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Sommerhausen
Die neue Saison im Torturmtheater Sommerhausen: Für wen welche Stücke interessant sind
Nach zwei Jahren Pandemie hofft das Torturmtheater Sommerhausen auf eine halbwegs berechenbare Spielzeit. Zentrales Motiv des neuen Programms ist die Frage der Identität.
Am 7. April sperrt Angelika Relin das Torturmtheater in Sommerhausen wieder auf.
Foto: Thomas Obermeier | Am 7. April sperrt Angelika Relin das Torturmtheater in Sommerhausen wieder auf.
Mathias Wiedemann
 |  aktualisiert: 27.04.2022 02:26 Uhr

Zwei Jahre schon trotzt das kleine Privattheater in Sommerhausen (Lkr. Würzburg) der Pandemie. Angelika Relin, die Chefin, hat wie alle anderen Kulturschaffenden eine Achterbahnfahrt mit ständig neuen Regelungen, Auflagen, Beschränkungen, Verschiebungen, Umplanungen und Absagen hinter sich. Am 7. April beginnt die neue Saison - auch sie behaftet mit jeder Menge Unwägbarkeiten.

Seit Beginn der Pandemie spielt das Torturmtheater im Foyer und nicht im eigentlichen Theatersaal. In dem Raum mit der hohen Decke lassen sich die Abstände besser einhalten – so denn beim Spielzeitstart noch Abstände gefordert sind. Wenn nicht, kann mit weiteren Stühlen aufgefüllt werden, und irgendwann - so die Hoffnung - ist es ja vielleicht wieder möglich, im Saal zu spielen. Hier steht immerhin eine echte Bühne zur Verfügung und nicht nur ein vielleicht vier Quadratmeter großes Podest.

Wiederaufnahme 1: 'Nipplejesus' mit Patrick Pinheiro.
Foto: Thomas Obermeier | Wiederaufnahme 1: "Nipplejesus" mit Patrick Pinheiro.

Zwei Wiederaufnahmen – "Nipplejesus" (ab 14. Juni) und "Event" (ab 22. November) – wird es geben und drei Neuinszenierungen, darunter eine deutschsprachige Erstaufführung. Wir sagen, welches Stück für wen interessant sein könnte:

Das Stück für Menschen, die von Liebsten Abschied nehmen müssen

"Die Dinge meiner Eltern" von Gilla Cremer (7. April bis 11. Juni): Agnes soll den Haushalt ihrer Eltern auflösen und stößt dabei ununterbrochen auf die Spuren ihrer eigenen Vergangenheit. Ihre Schwestern leben im Ausland, also bleibt es an ihr hängen, unzählige Dinge in "wegwerfen, verschenken, verkaufen" einzuteilen. Heide Hofmann, die selbst vor einem Jahr wegen Corona ihren Vater verloren hat, spielt die Frau, die plötzlich mit vergessen geglaubten Erinnerungen konfrontiert ist, die sie zu einer Bestandsaufnahme ihres ganzen Lebens zwingen.

Die Besucherritze im Bett der Eltern, die Kämpfe beim Ins-Bett-gehen-Müssen, die Nachmittage im Freibad, als der Vater nicht nur die Töchter mit Sonnencreme einrieb, und natürlich der unwiderrufliche Abschied – etwas, das alle Menschen irgendwann durchmachen müssen. "Das wird mit großer Leichtigkeit und einiger Komik erzählt", verspricht Angelika Relin. "Und es ist eine Situation von hohem Wiedererkennungswert für sehr viele Menschen."

Das Stück für Menschen, die keine Angst haben, sich auf neue Perspektiven einzulassen

"Und das Wort war Gott" von Kit Redstone (14. Juli bis 10. September): Was erst wie eine komische Satire über die unerbittlichen Engstirnigkeiten computergestützter Verwaltungen anmutet, entpuppt sich als tiefer Blick in ein Thema, das den meisten Menschen noch ziemlich fremd sein dürfte. Victor, der bei Vertragsabschluss noch Victoria hieß, ruft bei der Hotline seiner Telefongesellschaft an. Dort betreut ihn Frieda, die allerdings keinen Victor in der Datenbank hat und den Account deshalb  nicht aktualisieren kann.

Heide Hofmann 2008 im Torturmtheater in 'Penny Lane'.
Foto: Thomas Obermeier | Heide Hofmann 2008 im Torturmtheater in "Penny Lane".

Es entwickelt sich ein kafkaeskes Telefonat mit unvorhersehbarem Fortgang: Wie sich herausstellt, hat auch Frieda im täglichen Leben mit Vorurteilen zu kämpfen – wegen ihrer ungewöhnlichen Körpergröße. Zwei Menschen also, die am Rande der Mehrheitsgesellschaft stehen und ihre Identität selbst finden beziehungsweise definieren müssen – ein Transgender-Mann und eine Frau, die nicht den Schönheitsidealen entspricht. Regisseur Oliver Zimmer hat das Stück des englischen Autors Kit Redstone, selbst Transgender-Mann, ins Deutsche übersetzt.

Das Stück für Menschen, die ungewöhnliche Liebesgeschichten mögen

"Zwei wie wir" von Norm Foster (15. September bis 19. November): Nora und Rudy waren einmal verheiratet. Es hat nicht geklappt. Der simpel gestrickte Rugbyfan und die Intellektuelle hatten einfach zu wenig gemeinsam. Die unterschiedliche Bewältigung einer gescheiterten Schwangerschaft brachte die beiden schließlich ganz auseinander. Jahre später begegnen sie sich wieder. Zufällig, oder vielleicht auch nicht...

Wiederaufnahme 2: 'Event' mit Armin Hägele.
Foto: Johannes Kiefer | Wiederaufnahme 2: "Event" mit Armin Hägele.

Die beiden beginnen da, wo sie einst aufgehört hatten, fangen an, die Trennung aufzuarbeiten, und stellen fest, dass da noch was ist. Oder noch werden kann. Etwas, wozu sie damals noch nicht reif genug waren: einander in ihrem jeweiligen So-Sein nicht nur zu akzeptieren, sondern auch anzunehmen. Spätestens dieses Stück, so hofft Angelika Relin, kann wieder oben im Theater gespielt werden. Wenn nicht, dann komme man auch damit klar: "Theater fordert immer die Fantasie ein. Mit Nebelmaschinen kann jeder arbeiten."

Das Torturmtheater Sommerhausen spielt ab 7. April immer Di. bis Fr., 20 Uhr, Sa. 16.30 und 19 Uhr. Außerdem an den Adventssonntagen 27. November, 4., 11. und 18. Dezember.
Kartenbestellung: kartenbestellung@torturmtheater.de oder telefonisch ab 16 Uhr, (09333) 268.

 
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