind Sie überrascht, dass Sie heute Post bekommen – wo Sie das Thema, dessentwegen ich Ihnen schreibe, doch eigentlich gar nichts mehr angeht.
Wenn das nächste Mal im Landkreis Rhön-Grabfeld gewählt wird, sind Sie 69. Und Sie haben erst dieser Tage erklärt, dass Sie nicht noch einmal kandidieren werden. Neu ist, dass Sie nach dem jüngsten Beschluss des bayerischen Kabinetts noch einmal kandidieren dürften. Bislang war ja mit 67 Schluss, so wollte es das Kommunalwahlrecht.
Aber mal ehrlich, Herr Habermann, war diese Obergrenze je sinnvoll?
Konrad Adenauer wurde mit 73 Jahren Kanzler – und blieb es bis 87. Mit Pragmatismus und Weitsicht verhalf er Deutschland nach dem verlorenen Krieg zu Frieden und Freiheit. US-Präsident Joe Biden ist gerade 80 geworden und steht einer Weltmacht vor – ein Greis, und doch macht dieser alte Mann in diesen Tagen große Politik. Dass er im nächsten Jahr noch einmal zur Wahl antritt, gilt mittlerweile als sicher.

Wie finden Sie vor diesem Hintergrund, dass man in Bayern Politikerinnen und Politiker auf dem Land bislang mit 67 in Rente schickte, ob sie denn wollten oder nicht?
Man sagte mir, Sie seien ein Schelm und im Zweifel um keinen Spruch verlegen. Legendär Ihre Wutrede während der Corona-Pandemie auf das Versagen des Staates, gipfelnd in den Sätzen: "Wir stehen in den Impfzentren bereit und müssen Däumchen drehen. Aber die Minister besuchen eine Talksendung nach der anderen, um eine Show abzuziehen. Wenn ich Kanzler wäre, würde ich meinen Ministern solche hochbezahlten Shows verbieten."
Ach, Herr Habermann, ich wünschte, wir hätten heute mehr Politiker, die Klartext sprechen und sich nicht hinter irgendwelchen Floskeln und Phrasen verstecken. Den Kollegen der "Süddeutschen Zeitung", auch das wurde mir zugetragen, sollen Sie regelmäßig als Sparringspartner dienen, wenn die gerade mal wieder ein flottes Landrat-Zitat oder ein launiges Bonmot brauchen. Wer sagt mir also, dass Ihre Ankündigung, 2026 als Landrat aufzuhören, nicht ein bisschen Koketterie war?
Wer 67 oder älter war, wurde im Zweifel in den Landtag abgeschoben
Ich habe Sie gegoogelt, wie man das heute so macht, wenn man mehr über jemanden erfahren will. Zu Ihrem 60. Geburtstag sagten Sie, Sie fühlten sich wie Ende 30. Zu Ihrem 65. sagten Sie, Sie fühlten sich wie ein Endvierziger. Fit genug also, um noch einmal eine Amtszeit draufzupacken.
Vielleicht standen Sie ja sogar Pate für den Beschluss der Staatsregierung, die Altersgrenze jetzt aufzuheben? Ich habe nie verstanden, warum man nebenamtlichen Bürgermeistern zutraut, bis über 80 im Amt zu bleiben, und bei hauptamtlichen mit 67 Schluss sein soll, nur weil sie vor dem Gesetz als Beamte gelten. Aber wenn ich Sie richtig verstanden habe, sehen Sie es ähnlich. Sie gehen sogar noch einen Schritt weiter: Wer mit 67 als Landrat oder Oberbürgermeister ausscheidet, könne danach immer noch in den Landtag. Als komme es dort nicht so sehr darauf an.
Wissen Sie, Herr Habermann, ich mag Leute, die sich und Ihre Fähigkeiten richtig einschätzen und die wissen, wann es Zeit ist zu gehen. Diesen Zeitpunkt sollten sie aber schon selbst bestimmen und sich nicht von einer längst überholten Altersgrenze diktieren lassen. In einer Demokratie regelt sich das doch ohnehin von selbst. Wenn die Menschen jemanden nicht mehr wollen, können sie ihr Kreuzchen anderswo machen.
Ein Bürgermeister, eine Landrätin wird schließlich nicht für Leistungen gewählt, die hinter ihnen liegen, sondern für das, was man sich in der Zukunft von ihnen erhofft. Zugleich – korrigieren Sie mich – wird es auf dem Land immer schwieriger, Bürgermeisterinnen und Bürgermeister zu finden. Selbst hauptamtliche, die es in Bayern schon in Kommunen mit 5000 oder gar nur 1000 Einwohnern gibt.
Für den Fußballtrainer Otto Rehhagel gab es kein Alt und Jung
Ein berühmter Fußballtrainer – ich glaube, es war Otto Rehhagel – sagte in seiner kauzigen Art einmal, auf dem Fußballplatz gebe es keine alten und jungen Spieler. Es gebe nur gute und schlechte. So ist es in den Rathäusern und Landratsämtern auch.
Alter ist ohnehin relativ. Es gibt 70-Jährige, die im Kopf agiler, beweglicher und letztlich jünger sind als andere mit 30. Alter sollte nicht das entscheidende Kriterium sein, sondern der Biss und der Schmiss, der Elan und das Können. Also, Herr Habermann, vielleicht überlegen Sie es sich ja doch noch einmal. Für die Jagd und fürs Wurstmachen bleibt Ihnen auch so genug Zeit. Vielleicht hängen Sie ja noch eine Periode dran. Was tun sonst mit all den Rentenjahren?
Mit herzlichen Grüßen
Eike Lenz, Redakteur
Ihre Themen sind ein Abarbeiten...
Denn wenn alle Bürgermeister, Landräte, Landtags- und Bundestagsabgeordneten und Ministerpräsidenten ihr Am so ausüben würden wie Thomas Habermann, dann wäre schon viel gewonnen in Deutschland.
Der selbstherrliche Sonnenkönig Markus Söder sollte bei seinen "Parteifreund "Thomas Habermann mal ein Jahr lang in die Schule gehen und sich nicht immer selbst als den "Allwissenden" darstellen und nur auf die Politiker der anderen Parteien "draufhauen" .