An diesem Freitag beginnt im Kaisersaal der Würzburger Residenz das Mozartfest 2022. Ein Jahr nach der Jubiläumsausgabe zum hundertjährigen Bestehen und zwei Jahre nach pandemiebedingt eingeschränkten Programmen kehrt das Festival nun zum Normalbetrieb zurück. Oder doch nicht?

Abgesehen davon, dass das Mozartfest unter Intendantin Evelyn Meining immer auf der Suche nach neuen Perspektiven ist, dass es einen "Normalbetrieb" im klassischen Sinne ohnehin nie gibt, so ist diesmal eine entscheidende Sache anders: Artiste Étoile, also künstlerische Galionsfigur, ist erstmals eine – lebende – Komponistin: Isabel Mundry, Jahrgang 1963. Sie komponiert extra fürs Festival und verknüpft, verwebt, konfrontiert Mozart mit neuen Klängen und neue Klänge mit Mozart. Das Motto: "Alles in einem: Freigeist Mozart".

Hier sind 5 Tipps für Spontane, die noch nicht wissen, ob und welche Veranstaltung sie vielleicht besuchen könnten.

Tipp 1: Einfach mal im "Raum für Mozart" vorbeischauen

"M Pop Up // Raum für Mozart", heißt der Raum in der Würzburger Innenstadt, in dem während des ganzen Festivals Begegnungen, Ausstellungen, Vorträge, Konzerte, Experimente stattfinden sollen. Er ist diesmal – passenderweise – im ehemaligen Café Mozart in der Herrnstraße 2. Das Besondere neben dem Namen: Der bekannte Künstler Wolfgang Lenz (1925-2014), der unter anderem auch den Sitzungssaal im Rathaus mit Motiven aus der deutschen und der Würzburger Geschichte ausmalte, versah die Räume des Café Mozart mit Motiven aus Mozarts Leben und Werk. Hier wird es unter anderem um den "spezifischen Klang Würzburgs" gehen, der sich aus den Einflüssen vieler Kulturen zusammensetzt, darunter auch die syrische. Es gibt Stationen mit Hörspielen und Podcasts, und hier nimmt auch ein Audiowalk durch die Stadt seinen Anfang.

Tipp 2:  Beim MozartLabor miterleben, wie über die Zukunft nachgedacht wird

Der Begriff "MozartLabor" klingt vielleicht ein bisschen abschreckend nach hochwissenschaftlichen, intellektuellen Höhenflügen. In der Tat forscht das Labor vom 28. bis 31. Mai im Exerzitienhaus Himmelpforten "weit über Klänge hinaus in Wahrnehmungswelten von Bild, Sprache, digitalen Medien und Musikphilosophie", so der Pressetext (alle Termine stehen im Flyer, der über die Homepage www.mozartfest.de aufgerufen werden kann).

Und dennoch ist das MozartLabor eine gute Adresse für alle, die ein wenig hinter die Kulissen schauen und hören wollen. Bei offenen Proben, zum Beispiel. Bei Diskussionsrunden, die sich mit Themen befassen wie der Freiheit und der Zukunft künstlerischen Schaffens. Besucherinnen und Besucher können erleben, wie der Podcast "Des Pudels Kern" gemacht wird, oder zusammen mit Komponistin Isabel Mundry Musik hören und danach mir ihr darüber sprechen – eine gute Möglichkeit, neue Klänge besser verstehen zu lernen.

Tipp 3: Am "Freispiel"-Wochenende Klassik ganz anders erleben

Wer sich im klassischen Konzertsaal nicht wohlfühlt, in dem schon das leiseste Rascheln mit bösen Blicken geahndet wird, für den oder die könnte das Wochenende des 4. bis 6. Juni interessant werden: Das Würzburger Kultur- und Kreativzentrum Bürgerbräu ist unter dem Titel "Freispiel" Schauplatz unterschiedlichster musikalischer Begegnungen. Das Orchester im Treppenhaus, vielfach ausgezeichnet für seine innovativen Konzertformate, bespielt die ehemaligen Produktionsstätten des Industriedenkmals. Es gibt den "Dark Ride", einen Musikspaziergang elf Meter unter der Erde, "durch Sektkeller und die abgründigen Gewölbe der Seele", so die Ankündigung. Es gibt eine Disco zu klassischer Musik und ein Erlebniskonzert für Kinder ab 6 unter dem Titel "Flammen". Und es gibt ein Familienfest auf dem ganzen Gelände (Sonntag, 5. Juni, 13 bis 19 Uhr).

Tipp 4: Dabeisein, wenn Ariadne im Martin von Wagner Museum ankommt

Musik von Mozart, Carl Philipp Emanuel Bach, Gluck und Georg Anton Benda zum Thema Ariadne auf Naxos gibt es am Dienstag, 14. Juni, 20 Uhr, im Kaisersaal. In der Mythologie half Ariadne dem Helden Theseus, den Minotaurus zu besiegen. Was ihr in späteren Jahrtausenden einen dauerhaften Platz in der Welt von Kunst, Theater und Musik sicherte. Unter anderem Georg Anton Benda schuf ein Werk dazu, das Mozart 1778 in Mannheim tief beeindruckte. Beim Mozartfest spielt es die Lautten Compagney Berlin, die Rezitation übernimmt unter anderem Anna Schudt, bis vor kurzem "Tatort"-Kommissarin in Dortmund.

Besucherinnen und Besucher des Konzerts sind außerdem eingeladen, um 18 Uhr dabei zu sein, wenn im Martin von Wagner Museum nebenan die Skulptur "Ariadne auf dem Panther" des Stuttgarter Bildhauers Johann Heinrich Dannecker (1758-1841) enthüllt wird. Die Marmor-Figur, die als eine der berühmtesten Skulpturen Deutschlands im 19. Jahrhundert gilt, kommt als Dauerleihgabe nach Würzburg. Museumsdirektor Damian Dombrowski wird erläutern, wie der Ariadne-Stoff nicht nur Komponisten, sondern auch bildende Künstler inspiriert hat.

Tipp 5: Neues hören und neues Hören mit der Musik von Isabel Mundry

Man muss sich immer wieder klarmachen, dass Mozart zu seiner Zeit Avantgardist war. Seine Zeitgenossen verstanden seine Musik dennoch, weil für alle Komponisten damals eine verbindliche Tonsprache mit Dur und Moll, bestimmten Akkordfolgen oder Dissonanzen galt. Das gibt es heute nicht mehr: Komponistinnen und Komponisten arbeiten völlig frei mit Klängen und Geräuschen. Dabei bleibt nicht selten das Publikum auf der Strecke. Isabel Mundrys vielfach ausgezeichnete Werke gehören zu den meistgespielten zeitgenössischen Tonschöpfungen. Mundry bemüht sich immer wieder neu um nachvollziehbare, unmittelbar zugängliche Klänge. Zu erleben ist das beim Mozartfest 2022 an vielen Stellen, etwa bei den Kaisersaal-Konzerten am 9., 10. und 11. Juni. Wichtig zu wissen: Niemand wird mit den neuen Klängen alleingelassen, vor jedem Termin gibt es eine Einführung um 19.15 Uhr.

Karten: Es wird gebeten, das Mozartfest-Kartenbüro möglichst telefonisch zu kontaktieren: (0931) 372336. Die Karten kosten zwischen 5 und 205 Euro. Schüler und Studierende: 50 Prozent Ermäßigung auf reguläre Karten und Last-Minute-Tickets für 12 Euro. Weitere Infos unter www.mozartfest.de