
Sehr geehrter Herr Volk,
seit 2020 sind Sie nun Vorsitzender des SV Heidingsfeld. Woche für Woche kämpfen Ihre Fußball-Mannschaften auf dem Platz um Tore und Punkte, doch seit fast zwei Wochen kämpfen sie gemeinsam darum, dass ihr Mitspieler Kelvin hier in Deutschland bleiben darf.
Es ist absurd, dass er und Sie überhaupt darum kämpfen müssen. In nur vier Jahren hat Osaivbie Ekogiawe, genannt Kelvin, nachdem er aus Nigeria geflohen und in Würzburg angekommen war, die Schule abgeschlossen. Hat eine Ausbildung begonnen sowie Freundin, Freunde und Bekannte gefunden. Und das alles auch, weil Ihr Verein ihm einen festen Halt gegeben hat.
Der SV Heidingsfeld ist einer von rund 87.000 Sportvereinen in Deutschland. Durch ihn hat Kelvin unser Land und seine Leute wohl besser kennengelernt, als ihm es ein Kurs jemals vermitteln könnte. Sport, und besonders Fußball, der fast überall gespielt wird, verbindet über jegliche Grenzen hinweg. Wer Fußball spielt, wird zum Kind: unbeschwert, zeitvergessen und frei von allem, was sonst so bedrückt oder bewegt. Was zählt, ist der nächste Schuss, das nächste Tor.
Schlag ins Gesicht aller, die sich um Integration bemühen und daran arbeiten
Ihr Verein hat vor fünf Jahren einen Preis für seine Integrationsarbeit erhalten. Das Foto hatten wir damals in der Zeitung. Zwei Jahre danach gab's die "Goldene Raute mit Ähre", die höchste Auszeichnung vom Bayerischen Fußball-Verband. Der Heidingsfelder Verein, so schrieb der Verband, werde "den hohen gesellschaftlichen und sportlichen Anforderungen unserer Zeit" gerecht.
Doch was sind solche Ehrungen und Urkunden tatsächlich wert? Was Vereine für unsere Gesellschaft leisten, kann gar nicht hoch genug eingeschätzt werden. Gerade sie sorgen dafür, dass sich ein neuer Mitbürger gut integrieren kann - und hier eine Zukunft findet.
Doch dann ist da eine Behörde, die aus der Ferne offenbar nur nach Aktenlage entscheidet. Sie haben es beantwortet, als Sie vergangene Woche von Kelvins drohender Abschiebung erfahren haben: Es sei "ein Schlag ins Gesicht" für alle gewesen, dass die Ausländerbehörde die Abschiebung von Kelvin angeordnet hat.
Sie wissen, was Integration tagtäglich bedeutet. Es ist nicht damit getan, Kinder und Jugendliche aus anderen Ländern und Kulturen halt mal mitspielen zu lassen. Wo das Tor steht, müssen Sie ihnen schließlich nicht zeigen. Die tatsächliche Arbeit findet nicht mit dem Ball, sondern mit den Menschen statt. Das braucht Bereitschaft, Geduld, Verständnis und Zeit – von beiden Seiten. Aber was Sie investiert haben, wurde in einer Amtsstube einfach weggestempelt.
Das Vorgehen der Behörden versteht keiner mehr
Ein Mensch wird abgeschoben, nachdem er einen Pass vorlegen kann, den er zur Aufenthaltserlaubnis braucht? Wer so entscheidet, legt ein Gesetz in heimtückischer Weise aus. Die Behörde, die das entschieden hat, hatte zuvor auch genehmigt, dass der Betreffende zur Botschaft nach Berlin fahren dürfe, um diesen Pass zu beantragen. Das versteht keiner mehr.
Wie erklären Sie es jetzt den Kindern und Jugendlichen, die in Ihrem Verein kicken? Müssen sie mit der Angst leben, in ein paar Jahren, wenn sie das, was das Gesetz von ihnen verlangt, erfüllt haben, auch auf die gleiche Art weggestempelt zu werden? Wie erklären Sie es denen, die sich mit Geduld, Verständnis und Zeit dafür eingesetzt haben, dass Kelvin auch in schwierigen Phasen, wenn's eben mal nicht so läuft, am Ball bleibt und sein Ziel, hier eine Perspektive zu haben, weiter verfolgt?
Sie wollen weiterhin dafür kämpfen, dass Kelvin bleibt. Denn er gehört inzwischen zum SV Heidingsfeld wie das Grün im Vereinswappen. Man mag es sich gar nicht vorstellen, wie viele solcher Fälle es gibt, in denen eben keine so starke Gemeinschaft wie ein Sportverein hinter einem Menschen steht und auf sein drohendes Schicksal aufmerksam macht.
Sportler zeigen einen starken Zusammenhalt über Ihren eigenen Klub hinaus
Viele Menschen haben sich in der vergangenen Woche bei Ihnen gemeldet, haben Hilfe angeboten, viele Sportvereine, nicht nur Fußballer, haben den Aufruf in den Sozialen Netzwerken weitergetragen. Auch das war ein starkes Zeichen, über Klubgrenzen hinweg. Weil viele gespürt haben, dass hier etwas Falsches passiert. Denn Kelvin ist einer von ihnen, einer von uns.
An diesem Sonntag haben Ihre Fußballer ihr nächstes Kreisliga-Spiel. Es wird, da es diesmal auswärts stattfindet, wohl ein Stück weit gewöhnlicher ablaufen als vor einer Woche. Trotzdem ist der Kampf um ihren Mitspieler noch nicht gewonnen. In gut zwei Monaten findet bei Ihnen wie in so vielen anderen Vereinen die Weihnachtsfeier statt. Vereinlerinnen und Vereinler, egal wie alt, woher und egal, was sie glauben, werden kommen. Hoffentlich bleibt kein Stuhl leer.
Herzliche Grüße
Jürgen Sterzbach, Redakteur
Doch statt den Antrag zu bearbeiten hat die Behörde so lange abgwartet, bis eine erneute Prüfung der Duldung anstand. Der vorgelegte Pass- einer der Punkte unter 25a- ist gleichzeitig ein Wegfallgrund für die Duldung.
Sich hier darauf zu berufen, die Behörde könne nicht anders handeln und führe nur aus was der Geseztgeber vorgibt ist falsch. Es hätte absolut im Ermessensspielraum gelegen, den Antrag positiv zu bescheiden.
Es stimmt, wir haben Gesetze.
Aber sollten diese Gesetze nicht der Allgemeinheit dienen und nicht schaden?
Und wenn diese Gesetze schaden, ist es nicht höchste Zeit, diese Gesetze dann zu ändern zum Wohl der Allgemeinheit.
Der junge Mann will sich redlich einbringen und lernt einen absoluten Mangelberuf.
Wie verbohrt muss man sein, einen Menschen abzuschieben, dessen Qualifikation zu Zigtausenden fehlt und in den nächsten Jahrzehnten noch mehr fehlen wird.
Ich fasse es nicht!
Vielleicht werden Sie auch mal pflegebedürftig und sind dann um jede Hand froh, die Ihnen hilft, egal welche Hautfarbe diese Hand hat.
HTH2 hat vollkommen Recht, wenn nicht dem Gesetz entschieden wird, nach was dann (Kirchenasyl, Meinung der Mainpost)?
Würde es nicht um einen Fussballer gehen , waere es vermutlich völlig egal.
Wenn Sie von vornherein am Gelingen der Ausbildung zweifeln, dann hat der junge Mann natürlich keine Chance.
Aber so werden wir natürlich erst recht in eine extreme Mangellage in vielen Berufen kommen.
Hoffentlich werden Sie persönlich dann vergeblich eine Pflegekraft suchen!
Menschenverachtend ist das Verhalten der Ausländerbehörden in Bayern. Und zwar in jeder Hinsicht, denn der Mensch zählt nicht, nur eine veraltete Einstellung und ein institutioneller Rassismus tobt sich hier aus.
Ich dachte, dass ich zumindest mit volkswirtschaftlicher Argumentation hier ein Nachdenken auslösen könnte. Aber gegen Starrsinn hilft das auch nicht.
Wenn er keinen asylgrund hat muss er abgeschoben werfen sonst können wir die Grenzen gleich abschaffen und jeden willkommen heißen.