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München
Streit um Lockerung der Maskenpflicht an Bayerns Schulen
Michael Piazolo will die strenge Maskenpflicht in den Klassenzimmern aufheben. Doch auch in Unterfranken reagieren Lehrer, Schüler, Eltern und Politiker gespalten auf den Vorstoß.
Schulminister Michael Piazolo drängt auf eine Lockerung der Maskenpflicht an den bayerischen Schulen. Doch die Betroffenen reagieren gespalten auf den Vorstoß. 
Foto: Matthias Balk, dpa | Schulminister Michael Piazolo drängt auf eine Lockerung der Maskenpflicht an den bayerischen Schulen. Doch die Betroffenen reagieren gespalten auf den Vorstoß. 
Henry Stern       -  Obermeier/ Henry Stern
Henry Stern
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:46 Uhr

Die meisten Schülerinnen und Schüler werden seit dem Ende der Pfingstferien wieder im Klassenzimmer unterrichtet. Dort gilt aber nach wie vor eine strenge Maskenpflicht, die zuletzt von der Söder-Regierung sogar noch verschärft wurde: Einfache Stoffmasken sind nun verboten, gefordert wird zumindest eine Maske mit OP-Standard.

Piazolo: Maskenpflicht ist "ein großer Eingriff in die Freiheit"

Auch Schulminister Michael Piazolo (Freie Wähler) hat diese Verschärfung vor Pfingsten mitgetragen. Diese Woche allerdings forderte er eine Lockerung der Maskenpflicht im Klassenzimmer: "Die Maskenpflicht ist ein großer Eingriff in die Freiheit und wir müssen immer wieder kritisch hinterfragen, ob sie noch verhältnismäßig ist", sagte er. Widerspruch kam postwendend vom Koalitionspartner CSU: Man dürfe nun nicht in Hektik verfallen, hieß es dort. Wichtig sei vor allem, dass der Präsenzunterricht flächendeckend möglich bleibe.

Landesschülerrat: Im Wirtshaus ohne Maske, im heißen Klassenzimmer Maskenpflicht

Doch auch in der Schulfamilie ist der Piazolo-Vorstoß heftig umstritten. Unterstützung für den Minister kommt etwa vom Landesschülerrat (LSR): "Aus Schülersicht ist es völlig unverständlich, warum man stundenlang im Wirtshaus ohne Maske sitzen darf, bei 30 Grad im Klassenzimmer aber eine Maske tragen muss", sagt LSR-Sprecher Moritz Meusel. Unter einer Inzidenz von 35 müsse die Maskenpflicht fallen.

Lehrerverbände: Erst Lehrkräfte impfen, dann die Maskenpflicht aufheben

Bei den Lehrerverbänden in Unterfranken ist man dagegen skeptisch: "Solange nicht alle Lehrer geimpft sind, müssen wir auf einer Maskenpflicht im Klassenzimmer bestehen", fordert Jörg Nellen von der Bildungsgewerkschaft GEW. "Bis zu den Sommerferien sehe ich im Klassenzimmer keine Änderung", erklärt auch Gerhard Bleß vom Unterfränkischen Lehrer- und Lehrerinnenverband (ULLV). Allerdings sei "die starre Festlegung, überall auf dem Schulgelände eine Maske tragen zu müssen, nicht mehr erforderlich."

Eine Ausnahme von der Maskenpflicht gibt es in Bayern bislang nur für den Sportunterricht. Doch auch auf dem Pausenhof, beim Unterricht draußen oder bei guter Durchlüftung könne die Maske fallen, sagt Bleß. Die Maskenpflicht sei in den meisten Schulen allerdings kein großen Thema mehr, hat er beobachtet: "Die Maske ist für den größten Teil der Schüler längst zur Selbstverständlichkeit geworden."

Elternverbände sind beim Thema Maskenpflicht gespalten

Vorsichtig bleibt auch Susanne Arndt von der Landeseltern-Vereinigung der Gymnasien (LEV): "Nachdem jetzt wieder alle Schüler im Klassenzimmer sind, halte ich eine grundsätzliche Abschaffung der Maskenpflicht für schwierig." Draußen brauche aber keiner eine Maske, sagt Arndt. Flexible Lösungen etwa im Pausenhof könne es deshalb geben. "Die Masken müssen jetzt fallen", fordert dagegen Martin Löwe vom Bayerischen Elternverband (BEV): Gerade bei sommerlichen Temperaturen dürfe man die Kinder damit nicht länger belasten.

Auch in der regionalen Politik gehen die Meinungen zum Piazolo-Vorstoß auseinander: "Das ist der richtige Vorschlag zur richtigen Zeit", lobt der Ochsenfurter SPD-Landtagsabgeordnete Volkmar Halbleib den Minister. Angesicht niedriger Inzidenzen sei es "gut verantwortbar im Unterricht auf Masken zu verzichten". Mit Blick auf den Herbst müsse Piazolo allerdings noch Hausaufgaben machen – von mehr Raumluftfiltern bis zu schnellen Impfangeboten für Lehrerkräfte und Schülerinnen und Schüler: "Wir müssen uns auf den nächsten Winter vorbereiten", fordert Halbleib.

So sieht es auch die Grünen-Landtagsabgeordnete Kerstin Celina. Aktuell dürfe die Schule zudem nicht schlechter gestellt werden, als das sonstige Leben, kritisiert sie: "Wenn in der Innenstadt keine Maskenpflicht mehr gilt, dann muss sie auch auf dem Pausenhof fallen."

"Ich bin nicht für eine komplette Aufhebung der Maskenpflicht", sagt der unterfränkische CSU-Bildungspolitiker Berthold Rüth. Mehr Flexibilität der Regeln sei allerdings möglich: "Da kann Vieles sehr gut auch vor Ort entschieden werden."

Piazolo: Überall in Deutschland Tendenz zur Lockerung der Maskenpflicht

Michael Piazolo will die Maskenpflicht in Schulen nun zeitnah im Söder-Kabinett auf die Tagesordnung setzen. In allen Bundesländern gehe "die Tendenz in Richtung Lockerung", sagte er gegenüber dieser Redaktion. Und bei immer mehr Landkreisen in Bayern mit sehr niedriger Inzidenz "bleibt es natürlich auch ein Thema bei Schülern und Lehrern".

 
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  • DieSteffi
    Dass ohne Maske bei einem infizierten Mitschüler auch wieder alle in der Klasse in Quarantäne müssten, wird natürlich elegant verschwiegen. Im Moment ist das nicht nötig - wer Ffp2 in der Schule trägt, muss nicht in Quarantäne, die anderen mit med. Maske können sich Freiheiten lassen. Das fällt dann natürlich weg.
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  • musikmg
    Das stimmt so nicht. Zumindest in Stadt und Landkreis Würzburg hat das Gesundheitsamt entschieden, dass bei einem positiven Fall in der Klasse keiner mehr in Quarantäne muss, egal welche Maske getragen wurde. Nicht mal PCR Test ist verpflichtend für die Mitschüler. In anderen Landkreisen Bayerns müssen noch alle in Quarantäne.
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  • toke
    Das stimmt so nicht. Den Kindern wird nicht zugetraut die FFP2-Maske korrekt zu tragen und sie müssen trotzdem in Quarantäne. Nur für die Lehrkraft gibt es die Ausnahme. So haben es Bekannten erlebt. Das Kind musste trotzdem in Quarantäne trotz FFP2 Maske, die Lehrerin nicht. Das infizierte Kind saß übrigens weit weg.
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  • musikmg
    In welchem Landkreis war das denn?
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  • Werner12
    War bei uns auch so im Landkreis Schweinfurt. Trotz FFP2 Maske in Quarantäne.
    Hängt damit zusammen das die Masken bei den meisten Jugendlichen nicht richtig abschließen, weil das Gesicht/Kopf zu klein ist.
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  • poetry2000@web.de
    Wie wäre es zunächst einmal diese sinnlose FFP2-Maskenpflicht überall aufzuheben? Warum nicht wieder schrittweise rückwärts? Erst OP-Maske, dann Stoffmaske bzw. jeder wie er mag. In Bus und Bahn und dort wo viele Menschen sind, tragen weiterhin auch viele gern ihre Maske.
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  • siegfried.metz@t-online.de
    Ich habe „Gefällt mir“ angeklickt. Diese FFP2-Maskenpflicht ist einfach eine Schikane. Statt „Vorsicht und Umsicht“ (wie oft zu hören) sehe ich nur „Ängstlichkeit und Verzagtheit“.

    Andere Bundesländer haben mit der OP-Maske niedrigere Inzidenzwerte erreicht als Bayern.

    Manchmal denke ich, dass der Kommentator „91189“ mit seiner Andeutung recht hat.
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  • tabima
    ...dort wo viele Menschen sind - ganz klar in einem Klassenzimmer.... 15 Menschen auf 40 qm, da ist nicht viel mit Abstand halten
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  • Arcus
    Die Maskenpflicht kann dort entfallen wo Lehrer geimpft und gut gelüftet werden kann. Letztendlich kann natürlich in den KITAS und Schulen mehr Freiheit erlaubt werden, wenn gleichzeitig in anderen Bereichen, nicht oder nur bei weiter fallenden Fallzahlen gelockert wird.
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  • Werner12
    Erst mal allen Eltern und Lehrern wie versprochen ein Impfangebot machen.
    Ich möchte nicht wissen wie eine Kinderseele ein Leben lang leidet, wenn ein Elternteil durch das Kind infiziert wird und einen schweren oder tödlichen Verlauf bekommt.
    Wir als Eltern haben als einzigen Unsicherheitsfaktor im Bezug auf Ansteckung nur die Schule.
    Privat und am Arbeitsplatz halten wir Abstand, Maske tragen, lüften usw. ein.
    Wäre heuer nicht Bundestagswahl wäre innen noch nicht geöffnet worden.
    Aber jeder Politiker hat natürlich Angst um seine Wiederwahl.
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  • juergenmagic@t-online.de
    Muffensausen bringt gar nichts. Der Weg von unserem Kultusminister ist richtig. Ebenso sollte man langsam in den Geschäften die Maskenpflicht aufheben und wenn nicht, dann sollte man auf eine einfache OP-Maske zurückgreifen. Es ist zwar schön und gut, wenn man überall eine FFP2-Maske tragen soll, die bei 27 - 30 Grad kaum zu tragen ist, aber sich dann die Leute wieder draußen treffen können, weil die Inzidenz niedrig ist. Da sehe ich mittlerweile eine größere Gefahr (siehe Mainkai) Außerdem, wer gibt die Garantie, dass man sich am Arbeitsplatz auch nicht infizieren kann. Also so toll wird der Infektionsschutz teilweise auch nicht eingehalten, wenn man einiges beobachten kann.
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  • 91189
    Masken dienen v.a. dazu, dass manch einer gut verdient.
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  • radfahrer
    -91189-

    diesbezüglich wurde über die Maskenaffäre hinreichend berichtet

    Angeblich sollen ja auch jede Menge an "Fälschungen" unterwegs sein
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  • Braun_Matthias@hotmail.com
    Dann bitte zuerst die Maskenpflicht in den Geschäften aufheben Herr Piazolo. Dass Masken aber schützen sollten sie als Minister wissen. Corona ist noch nicht vorbei. Wenn wir es zu locker angehen bekommen wir spätestens im Herbst die Quittung
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  • radfahrer
    braunmatthias

    welche Masken schützen vor welchem Virus?
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