Mit voll bepackten Bollerwagen ziehen am Freitagnachmittag auch die letzten Camperinnen und Camper auf den Zeltplätzen des Taubertal-Festivals in Rothenburg ob der Tauber ein. Nach zwei Jahren Corona-Pause fühlt sich die Rückkehr für viele hier wie eine ersehnte Heimkehr an. Mit den ersten zischenden Bierdosen schwören sich die Besucherinnen und Besucher bei prallem Sonnenschein gemeinsam auf die kommenden Festival-Tage ein.
Die meisten von ihnen sind schon seit Mittwoch hier. Rund 15.000 Besucherinnen und Besucher sollen laut den Veranstalterinnen und Veranstaltern über das Wochenende auf das Festivalgelände an der Tauber strömen. Drei Tage lang tanzen sie zur Musik von Bands wie Biffy Clyro, AnnenMayKantereit oder der Berliner Rapgruppe SDP. Zur Feier des 25-jährigen Bestehens des Festivals gibt es heuer eine vierte Bühne oben im Burggarten von Rothenburg - Auf dem oberen Zeltplatz spontan sogar eine Fünfte, auf der am Sonntag lokale Bands spielen.
An jeder Ecke sitzen die Menschen auf dem Zeltplatz beisammen, spielen Trinkspiele wie Flunky-Ball oder Bierpong oder liegen sich bei knapp 30 Grad in den Armen. Schweiß und Staub scheint dabei niemanden zu stören.
Den Besucherinnen und Besuchern merkt man die Sehnsucht nach Festivalstimmung an. Felix Hüsch ist aus Würzburg angereist und campt seit Donnerstag zusammen mit rund 60 anderen in einer größeren Zeltgemeinschaft. „Wir waren alle seit 2019 nicht mehr hier. Nach dieser langen Durststrecke fühlt es sich gut an, mal wieder in den Festival-Modus zu schalten“, sagt er. "Nach Corona ist das Taubertal dieses Jahr ganz klar mein Highlight im Sommer."
Die Erleichterung und Freude am Beisammen sein lässt sich aber auch bei anderen beobachten. Thomas und sein Bruder Michael Schwarz sind dieses Jahr zum ersten Mal auf dem Taubertal. Die beiden freuen sich über die gute Stimmung und die entspannte Atmosphäre auf dem Festival. "Es ist einfach mal etwas ganz anderes", meint Thomas Schwarz. "Auch wenn das unser erstes Festival ist, haben wir uns gleich willkommen hier gefühlt", sagt er. Einzig die langen Schlangen vor den Duschen stören ihn ein wenig.
Kim Molz ist 22 Jahre alt und ebenfalls zum ersten Mal auf dem Taubertal-Festival. Sie ist zusammen mit ihrer Freundin Evelyn Oberdörfer angereist. "Letzte Nacht", sagt sie, "habe ich kaum ein Auge zubekommen, weil die Musik so laut war." Dennoch: Ihrer Laune tut das keinen Abbruch. "Jeder hier nimmt dich auf und alle sind gut gelaunt", sagt die 22-Jährige. Am Meisten freut Kim sich auf das musikalische Programm und die Band SDP. "Die sind schon immer meine Lieblingsband." Bis zu deren Auftritt verbringt sie die Zeit auf dem Zeltplatz, besucht die Nachbarcamps und genießt das Bier und die Sonne.
Band Antilopen Gang muss ihren Auftritt krankheitsbedingt absagen
Aus Sicht der Veranstaltung war die Organisation des Festivals heuer ein Kraftakt. "Wir hatten einige Personalausfälle, mit denen wir zu kämpfen hatten", sagt Florian Zoll, Pressesprecher des Taubertal-Festivals. "Am Ende hat aber dennoch alles gut geklappt", meint er. Nicht nur das Festivalteam hat mit Ausfällen zu kämpfen: "Leider kann die Antilopen Gang morgen krankheitsbedingt nicht spielen", sagt Zoll. Die Band werde daher kurzfristig durch die Gruppe + Die Anderen ersetzt.
Swiss + Die Anderen sind keine unstrittige Band. Die Gruppe polarisiert innerhalb der Punk-Rock-Szene. KritikerInnen und Kritiker werfen der Band unter anderem vor, ihre Fans für Promozwecke zu benutzen und sektenähnliche Strukturen innerhalb ihrer Fangemeinde zu fördern. Am Ende sei man jedoch trotzdem froh, dass alles geklappt habe. "Wir haben den Eindruck, dass alle wieder froh sind, gemeinsam auf dem Taubertal-Festival zu feiern", sagt Zoll.