Sehr geehrter Herr Vogel,
ich mag Politikerinnen und Politiker, die sich trauen, klare Worte auch öffentlich auszusprechen. Solche, die keine Angst haben, dabei auch mal übers Ziel hinauszuschießen. Und solche, die auch sportlich mit Kritik umgehen können, wenn es sie denn selbst mal trifft. Sie, als Landtagsabgeordneter und CSU-Kreisvorsitzender in den Haßbergen, gehören da dazu.
Zum Ausgang der Bundestagswahl haben Sie jetzt bei Facebook einen rausgehauen: "Mit Söder oder Merz wäre das nicht passiert!! Schäuble, Bouffier & Co. sind die wahren Zerstörer der Union!" schreiben Sie in einem Post, der bis Freitagmittag knapp 100-mal geteilt und 200-mal kommentiert wurde. Die meisten Leserinnen und Leser stimmen Ihnen zu. Einzelne reagieren aber verstört ob der öffentlichen Bühne, auf der sie agieren: "Das bringt uns jetzt weiter, Steffen?", fragt der CSU-Bundestagsabgeordnete Alexander Hoffmann rhetorisch.
Ja, schon, würde ich sagen. Sowohl die CDU als auch die CSU sollten die Diskussion über die Gründe dieser doch heftigen Niederlage in aller Offenheit führen. Das ist Demokratie.
Die Art und Weise, wie Wolfgang Schäuble und Volker Bouffier den Kanzlerkandidaten Armin Laschet letztlich im CDU-Vorstand durchgedrückt haben, war in der Tat unterirdisch. Doch dass die Union mit Friedrich Merz besser gefahren wäre, möchte ich bezweifeln. Für das neoliberale Programm der 90er Jahre gibt es keine Mehrheiten mehr.
Und Markus Söder? Ob ein bayerischer Franke im Norden am Ende wirklich gezogen hätte? Da bleiben mir ein paar Restzweifel. Sicher aber ist, der Ministerpräsident hätte eine ganz andere Wahlkampf-Dynamik entfacht. Und ja: Alle Umfragen sprachen für Söder. Den Scherbenhaufen für die CSU hätte er allemal verhindert.
Zur Wahrheit gehört aber auch, dass die CSU am schlechten Wahlergebnis der Union eine gehörige Portion Mitverantwortung trägt. Bis heute konnte mir zum Beispiel kein CSU'ler erklären, warum man nicht einfach drei, vier Wochen vor dem Laschet/Söder-Showdown eine Mitgliederbefragung in der Union gefordert hat, um den Kanzlerkandidaten zu bestimmen. Da hätte niemand ernsthaft widersprechen können. Offenbar war sich Söder seiner Sache doch nicht so sicher.
Was Söder von Esken und Kühnert hätte lernen können
Dass sich der "Kanzlerkandidat der Herzen" nach der Personalentscheidung wenig loyal gegenüber Laschet verhalten hat, mag man menschlich verstehen, professionell war es nicht. Von der legendären Geschlossenheit der Union war bis kurz vor Wahlkampf-Ende nichts zu merken. Schlimmer noch: Ausgerechnet Saskia Esken und Kevin Kühnert von der SPD-Linken haben Söder vorgemacht, wie Rückendeckung für einen ungeliebten Kandidaten geht.
Gelitten hat Ihre Partei schließlich auch darunter, dass sich hinter dem Ministerpräsidenten ein personelles Loch auftut. Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer etwa ist für viele in der eigenen Partei wegen des Maut-Debakels ein rotes Tuch. So hatte die CSU in Würzburg überlegt, ob man Scheuer zu einem Wahlkampf-Termin am neuen Autobahntunnel einladen sollte. Man hat es lieber gelassen, Scheuer sei kein Werbeträger. Digitalstaatsministerin Dorothee Bär haben die Delegierten beim Parteitag einen Denkzettel verpasst: 195 Gegenstimmen sind ein Wort.
Und erst recht, lieber Steffen Vogel, dürfen Sie sich bei den Parteifreunden bedanken, die mit millionenschweren Masken-Deals glaubten, ihre Abgeordneten-Diäten aufbessern zu müssen.
Aber auch inhaltlich hat die CSU die Klarheit vergangener Jahre vermissen lassen. Klimawandel und soziale Gerechtigkeit waren die Themen, die die Wählerinnen und Wählern laut Umfragen am meisten interessierten. Die Antworten der CSU waren mau, die Partei tut sich schwer mit der Jahrhundert-Aufgabe Klimaschutz: Manchem Traditionalisten geht es ja schon zu weit, wenn Markus Söder Bäume umarmt und Blumen für Bienen pflanzen lässt.
Barbara Stamm mahnt Demut im Umgang mit dem Wahlergebnis an
Nein zu einem höheren Mindestlohn sagen, aber dann eine höhere Pendlerpauschale fordern, versteht auch nicht jeder. Barbara Stamm, CSU-Urgestein aus Unterfranken, hat beklagt, die Partei habe das Soziale zu sehr aus den Augen verloren.
Zudem hat Stamm Demut im Umgang mit dem Wahlergebnis angemahnt. Ein guter Ratschlag, den ich Ihnen und ihren Parteifreunden für die Aufarbeitung der Bundestagswahl ans Herz lege. Ja, regen Sie sich auf, sprechen Sie die ungeklärten (Personal-)Fragen an. Aber seien Sie dabei ehrlich zu sich selbst, verschweigen Sie die eigenen Defizite nicht. Je lebendiger die CSU diskutiert, desto besser wird sie die Krise überstehen.
Beste Grüße aus Würzburg
Michael Czygan, Redakteur
Von der unsäglich dumpfen Unionspolitik der letzten Jahre haben Viele einfach genug und ein Wechsel war dringend geboten.
Ob da jetzt ein Herr Vogel mit dem Ergebnis zufrieden ist oder nicht ist nebensächlich.
Jetzt aber irgendwelche Personen als Sündenböcke auszudeuten, ja, das ist genau der schäbige Politikstil, von dem die Bevölkerung einfach die Schnauze voll hatte.
Aufrechte und ehrliche Politik ist derzeit hoch im Kurs und wird erwartet.
Abér bei ehrlich und aufrecht denke ich weder an einen Merz, und schon garnicht an den Meister der Hinterfotzigkeit aus Nürnberg.
Herr Vogel, eine Absturzanalyse würde Sinn machen, aber Ihre Schuldzuweisungen sind Ausdruck genau der Überheblichkeit, welche viele Bürgenden nicht mehr ertragen wollen.
Dass Laschet nicht gut ankommt, hat die Basis beider Parteien VOR der Nominierung deutlich zum Ausdruck gebracht.
Die CDU-Führung wollte nicht klein bei geben.
Selbst Stammwähler gaben dieses Jahr wegen Laschet (schlimmer als sein katastrophaler Lacher dürfte seine Gesamterscheinung sein) der CSU nur widerwillig die Zweitstimme.
Einige haben das Kreuz dann eben woanders gemacht.
Es ist die Mitschuld der Kanzlerin, die es über Jahre versäumte, für eine evtl. Nachfolge dementsprechend eine Person aufzubauen. Sie befreite die Partei von vielen fähigen Köpfen und zurück blieben Ja Sager und Abnicker. Wer das erkannt hat und sich zu Eigen machte, das war Olaf Scholz, der die Merkel 2.0 mimte und Erfolg hatte.
Und jetzt reden Sie von einer "Zukunftskoalition" absolut lachhaft.
Verantwortlich, als kleinerer Partner?
Vermutlich hätte es nur eine noch stärkere Fehlentwicklung gegeben ohne diesen Partner.
Ohne SPD in der Regierung gäbe es in Deutschland immer noch keinen Mindestlohn sondern noch sklavenähnliche Ausbeutung.
Die bayrische Regionalpartei hat schon lange keine bundespolitische Kompetenz mehr. Mit dem Versagertrio Scheuer, Dobrindt, Bär und Co ist kein Staat mehr zu machen. Auch die CSU Hinterbänkler Lehrieder&Co reißen niemanden vom Hocker.
Inhaltlich hat die CSU nichts zu bieten. Leere und laute Sprüche des Vorsitzenden zerplatzen wie die Träume von Bavaria ohne und Lufttaxis.
Mein Ratschlag an die unchristliche und unsoziale bayrische Wählerunion: zieht euch aus der Bundespolitik zurück, entfilzt Euch und baut neues Vertrauen auf. Erfolgreich könnt ihr sein, wenn ihr das ohne einen zu Schmutzeleien und krankhaften Ehrgeiz neigenden Parteivorsitzenden mit charakterlichen Schwächen macht.
Ich würde aber nur mit einem halben Auge lachen können, weil die dafür notwendigen Kompromisse Deutschland nicht weiter bringen würden; das gilt im Verhältnis FDP (der Nutznießerin der CDU-Schwäche) zu SPD übrigens ebenso.
Dass der Stillstand abgewählt worden sei....?
na dann schauen wir doch mal, wie es die "Ampel-Regierung" nun besser macht!?
An den Preisen für Kraftstoff merken wir es ja schon leicht, und werden es noch deutlicher spüren!
Was hat denn die weltweite Nachfrage nach Öl mit dem Wahlergebnis zu tun?
Dass weltweit steigende Rohstoffpreise, auf Grund einer sich nach Trampel erholenden Weltwirtschaft, sich an Tankstellen widerspiegeln kann von einer deutschen Regierung nur marginal beeinflusst werden.
Und wen sonst als diese drei Parteien einer möglichen Ampel Koalition sehen Sie denn beauftragt eine neue deutsche Regierung zu bilden?
Auf eine Antwort bin ich jetzt aber gespannt.
Auch ein E-Auto funktioniert für uns derzeit noch nicht wirklich!
Bzw. stellt sich mir eben auch die Frage: ist dies wirklich eine Alternative, oder geben wir die gesamten Schadstoffe nicht nur an ärmere Länder weiter? Es spricht immer noch viel dagegen!
Ja, ich bin auch der Ansicht, daß zu viel Zeit vertan wurde, um nachhaltiger zu wirtschaften!
Aber kann ein "OTTO-NORMAL-VERBRAUCHER" wirklich noch mehr steuerlich belastet werden? Kann er dies noch verkraften?
Und nein, es gibt mit dem Wahlergebniss keine andere Option als Ampel
Aber von eindeutigem AUFTRAG des Wählers kann doch nun wirklich nicht gesprochen werden!
Eindeutig....müssten schon ein paar Prozente mehr sein!