SuedLink ist längst nicht alles: Die seit Jahren umstrittene Nord-Süd-Stromtrasse soll Schwestervorhaben bekommen, die zum Teil auch in Mainfranken realisiert werden. So jedenfalls sind die Pläne der Übertragungsnetzbetreiber Tennet, TransnetBW und 50Hertz, die jetzt bekannt wurden.
Demnach sind im Bundesgebiet fünf neue Stromautobahnen in Planung, von denen zwei als "NordWestLink" und "SuedWestLink" nebeneinander auch durch Mainfranken verlaufen sollen. Stellenweise sollen die neun Kabel im dann wohl schon vorhandenen Graben der SuedLink-Leitung verlegt werden.
Bislang gibt es in den Plänen erst einen bis zu zehn Kilometer breiten Korridor für die beiden Trassen. Doch bereits Anfang Januar will TransnetBW klarmachen, wo genau die 525-Kilovolt-Leitungen einmal liegen sollen. "Da machen wir uns heute schon dran", sagte Sprecher Christopher Göpfert am Freitag auf Anfrage.
Bei SuedLink hatten diese Schritte wesentlich länger gedauert. Das schnellere Tempo gehe auf eine Gesetzesänderung des Bundes zum Netzausbau zurück, so TransnetBW. Demnach entfällt die sogenannte Bundesfachplanung, sodass die Pläne früher ins Planfeststellungsverfahren und damit zur Genehmigung kommen.
Das Umspannwerk zwischen den Triefensteiner Ortsteilen Trennfeld und Rettersheim (Lkr. Main-Spessart) spielt bei SuedWestLink eine wichtige Rolle: Dort soll nach TransnetBW-Angaben der Endpunkt sein für eine Stromleitung mit zwei Gigawatt-Leistung. Ein neuer Konverter werde dort den Gleich- in haushaltsüblichen Wechselstrom umwandeln. Die andere SuedWestLink-Leitung mit vier Gigawatt werde bis in den Raum Böblingen bei Stuttgart weitergeführt.
Außer dem neuen Konverter werde es im Umspannwerk Trennfeld keine wesentlichen Umbauarbeiten geben, erklärte Göpfert am Freitag weiter. Die Errichtung eines ähnlichen Konverters für SuedLink hatte in Bergrheinfeld zuletzt für Proteste in der Bevölkerung gesorgt.
Warum die neuen Stromautobahnen erst jetzt geplant werden
Nach den Worten des TransnetBW-Sprechers werden die 15 Zentimeter dicken und mehrfach ummantelten Kupferkabel von SuedWestLink in 1,30 Meter Tiefe verlegt. Strommasten wie etwa bei der ebenfalls geplanten und umstrittenen Fulda-Main-Leitung ("P43") werde es nicht geben - es sei denn, eine betroffene Gemeinde wünsche dies.
Der tiefere Sinn von SuedWestLink und den drei anderen neuen Stromautobahnen ist wie bei SuedLink: Sie sollen mehr Strom aus dem windkraftstarken Norden in den Süden bringen. Dass man erst jetzt auf die Idee der Erweiterung gekommen ist, hänge mit der ständigen Aktualisierung des Bundesnetzplanes zusammen, sagte Göpfert. Es habe sich zuletzt gezeigt, dass immer mehr Öko-Strom erzeugt und gebraucht werde. Das nationale Stromnetz müsse darauf ausgelegt werden.
Auf welche Resonanz SuedWestLink vor allem im Kreis Main-Spessart stoßen wird, war am Freitag nicht absehbar. Triefensteins Bürgermeisterin Kerstin Deckenbrock war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen. Gegen P43 gibt es in Main-Spessart deutlichen Widerstand.
Göpfert zufolge werde es zu SuedWestLink am 5. Dezember in Karlstadt eine nicht-öffentliche Infoveranstaltung für Mandatsträger aus betroffenen Kommunen geben. Im nächsten Jahr seien dann solche Treffen für die breite Bevölkerung vorgesehen.
Wann SuedWestLink fertig werden soll
Der SPD-Bundestagsabgeordnete Bernd Rützel aus Gemünden ließ sich am Freitagmorgen nach eigenen Worten von den drei Übertragungsnetzbetreibern in einem Online-Gespräch über SuedWestLink informieren. Rützel wies darauf hin, dass die bayerische Staatsregierung erst am Dienstag eine neue Nord-Süd-Stromautobahn gefordert habe.
Wann SuedWestLink und die drei anderen Trassen fertig werden, lassen TransnetBW, Tennet und 50Hertz offen. Sicher sei, dass Deutschland bis 2045 klimaneutral werden wolle und deshalb ein "Klimaneutralitätsnetz bis zum Jahr 2037 vollständig umgesetzt sein soll". Die Fertigstellung von SuedLink ist für Ende 2028 geplant.