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Rothenburg ob der Tauber
Neue Camping-Regeln sorgen für Streit: Daher geben viele ihre Tickets fürs Taubertal-Festival zurück
Das Taubertal-Festival ist berüchtigt für seine offenen Campingplätze. Doch nun sorgen verschärfte Regeln für Streit innerhalb der Festivalgemeinschaft. Droht ein Aus der Großcamps?
Das Taubertal-Festival in Rothenburg ob der Tauber ist berüchtigt für seine bunten und kreativen Großcamps auf dem Zeltplatz Berg. Viele Camper fürchten, dass die verschärften Regeln daran dieses Jahr etwas ändern.
Foto: Fabian Gebert | Das Taubertal-Festival in Rothenburg ob der Tauber ist berüchtigt für seine bunten und kreativen Großcamps auf dem Zeltplatz Berg. Viele Camper fürchten, dass die verschärften Regeln daran dieses Jahr etwas ändern.
Marcel Dinkel
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:55 Uhr

Eigentlich ist die Vorfreude auf das Taubertal-Festival in diesem Jahr besonders groß. Nach zweijährigem Verzicht findet mit dem 25. Mal die Jubiläumsausgabe des beliebten Musikevents in Rothenburg ob der Tauber statt. Rund 15.000 Menschen erwarten die Veranstalterinnen und Veranstalter heuer wieder vom 11. bis 14. August auf den Eiswiesen im Taubertal. Ein Blick in die Sozialen Medien zeigt jedoch ein wenig harmonischeres Bild: In den vergangenen Wochen prasselte ein regelrechter Shitstorm von Teilen der Community auf die Festivalorganisation ein.

Fans sind verärgert

Unter einem Facebook-Beitrag des Veranstalters schreibt etwa ein User: "Danke, dass Ihr das genialste Festival getötet habt. Alles, was das Taubertal-Festival so einzigartig gemacht hat, habt Ihr verboten." Eine andere Userin kommentiert: "Euch ist bewusst, dass ihr euch damit ins Aus schießt? Viele Taubertal-Gänger, die seit über 20 Jahren dieses Festival besuchen, habt ihr somit verloren." Eine andere Person schreibt: "Bye bye geliebtes Taubertal. Karten hab ich verkauft wegen diesem  Mist." 

Auslöser für den Zoff sind die strengeren Campingregeln, die fortan auf den Zeltplätzen des Festivals gelten. Seit diesem Jahr dürfen Camperinnen und Camper auf dem Zeltplatz Berg nicht mehr neben ihren Autos zelten und müssen außerhalb des Zeltplatzes parken. Auch in Sachen Umwelt wurden die Auflagen verschärft: So sind Dieselaggregate zur Stromerzeugung in den Camps ab jetzt passé und große Gruppen, auch Großcamps genannt, müssen nach ihrer Anmeldung eine Müllkaution hinterlegen, erklärt Florian Zoll, Sprecher des Festivals auf Anfrage dieser Redaktion. 

Camperinnen und Camper fürchten um den Geist des Taubertal-Festivals

Viele Camperinnen und Camper fürchten, dass durch die Verschärfungen der bisherige Geist des Festivals verloren geht. So schreibt ein User auf Facebook: "Jeder hat sein Paradies aufgebaut, mit Fahnen, Verpflegungszelten, Aggregaten, Schlafplätze im Auto und Zelt. Mache kamen sogar mit dem Party-LKW. Aber leider war es das." 

Die Zeltplätze des Festivals sind für die großen und bunten Großcamps bekannt. Eine der größten davon ist die Schrozberger Zeltstadt, die jedes Jahr mit mehr als 60 Camperinnen und Campern anreist. Mathias Lutz, einer der Organisatoren der Gruppe, hat Verständnis für die neuen Vorschriften. "Viele Regeln galten auch schon vorher, es hat sich nur niemand daran gehalten", sagt er im Gespräch mit dieser Redaktion.

Anzeige für den Anbieter Genially über den Consent-Anbieter verweigert

Er könne auch die Veranstalter und Landwirte verstehen, die hinterher mit dem Müll, den die Besucherinnen und Besucher hinterlassen haben, auf den Feldern zu kämpfen haben. "Das Festivalteam versucht aber Lösungen mit den Großcamps zu finden", sagt Lutz. Seine Zeltstadt habe heuer einen eigenen Ansprechpartner vom Festival, mit dem sie alles persönlich besprechen können. Kritisch sieht jedoch auch Lutz, dass die Veranstalter die Gruppen erst ziemlich spät über die Veränderungen informiert haben.

Müll und Umweltverschmutzung sind ein großes Problem

Mit den strengeren Regeln verspricht sich die Organisation weniger Chaos und einen saubereren Ablauf des Festivals, erklärt Sprecher Florian Zoll. Durch die Trennung von Parken und Zelten etwa sollen Rückstaus bei der Anfahrt vermieden werden und die Leute schneller zu den Zelten gelangen. Auch im Hinblick auf mögliche Testauflagen wegen der Pandemie müsse man ein Konzept haben, sagt er.

Ein weiterer Grund für Verschärfungen sei das Müllproblem auf den Zeltplätzen. "Das Verbot der Aggregate ist eine reine Umweltsache", sagt Zoll. So verseuche der auslaufende Kraftstoff bei den Aggregaten zum Teil die Äcker, auf denen die Camps stehen. "Die Zeltflächen gehören uns nicht. Es gibt also auch Flächeneigner, die wegbrechen könnten", verdeutlicht Zoll. Bisher sei dies zwar noch nicht der Fall, aber man müsse auf die Probleme reagieren.

Gibt es bald keine Großcamps mehr auf dem Taubertal-Festival?

Die große Welle an Ticketrückgaben sei bisher aber ausgeblieben. "Insgesamt sind ein paar hundert Karten zurückgekommen", bilanziert Zoll. Dass das an den neuen Regeln liege, glaube er nicht. "Im Grunde ist das Festival ausverkauft." Was die Angst mancher Camperinnen und Camper um die Zukunft der Zeltstädte betrifft, stehe man mit der Community in Kontakt. "Die großen Camps wird es weiterhin geben, aber eben mit einem direkten Ansprechpartner", versichert Zoll. Der Spirit des Festivals bleibe somit erhalten, sind sich die Veranstalter sicher. 

 
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