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München/Zellingen
"Populistisch" und nicht auf der Höhe der Zeit: Unterfränkische CSU-Politiker üben heftige Kritik an Aiwangers Stromtrassen-Politik
Kalt erwischt und allein gelassen: Was regionale Politiker nach der Ankündigung zwei neuer Stromtrassen in Unterfranken Bayerns Energieminister Aiwanger vorwerfen.
In der Rhön und in Main-Spessart vermisst man nach der Ankündigung weiterer Stromtrassen in der Region Unterstützung aus München. CSU-Politiker wie Alexander Hoffmann (links) üben scharfe Kritik an Hubert Aiwanger.
Foto: S. Gralla, K.J. Hildenbrand, J. Carstensen, Collage: D. Biscan | In der Rhön und in Main-Spessart vermisst man nach der Ankündigung weiterer Stromtrassen in der Region Unterstützung aus München. CSU-Politiker wie Alexander Hoffmann (links) üben scharfe Kritik an Hubert Aiwanger.
Henry Stern       -  Obermeier/ Henry Stern
Henry Stern
 |  aktualisiert: 02.03.2024 02:49 Uhr

Die Information, dass durch seinen Landkreis eine weitere große Stromtrasse gehen soll, hat Bad Kissingens Landrat Thomas Bold (CSU) am Donnerstag kalt erwischt: "Ich war total überrascht, weil diese Trasse vorher nie im Gespräch war", erzählt er am Tag danach. Um 14 Uhr hatte Bayerns Energieminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) die betroffenen Landräte zu einer Videoschalte geladen – und die P540 genannte 380-Kilovolt-Freileitung als beschlossene Sache präsentiert.

"Ich hätte mir schon gewünscht, dass man das früher mit uns besprochen hätte."
Thomas Habermann (CSU), Landrat von Rhön-Grabfeld

"Ich hätte mir schon gewünscht, dass man das früher mit uns besprochen hätte", kritisiert auch Thomas Habermann (CSU), ebenfalls von P540 betroffener Landrat von Rhön Grabfeld. Es sei zwar absolut richtig, dass der Industriestandort Bayern eine verlässliche Stromversorgung brauche und dafür auch neue Stromtrassen nötig sind. Warum aber nun ausgerechnet eine Trassenführung über Bad Königshofen und Münnerstadt nach Bergrheinfeld im Landkreis Schweinfurt gewählt wird, bleibe unklar, bemängelt Habermann.

Intransparenz mache es vor Ort nicht gerade leichter, in der Bevölkerung um Akzeptanz für die neue Freileitung zu werben, so Habermann. Auch Anzahl und Taktung der Informationen über neue Trassen sei ein großes Problem, ergänzt Landrat Bold. Die Bürger fragten zurecht: War es das jetzt? Oder wann wird die nächste Leitung angekündigt?

Aiwangers einst wegverhandelte Stromleitung ist mit neuem Namen wieder da

Im Landkreis Bad Kissingen sind inzwischen fünf neue Stromleitungen geplant: die HGÜ-Gleichstromautobahnen Suedlink, Suedwest-Link und Nordwest-Link, die allesamt unterirdisch verlaufen sollen. Dazu nun gleich zwei große Wechselstrom-Freileitungen: die schon länger geplante "Fulda-Main"-Trasse und jetzt die neue P540.

'Populistisch' und nicht auf der Höhe der Zeit: Unterfränkische CSU-Politiker üben heftige Kritik an Aiwangers Stromtrassen-Politik

Entgegen früherer Versprechen sei deshalb nun "die maximale Betroffenheit der Region gegeben", kritisiert Bold – und verweist auf Aiwangers gescheiterten Trassen-Deal aus dem Jahr 2020. Damals hatte Bayerns Energieminister die Verlegung der eigentlich in Hessen geplante Fulda-Main-Leitung nach Unterfranken akzeptiert, weil eine P44 genannte Verbindung von Thüringen nach Bergrheinfeld dafür gestrichen wurde. "Ein Pyrrhus-Sieg", findet nun nicht nur Bold – weil just diese damals gestrichene Thüringen-Verbindung nun unter dem neuen Namen P540 wieder da ist.

Nicht ganz auf der Höhe der Zeit? Spott aus Main-Spessart über Aiwanger 

Auch im Landkreis Main-Spessart fühlt man sich von Aiwanger alleingelassen – auch wenn man über dessen vermeintliche Neuigkeit, den Knotenpunkt Trennfeld an die SuedWest-Link-Leitung anzubinden, eher Spott übrig hat: "Es war seit Monaten klar, dass diese Leitung kommt und über Trennfeld geht", erklärt etwa der CSU-Landtagsabgeordnete Thorsten Schwab.

Wenn Aiwanger zudem nur einen breiten Trassenkorridor vorlegen könne, sei er nicht ganz auf der Höhe der Zeit, kritisiert der Main-Spessart-Abgeordnete. Denn spätestens seit letzter Woche sei eine genaue Trassenführung bekannt: "Wenn er mal mit den Netzbetreibern geredet hätte, hätte er schon früher Bescheid gewusst", glaubt Schwab. "Aber vor lauter Demo-Besuchen hat er das vielleicht nicht mehr auf dem Schirm."

Hoffmann (CSU): "Populisten werden irgendwann doch von der Realität eingeholt"

Aiwanger habe "zur Frage, wie man die Lasten gerecht auf viele Schultern verteilen kann, leider nichts beigetragen", kritisiert auch der Main-Spessart-Bundestagsabgeordnete Alexander Hoffmann (CSU): Offensichtlich habe Bayerns Energieminister "keinerlei Einfluss auf die Planungen im Bund" – vor allem zu Lasten Unterfrankens.

Noch vor wenigen Jahren habe sich Aiwanger als kompletter Stromtrassen-Gegner "in jedem Bierzelt feiern lassen". Doch jetzt stehe der Freie-Wähler-Chef "mit runtergelassenen Hosen da", findet Hoffmann: "Das zeigt mir, dass Populisten irgendwann doch von der Realität eingeholt werden."

 
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  • Faried Dachiel
    Wie lange noch wollen wir eigentlich das populistische Gebaren Aiwangers und Söders schönreden? Sie haben beide darin versagt, das Land auf den vorhersehbar notwendigen Ausbau von Stromtrassen vorzubereiten - stattdessen wurde das tote Pferd der Kernkraft bis zur Verwesung geritten und vom eigenen Unvermögen, die Energiewende kompetent umzusetzen, durch zahlreiche populistische Auftritte bei Bauerndemonstrastionen abgelenkt!
    Zeit dass sich was dreht - und Markus Söder geht!
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  • Hans Müller
    Herr Stern,
    nicht die CSU Politiker üben heftige Kritik sondern Sie!

    Das zeigt doch schon Ihre Schlagzeile.

    ""Populistisch" und nicht auf der Höhe der Zeit: Unterfränkische CSU-Politiker üben heftige Kritik an Aiwangers Stromtrassen-Politik"

    Na ja, ich habe ja schon mehrmals versucht zu ergründen warum Ihre Chefabteilung solche private Äußerungen ihrer Redakteure als Bericht durchgehen lassen.

    Bestimmt nicht um Lösungen zu finden sondern nur um Unmut und Unfrieden zu sähen.
    Wollen sie wirklich solche Verhältnisse wie in Brandenburg, Sachsen und Thüringen?

    Dann liebe Main-Post Verantwortliche lassen sie Herrn Stern weiterhin seine persönliche Meinung als Bericht durchgehen.

    Die nächste Wahl in Bayern ist schon wieder in vier Jahre!

    Dann werden wir sehen ob die GRÜNEN oder vielleicht die SPD wieder die drittstärkste Partei in Bayern werden kann.
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  • Lukas Will
    Hallo Herr Müller,

    das Wort "Populistisch" in der Überschrift ist nicht die persönliche Meinung des Autors, sondern ein Zitat. Private Äußerungen wie von Ihnen behauptet sind in diesem Bericht nicht enthalten.

    Freundliche Grüße
    Lukas Will
    Digitales Management
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  • Hans Müller
    Sehr geehrter Herr Will,

    dass Sie nicht erkennen das der, wie Sie sagen, "Bericht" von Herrn Stern tendenziell ist und nur Politik CSU gegen FW, insbesondere den wie Sie sagen Populisten Aiwanger, macht war mir schon klar.

    Ich frage Sie Herr Will, wie bringt uns das, was auch immer das von Herrn Stern ist, in der Sache weiter?
    Bitte nur einen einzigen Punkt, eine einzige Anmerkung von Herrn Stern, der oder die uns in der Sache weiterbringt!?

    Tja, ich bin gespannt bis wann die Main-Post erkennt, dass auch sie Verantwortung trägt.

    Wie sagt man, die Hoffnung stirbt zuletzt!
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  • Dietmar Eberth
    Es werden nur Meinungen von CSU-Mitgliedern wiedergegeben. Im Gegensatz zu ihrer Filterblase kommen auch andersdenkende zu Wort. Das erwarte ich von einer (regionalen) Zeitung und keine Schönfärberei.

    Wollen Sie den BR oder SZ auch vorschreiben was sie schreiben sollen
    https://www.br.de/nachrichten/bayern/neue-stromtrassen-lokalpolitiker-ueberrascht-und-veraergert,U3nfTBt
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  • Hans Müller
    ICH BIN DAFÜR ETWAS GEGEN DEN KLIMAWANDEL ZU TUN!

    A B E R B I T T E N I C H T B E I M I R!

    Leitungen, die schon teilweise vorhanden sind und die neuen meist unter die Erde kommen, sind doch wirklich nicht das Problem, welches wir lösen wollen!

    Wir wollen Politik machen und keine Lösungen suchen!
    Das genau liebe Main-Post und Opposition ist doch Euer Anliegen.
    Lösungen sucht ihr keine.

    Bei Euch möchte ich gerne Till Eulenspiegel ins Spiel bringen.
    Schaut doch mal rein, liebe Main-Post Verantwortliche. Was tragen sie zur Lösungsfindung bei?

    Nichts, Null Komma nichts!

    Begreift und hört endlich auf alles schlecht zu schreiben.
    Entweder wir tun was gegen den Klimawandel oder wir machen Politik.

    Na ja, ich glaube nicht daran, dass sich die Main-Post ändern kann.
    Bin gespannt wer das denn dann kann?

    Brandenburg, Sachsen und Thüringen vielleicht?

    Liebe Main-Post Verantwortliche,
    besser wäre es ein Gefühl zu erzeugen ja das brauchen wir und können es.
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  • Dietmar Eberth
    Dann sollten sie den Bayernkurier abonnieren. Halt nein, diese Zeitung hat den Betrieb wegen ihrer "Schön-Wetter" Berichterstattung eingestellt.
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  • Eugen Endres
    Spielen sie sich nicht so auf, und verdrehen sie nicht die Tatrsachen!
    Sie haben den Artikel offensichtlich nichtmal gelesen, oder noch schlimmer nicht verstanden.
    Im ganzen Artikel kommen ausschliesslich CSU-Politiker zu Wort. Die Opposition kommt garnicht vor. Und gerade im Probleme verdrängen waren CSU und FW ja die letzten Jahrzehnte die grossen Meister. Erneuerbare und Leitungen wären längst gebaut, wenn man nicht alles immer schlechtreden würde.
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  • Hans Müller
    Sie haben den Artikel und offensichtlich meinen Kommentar nicht gelesen, oder schlimmer noch nicht verstanden.
    Sie schreiben im ganzen Artikel kommt die Opposition gar nicht vor. Braucht es ja auch gar nicht.
    Herr Stern macht unter dem Deckmantel der Pressefreiheit doch genug Opposition.
    Wenn Sie schreiben, im Probleme verdrängen waren CSU und FW ja die letzten Jahrzehnte die großen Meister liegen Sie falsch. Schon alleine wegen der Aussage „letzten Jahrzehnte“!

    Sie meinen aber weil die CSU und die FW nicht Ihrer Meinung sind, verdrängen Sie Probleme! Diese Annahme ist schon sehr arrogant.

    In einem gebe ich Ihnen Recht.
    Erneuerbare und Leitungen wären längst gebaut, wenn man nicht alles immer schlechtreden würde. Jetzt ist aber nur die Frage, wer alles schlecht redet und nur das habe ich in meinem Kommentar angesprochen!

    Und die Klagemeister sind die NGO´s!
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  • Norbert Eusemann
    "Es war seit Monaten klar, dass diese Leitung kommt und über Trennfeld geht", erklärt etwa der CSU-Landtagsabgeordnete Thorsten Schwab. Nun wer das selber mutbeschlossen hat, weiß eben Bescheid. Das gilt auch für seinen Kollegen Hoffmann. Offensichtlich habe Bayerns Energieminister "keinerlei Einfluss auf die Planungen im Bund" – vor allem zu Lasten Unterfrankens kritisiert auch der Main-Spessart-Bundestagsabgeordnete Alexander Hoffmann. (CSU) Weshalb die beiden Ihre CSU Landräte nicht vorab informiert haben erschließt sich mir auch nicht. Nur jetzt dagegen wettern finde ich etwas seltsam.
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  • Gregor Ziems
    Bei der nächsten Wahl haben das eh alle wieder vergessen und die Leute feiern ihn hinter hochgehalten Maßkrügen
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  • Hiltrud Erhard
    Das hat mit Politik nichts zu tun!
    Das ist seine Retourkutsche auf den Vorwurf, dass er lieber auf Demos geht - was eindeutig stimmt - anstatt sich um seine Aufgaben zu kümmern!
    Aber wir leben in einer Demokratie und nicht in einer Aiwangerdiktatur!
    Das ist ein unmögliches Gehabe, ja der Rundumschlag eines getroffenen Hundes und eines Ministers unwürdig!
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  • Hans Müller
    Mich würde interessieren was Herr Knoblach zu den Stromtrassen sagt?

    Herr Stern, können Sie das mal nachfragen?
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  • Martin Deeg
    "Das zeigt mir, dass Populisten irgendwann doch von der Realität eingeholt werden."

    Für einen CSU-ler eine erstaunlich hellsichtige Erkenntnis! Glückwunsch dazu - die Frage ist halt immer auch, wer die Trümmer dann wegräumt!
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  • Roland Rösch
    Eigentlich hat Frau Ilse Aigner / Herr Horst Seehofer schon Trasse blockiert und verbockt obwohl eigentlich Verantwortlichkeit Bund liegt.
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  • Peter Koch
    Die Verantwortlichkeit liegt bei der Tennet TSO GmbH und die gehört seit 2009 dem Königreich Niederlande. Da regierten bekanntlich CDU/CSU und SPD. Zuständiger Wirtschaftsminister war Karl-Theodor zu Guttenberg, ein Wunderwuzzi der CSU.
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  • Ralf Eberhardt
    Regiert eigentlich Herr Söder noch? Oder macht das Herr Aiwanger alles ganz alleine?
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  • Peter Koch
    Vielleicht spielen die auch Good Cop, Bad Cop.
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  • Peter Koch
    Ja mei, liebe CSUler, mit so einem Koalitsionsfreund braucht man keine Opposition mehr. Warum habt ihr den Populisten denn nicht abgesägt als die Gelegenheit günstig war? Und wer jetzt mit heruntergelassenen Hosen da steht ist fraglich und dem Aiwanger ist's eh wurscht wie er dasteht, hauptsache er fällt auf. Dort wo er herkommt gefällt es seinen Wählern sicher wie er die Franken ärgert.
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  • Michael Lorz
    Man könnte fast meinen, dieser Herr Aiwanger wäre ein ganz kleines bisschen inkompetent... Mir unbegreiflich, warum dieser Mann überhaupt noch im Amt ist...
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