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Würzburg/Schweinfurt
Es rumort an der CSU-Basis in Unterfranken: Rückzug von Bär, Dobrindt und Scheuer gefordert
Die Vorderen in der CSU, allen voran die gewählten Abgeordneten, wollen weiter regieren. Warum das an der CSU-Basis in Unterfranken nicht alle für eine gute Idee halten.
Die CSU feierte am Sonntag in Unterfranken die gewonnenen Direktmandate - im Bild zu sehen ist Anja Weisgerber bei der Wahlparty in Volkach (Lkr. Kitzingen). Über den künftigen Kurs der Partei in Berlin gibt es derweil unterschiedliche Auffassungen. 
Foto: Peter Pfannes | Die CSU feierte am Sonntag in Unterfranken die gewonnenen Direktmandate - im Bild zu sehen ist Anja Weisgerber bei der Wahlparty in Volkach (Lkr. Kitzingen).
Michael Czygan
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:47 Uhr

Die Parole am Sonntagabend war klar: Führende Vertreterinnen und Vertreter der CSU formulierten trotz der Verluste von über sieben Prozent einen Regierungsanspruch, so auch die wiedergewählten Wahlkreisabgeordneten aus Unterfranken. Jamaika müsse das Ziel sein, betonte beispielsweise Alexander Hoffmann, der Main-Spessart auch künftig in Berlin vertritt. Eine SPD-geführte Regierung müsse verhindert werden, die Partei habe die "falschen Rezepte", um Wohlstand zu sichern.

Ähnlich äußerte sich Digital-Staatsministerin Dorothee Bär. Obwohl sie persönlich in ihrem Wahlkreis Bad Kissingen sogar satte zwölf Prozent an Erststimmen verlor, möchte auch sie gerne weiter an der Macht bleiben. Bär sprach von einem Regierungsauftrag für die Union und Armin Laschet: "Die Leute hierzulande wollen kein Linksbündnis." Auch Anja Weisgerber, wiedergewählte Abgeordnete in Schweinfurt, plädierte bei Facebook für ein Regierungsbündnis mit Grünen und FDP.

Am Montagmittag allerdings rudert Parteichef Markus Söder schon zurück. Man wolle  Grünen und Liberalen ein Gesprächsangebot machen, heißt es vom bayerischen Ministerpräsidenten. Von einem zwingenden Regierungsanspruch ist keine Rede mehr. Gerhard Eck, der unterfränkische CSU-Bezirkschef, äußert sich mit leichter Ironie: "Ich finde nicht, dass sich aus unserem Ergebnis eindeutig der Anspruch auf den ersten Platz herauslesen lässt." Unter Demokraten müsse man gesprächsbereit sein, so Eck, aber allzu viele politische Leitlinien aufzugeben, nur um regieren zu können, sei der falsche Weg.

Eberth: CSU soll sich in der Opposition erneuern

Viele an der CSU-Basis gehen sogar noch weiter: Er sehe CDU und CSU in Berlin lieber in der Opposition, um den "wünschenswerten Erneuerungsprozess" voranzutreiben, sagt Landrat Thomas Eberth, der Kreisvorsitzende von Würzburg-Land.  Dafür spreche neben dem Ergebnis von Olaf Scholz auch die Wechselstimmung in der Gesellschaft, die man im Wahlkampf wahrgenommen habe. Eberth: "Der Union würde es gut tun, sich zu erneuern und in vier Jahren dann die Wählerinnen und Wähler aus der Opposition heraus zu überzeugen."

Vogel: Union hat aufs falsche Kandidaten-Pferd gesetzt

Der Landtagsabgeordnete Steffen Vogel, Kreisvorsitzender in den Haßbergen, gibt sich leidlich desillusioniert: "Ich gehe nicht davon aus, dass Armin Laschet Kanzler wird", sagt er am Montag. Grüne und SPD hätten viel mehr Gemeinsamkeiten als Grüne und Union. CDU und CSU müssten sich nun eben mit der Oppositions-Rolle abfinden.

Die Ursache für das "schlechteste Abschneiden in der Geschichte" ist für Vogel eindeutig: "Wir haben aufs falsche Kandidaten-Pferd gesetzt." Laschet habe für einen "Scherbenhaufen" in der Union gesorgt, "mit Friedrich Merz oder Markus Söder wären wir ganz anders dagestanden". Er persönlich habe zwar im Wahlkampf für Laschet als das "kleinere Übel im Vergleich zu Scholz und Baerbock" geworben, aber viele klassische Unionswähler seien diesen Weg nicht mitgegangen.

Eck: Laschet hat zuletzt eine gute Figur gemacht 

Ganz so negativ möchte Gerhard Eck den Unions-Kanzlerkandidaten nicht bewerten: Dieser habe in den Fernseh-Triellen und in seinen Reden gerade im Endspurt durchaus ein gute Figur gemacht. Die Ursachenforschung müsse tiefer gehen, als sich lediglich an Armin Laschet abzuarbeiten, sagt der Innenstaatssekretär. Wo es konkret Verbesserungsbedarf gebe, müsse man "tiefgründig" erforschen. Vor schnellen Antworten solle sich die Partei hüten.

Stamm: Soziale Inhalte nicht vernachlässigen

Eine ausführliche Analyse empfiehlt auch CSU-Urgestein Barbara Stamm ihrer Partei. "Das Ergebnis ist bitter", so kommentiert die langjährige Landtagspräsidentin, Sozialministerin und Vize-Parteivorsitzende das Abschneiden der Union. "Es ist zwar nicht alles schlecht", sagt Stamm mit Blick auf den Gewinn von 45 der 46 bayerischen Direktmandate. Andererseits frage sie sich auch, ob "unser Angebot immer das Richtige für die Lebenswirklichkeit vieler Bürgerinnen und Bürger ist".

Barbara Stamm und Markus Söder beim Empfang zum 75. Geburtstag der ehemaligen Landtagspräsidentin und stellvertretenden Ministerpräsidentin im November 2019 in Würzburg.
Foto: ArchivSilvia Gralla | Barbara Stamm und Markus Söder beim Empfang zum 75. Geburtstag der ehemaligen Landtagspräsidentin und stellvertretenden Ministerpräsidentin im November 2019 in Würzburg.

Defizite sieht die Sozialpolitikerin Stamm bei sozialen Themen wie Pflege und Krankenversorgung. Diese würden in der Partei leider allzu oft nur am Rande diskutiert. "Das müssen wir wieder ändern." In diesem Zusammenhang sei es ermutigend, dass ausgerechnet die Sozialpolitikerin Emmi Zeulner, die den Wahlkreis Kulmbach/Coburg vertritt, mit 47,8 Prozent das beste CSU-Erststimmenergebnis erzielte.

Parteichef Markus Söder nehmen die befragten CSU-Vertreterinnen und -Vertreter von ihrer Kritik aus. "Ein paar Sticheleien gegen Armin Laschet weniger hätten sicher nicht geschadet", heißt es lediglich hinter vorgehaltener Hand. Ansonsten aber stehe Söder "unangefochten an der Spitze", betonen Eck, Stamm und Vogel unisono. Vor vier Jahren noch, als die CSU bei der Bundestagswahl in Bayern auf 38,9 Prozent der Stimmen absackte, wurden die Rücktrittsforderungen an den damaligen Ministerpräsidenten und Parteichef Horst Seehofer immer lauter, Söder muss solche trotz 31,7 Prozent nicht befürchten.

Schlier: Bär, Dobrindt und Scheuer sollen gehen

Allerdings wird Kritik am Personal in der zweiten Reihe laut. Die CSU-Spitzenkandidaten Alexander Dobrindt und Dorothee Bär hätten in der abgelaufenen Legislaturperiode "nichts gerissen", sagte Konrad Schlier, der Bürgermeister von Bergtheim (Lkr. Würzburg), schon vor der Wahl. Jetzt ergänzt er: "Andy Scheuer sollte auch gehen." Es bedürfe einer "Neuaufstellung" in der Opposition, fordert Schlier, der seit 30 Jahren CSU-Mitglied ist. Inhaltlich wünscht sich der Bürgermeister mehr Mut, auch Umweltthemen engagiert anzugehen. "Klimaschutz ist kein Privileg der Grünen." CSU-Kommunalpolitikerinnen und -politiker wüssten das, von ihnen könnten die Parteifreunde in Berlin und München noch lernen.          

(Mitarbeit: Thomas Fritz)

 
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  • Arcus
    Die CSU hat unter Söder den Abwärtstrend noch beschleunigt. Wäre Söder wirklich ein so guter Kandidat, hätte die CSU in Bayern ja dazugewinnen und nicht haushohe Verluste hinnehmen müssen. Söder hat eine große Klappe. Aber wirklich gerissen hat er nichts. Im Gegenteil, Bayern fällt immer weiter zurück. Die Coronakrise ist ein gutes Beispiel dafür. Eine Erneuerung der CSU kann es nur ohne Schmutzeleien und dem krankhaften Ehrgeiz des Parteivorsitzenden geben.
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  • Karin Gossmann-Walter
    Es war eine Bundestagswahl und keine Landtagswahl
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  • haba2908
    Der Hr Söder, die Frau Bär, Hr Scheuer und Dobrindt lesen doch auch die Kommentare ……… oder nicht ?!
    Da muss doch der Einfältigste kapieren, welche Meinung über ihn besteht. Mit einem Funken Rückgrat, Verstand und einem Spiegel muss man dann zum Entschluss kommen: Ich höre auf mit diesem Job, den ich eh nicht kann bzw richtig mache.
    Hmh….. aber was mach ich dann? Ach die schöne Pension…. Dann müsst Ich vielleicht was Richtiges arbeiten?!
    „Ironie aus“
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  • robert.erhard@gmx.de
    Man sollte wissen, wann mehr Demut und Zurückhaltung angezeigt ist und wann nicht!
    Direkt nach der Wahl ist die Reaktion verständlich, aber nach einer Nacht wäre es angemessen zu erkennen wo man gelandet ist!
    Zur Ehrrettung mus aber konstatiert werden, dass die Aktion der Freien Wähler und der Querdenkerparteirn der CSU massiv geschadet haben! Zudem auch die Berichterstattung und Kommentare in der Presse und Talk-Shows!
    Und ein Punkt erscheint mir sehr wichtig! Ein Objektiver, den die meisten hier nicht sehen! Scheuer mag ich auch nicht, aber auf die Maut zu reduzieren ist zu kurzsichtig! Für Bayern war er erfolgreich! Auch Frau Bär! Ich wette dass keiner hier weiß, was sie geleistet hat! Und das hängt auch mit der Presse und dem Rockzipfel von Angela zusammen! Kaum eine Abgeordnete war fleißiger!
    Von Dobrindt … hm… als Fraktionschef abgearbeitet und blass. Keiner hat geschlafen!
    Pauschale Verurteilungen sind nicht angezeigt! Draufhauen ist so einfach und zu billig!
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  • Karin Gossmann-Walter
    Ausser Entwicklungsminister Müller waren doch die CSU-Minister samt Staatssekretärin Bär seit Jahren zum Fremdschämen.

    Im Gegensatz zu ihrem geliebten MP Söder hat Bär so eine Meinung, eine ganz schöne Chupze hat die Frau!
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  • robert.erhard@gmx.de
    können Sie das präzisieren, damit ich Ihnen folgen kann?
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  • Karin Gossmann-Walter
    Was verstehen Sie nicht?
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  • jhuller@gmx.de
    "Ich wette dass keiner hier weiß, was sie geleistet hat!"

    Da stimme ich Ihnen uneingeschränkt zu. Es weiß tatsächlich keiner, was sie geleistet hat. Daher ist es auch gut, dass sie sich in Zukunft woanders abarbeiten kann, wo es nicht schlimm ist, wenn keiner merkt, was sie leistet.
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  • Doedi.wue
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  • grafer.andy@t-online.de
    "Ich wette dass keiner hier weiß, was sie geleistet hat!"

    den satz liest man immer wieder.
    was fehlt sind die aufzählungen der wirklichen leistungen, also was man im bund, land oder wahlkreis wirklich erreicht hat.
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  • office@reichelt-schoelch.de
    Muss man respektieren, ich habe auch keine Informationen, was D. Bär geleistet hat, nicht mal eine. Andere wohl auch nicht. Vielleicht - wenn es nicht zuviel ist, einfach nur ein Stichwort zu jedem Thema - was das war?
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  • dbuettner0815@gmail.com
    Zieht Dobrindt, Scheuer und Bär aus dem Verkehr!
    Keiner der drei hat ein Ministeramt verdient!
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  • th.faust@gmx.de
    Ich bin mir sicher, sie werden keines bekommen. grinsen
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  • Karin Gossmann-Walter
    Wie sollen die auch noch Minister werden, es wird eine Ampel kommen
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  • jutta.noether@web.de
    Na hoffentlich.
    Bei der FDP rechne ich mit allem...
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  • marent1@hotmail.de
    Auch Frau Stamm ist doch wirklich nicht glaubhaft , wenn sie von Versäumnissen in der Partei bei Pflege, Bildung etc. spricht. Sie hat das doch lange genug mitgetragen und einen falschen Weg miteingeschlagen. Das CSU -geführte Land war noch NIE Vorreiter in Sachen Inklusion, persönliches Budget, Assistenz, unterschiedlichste Pflegemodelle etc. pp....und es wird mit der Kirche gekuschelt die gemütlich ihre eigenen Rechte verteidigt und damit die Politik erpresst... Das war auch zu Frau Stamms aktiver Zeit so!
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  • gowell70@yahoo.de
    Was mir bei den christlichen Parteien echt negativ auffällt ist diese pure Überheblichkeit.
    Erinnert mich massiv an die römische Kirche im Mittelalter.
    Wenn die Menschen nicht so spuren,wie s die Mächtigen gerne hätten, dann muss man den Leuten eben Angst machen.
    Vor dem Fegefeuer, den Kommunisten, den üblen roten Socken, oder auch einfach nur vor völligem Chaos und Verderben.
    Vier Jahre Opposition ist das Mindeste, was ich Bär, Scheuer und Gesinnungsgenossen wünsche.
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  • Funkenstern
    Das Problem der CSU ist, dass keine Basis mehr vorhanden ist. Nur noch Studierte, die im Leben noch nichts geleistet und erwirtschaftet haben. Dumm in der Wahrnehmung und noch dümmer in der Aussendarstellung.
    Leider ist die SPD diesbezüglich nur keinen Deut besser. Der Wählende wollte eine Veränderung. Die wird kommen, nein sie muss kommen.
    Aber Meister Scholz wird einige Minister bekommen, welche der SPD so gar nicht schmecken werden.
    Die CDU/CSU muss sich neu erfinden und meiner Meinung nach wäre es der richtige Zeitpunkt, für die CSU bundesweit anzutreten. Mit der schlaffen CDU wird das nichts mehr.
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  • jhuller@gmx.de
    Ihre Meinung von "Studierten" ist in der Tat "...Dumm in der Wahrnehmung und noch dümmer in der Aussendarstellung. ..."
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  • Albatros
    Leider verstößt Ihr Kommentar gegen die Kommentarregeln auf mainpost.de. Wir haben den Kommentar deshalb gesperrt.
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