Die Parole am Sonntagabend war klar: Führende Vertreterinnen und Vertreter der CSU formulierten trotz der Verluste von über sieben Prozent einen Regierungsanspruch, so auch die wiedergewählten Wahlkreisabgeordneten aus Unterfranken. Jamaika müsse das Ziel sein, betonte beispielsweise Alexander Hoffmann, der Main-Spessart auch künftig in Berlin vertritt. Eine SPD-geführte Regierung müsse verhindert werden, die Partei habe die "falschen Rezepte", um Wohlstand zu sichern.
Ähnlich äußerte sich Digital-Staatsministerin Dorothee Bär. Obwohl sie persönlich in ihrem Wahlkreis Bad Kissingen sogar satte zwölf Prozent an Erststimmen verlor, möchte auch sie gerne weiter an der Macht bleiben. Bär sprach von einem Regierungsauftrag für die Union und Armin Laschet: "Die Leute hierzulande wollen kein Linksbündnis." Auch Anja Weisgerber, wiedergewählte Abgeordnete in Schweinfurt, plädierte bei Facebook für ein Regierungsbündnis mit Grünen und FDP.
Am Montagmittag allerdings rudert Parteichef Markus Söder schon zurück. Man wolle Grünen und Liberalen ein Gesprächsangebot machen, heißt es vom bayerischen Ministerpräsidenten. Von einem zwingenden Regierungsanspruch ist keine Rede mehr. Gerhard Eck, der unterfränkische CSU-Bezirkschef, äußert sich mit leichter Ironie: "Ich finde nicht, dass sich aus unserem Ergebnis eindeutig der Anspruch auf den ersten Platz herauslesen lässt." Unter Demokraten müsse man gesprächsbereit sein, so Eck, aber allzu viele politische Leitlinien aufzugeben, nur um regieren zu können, sei der falsche Weg.
Eberth: CSU soll sich in der Opposition erneuern
Viele an der CSU-Basis gehen sogar noch weiter: Er sehe CDU und CSU in Berlin lieber in der Opposition, um den "wünschenswerten Erneuerungsprozess" voranzutreiben, sagt Landrat Thomas Eberth, der Kreisvorsitzende von Würzburg-Land. Dafür spreche neben dem Ergebnis von Olaf Scholz auch die Wechselstimmung in der Gesellschaft, die man im Wahlkampf wahrgenommen habe. Eberth: "Der Union würde es gut tun, sich zu erneuern und in vier Jahren dann die Wählerinnen und Wähler aus der Opposition heraus zu überzeugen."
Vogel: Union hat aufs falsche Kandidaten-Pferd gesetzt
Der Landtagsabgeordnete Steffen Vogel, Kreisvorsitzender in den Haßbergen, gibt sich leidlich desillusioniert: "Ich gehe nicht davon aus, dass Armin Laschet Kanzler wird", sagt er am Montag. Grüne und SPD hätten viel mehr Gemeinsamkeiten als Grüne und Union. CDU und CSU müssten sich nun eben mit der Oppositions-Rolle abfinden.
Die Ursache für das "schlechteste Abschneiden in der Geschichte" ist für Vogel eindeutig: "Wir haben aufs falsche Kandidaten-Pferd gesetzt." Laschet habe für einen "Scherbenhaufen" in der Union gesorgt, "mit Friedrich Merz oder Markus Söder wären wir ganz anders dagestanden". Er persönlich habe zwar im Wahlkampf für Laschet als das "kleinere Übel im Vergleich zu Scholz und Baerbock" geworben, aber viele klassische Unionswähler seien diesen Weg nicht mitgegangen.
Eck: Laschet hat zuletzt eine gute Figur gemacht
Ganz so negativ möchte Gerhard Eck den Unions-Kanzlerkandidaten nicht bewerten: Dieser habe in den Fernseh-Triellen und in seinen Reden gerade im Endspurt durchaus ein gute Figur gemacht. Die Ursachenforschung müsse tiefer gehen, als sich lediglich an Armin Laschet abzuarbeiten, sagt der Innenstaatssekretär. Wo es konkret Verbesserungsbedarf gebe, müsse man "tiefgründig" erforschen. Vor schnellen Antworten solle sich die Partei hüten.
Stamm: Soziale Inhalte nicht vernachlässigen
Eine ausführliche Analyse empfiehlt auch CSU-Urgestein Barbara Stamm ihrer Partei. "Das Ergebnis ist bitter", so kommentiert die langjährige Landtagspräsidentin, Sozialministerin und Vize-Parteivorsitzende das Abschneiden der Union. "Es ist zwar nicht alles schlecht", sagt Stamm mit Blick auf den Gewinn von 45 der 46 bayerischen Direktmandate. Andererseits frage sie sich auch, ob "unser Angebot immer das Richtige für die Lebenswirklichkeit vieler Bürgerinnen und Bürger ist".
Defizite sieht die Sozialpolitikerin Stamm bei sozialen Themen wie Pflege und Krankenversorgung. Diese würden in der Partei leider allzu oft nur am Rande diskutiert. "Das müssen wir wieder ändern." In diesem Zusammenhang sei es ermutigend, dass ausgerechnet die Sozialpolitikerin Emmi Zeulner, die den Wahlkreis Kulmbach/Coburg vertritt, mit 47,8 Prozent das beste CSU-Erststimmenergebnis erzielte.
Parteichef Markus Söder nehmen die befragten CSU-Vertreterinnen und -Vertreter von ihrer Kritik aus. "Ein paar Sticheleien gegen Armin Laschet weniger hätten sicher nicht geschadet", heißt es lediglich hinter vorgehaltener Hand. Ansonsten aber stehe Söder "unangefochten an der Spitze", betonen Eck, Stamm und Vogel unisono. Vor vier Jahren noch, als die CSU bei der Bundestagswahl in Bayern auf 38,9 Prozent der Stimmen absackte, wurden die Rücktrittsforderungen an den damaligen Ministerpräsidenten und Parteichef Horst Seehofer immer lauter, Söder muss solche trotz 31,7 Prozent nicht befürchten.
Schlier: Bär, Dobrindt und Scheuer sollen gehen
Allerdings wird Kritik am Personal in der zweiten Reihe laut. Die CSU-Spitzenkandidaten Alexander Dobrindt und Dorothee Bär hätten in der abgelaufenen Legislaturperiode "nichts gerissen", sagte Konrad Schlier, der Bürgermeister von Bergtheim (Lkr. Würzburg), schon vor der Wahl. Jetzt ergänzt er: "Andy Scheuer sollte auch gehen." Es bedürfe einer "Neuaufstellung" in der Opposition, fordert Schlier, der seit 30 Jahren CSU-Mitglied ist. Inhaltlich wünscht sich der Bürgermeister mehr Mut, auch Umweltthemen engagiert anzugehen. "Klimaschutz ist kein Privileg der Grünen." CSU-Kommunalpolitikerinnen und -politiker wüssten das, von ihnen könnten die Parteifreunde in Berlin und München noch lernen.
(Mitarbeit: Thomas Fritz)
Da muss doch der Einfältigste kapieren, welche Meinung über ihn besteht. Mit einem Funken Rückgrat, Verstand und einem Spiegel muss man dann zum Entschluss kommen: Ich höre auf mit diesem Job, den ich eh nicht kann bzw richtig mache.
Hmh….. aber was mach ich dann? Ach die schöne Pension…. Dann müsst Ich vielleicht was Richtiges arbeiten?!
„Ironie aus“
Direkt nach der Wahl ist die Reaktion verständlich, aber nach einer Nacht wäre es angemessen zu erkennen wo man gelandet ist!
Zur Ehrrettung mus aber konstatiert werden, dass die Aktion der Freien Wähler und der Querdenkerparteirn der CSU massiv geschadet haben! Zudem auch die Berichterstattung und Kommentare in der Presse und Talk-Shows!
Und ein Punkt erscheint mir sehr wichtig! Ein Objektiver, den die meisten hier nicht sehen! Scheuer mag ich auch nicht, aber auf die Maut zu reduzieren ist zu kurzsichtig! Für Bayern war er erfolgreich! Auch Frau Bär! Ich wette dass keiner hier weiß, was sie geleistet hat! Und das hängt auch mit der Presse und dem Rockzipfel von Angela zusammen! Kaum eine Abgeordnete war fleißiger!
Von Dobrindt … hm… als Fraktionschef abgearbeitet und blass. Keiner hat geschlafen!
Pauschale Verurteilungen sind nicht angezeigt! Draufhauen ist so einfach und zu billig!
Im Gegensatz zu ihrem geliebten MP Söder hat Bär so eine Meinung, eine ganz schöne Chupze hat die Frau!
Da stimme ich Ihnen uneingeschränkt zu. Es weiß tatsächlich keiner, was sie geleistet hat. Daher ist es auch gut, dass sie sich in Zukunft woanders abarbeiten kann, wo es nicht schlimm ist, wenn keiner merkt, was sie leistet.
den satz liest man immer wieder.
was fehlt sind die aufzählungen der wirklichen leistungen, also was man im bund, land oder wahlkreis wirklich erreicht hat.
Keiner der drei hat ein Ministeramt verdient!
Bei der FDP rechne ich mit allem...
Erinnert mich massiv an die römische Kirche im Mittelalter.
Wenn die Menschen nicht so spuren,wie s die Mächtigen gerne hätten, dann muss man den Leuten eben Angst machen.
Vor dem Fegefeuer, den Kommunisten, den üblen roten Socken, oder auch einfach nur vor völligem Chaos und Verderben.
Vier Jahre Opposition ist das Mindeste, was ich Bär, Scheuer und Gesinnungsgenossen wünsche.
Leider ist die SPD diesbezüglich nur keinen Deut besser. Der Wählende wollte eine Veränderung. Die wird kommen, nein sie muss kommen.
Aber Meister Scholz wird einige Minister bekommen, welche der SPD so gar nicht schmecken werden.
Die CDU/CSU muss sich neu erfinden und meiner Meinung nach wäre es der richtige Zeitpunkt, für die CSU bundesweit anzutreten. Mit der schlaffen CDU wird das nichts mehr.