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München/Volkach
Neue Chancen für alte Bahnstrecken in Mainfranken?
Der Druck auf die Söder-Regierung, die Wiederbelebung alter Bahnstrecken zu erleichtern, wächst. Was das für umstrittene Projekte wie die Steigerwaldbahn bedeuten könnte.
Die Söder-Regierung soll die Wiederbelebung stillgelegter Bahnstrecken wie hier der Steigerwaldbahn erleichtern, fordern Grüne, FDP und SPD im Bayerischen Landtag.
Foto: Roman Wolf | Die Söder-Regierung soll die Wiederbelebung stillgelegter Bahnstrecken wie hier der Steigerwaldbahn erleichtern, fordern Grüne, FDP und SPD im Bayerischen Landtag.
Henry Stern       -  Obermeier/ Henry Stern
Henry Stern
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:47 Uhr

Im Landtag fordern Grüne, FDP und SPD für die Reaktivierung alter Bahnstrecken wie der Steigerwaldbahn in den Landkreisen Schweinfurt und Kitzingen oder der Mainschleifenbahn im Landkreis Kitzingen eine Lockerung der strengen Vorgaben des Freistaats. Vor allem die fixe Regel, dass für eine staatliche Unterstützung werktäglich mindestens 1000 Fahrgäste die Strecke nutzen müssen, werde den unterschiedlichen Bedingungen nicht gerecht, kritisiert etwa der FDP-Abgeordnete Alexander Muthmann.

Der Grünen-Abgeordnete Markus Büchler warf der Regierungskoalition in einer Plenardebatte sogar vor, bundesweit "die eisenbahnfeindlichsten Reaktivierungskriterien" zu pflegen: Bayern hänge hier "in der Vergangenheit fest", findet Büchler.

Grüne: Staatsregierung will Bahnaktivierungen bislang verhindern

So sei "die ideologische Zahl 1000" als Mindestgröße der Fahrgastnutzung nur damit zu begründen, dass die Staatsregierung darauf ziele, "Bahnaktivierungen zu verhindern", glaubt Büchler. Dies stärke aber weder den ländlichen Raum noch den Tourismus etwa in Mainfranken. "Tun Sie etwas für den ländlichen Raum und sprechen Sie nicht nur darüber", forderte er deshalb von CSU und Freien Wählern.

Steigerwaldbahn: Privater Betreiber aus Thüringen hat Interesse an der Strecke

Fast überall in Bayern wird über die Reaktivierung stillgelegter Bahnstrecken gestritten. In Mainfranken erhitzt vor allem die Steigerwaldbahn zwischen Schweinfurt und Großlangheim die Gemüter. Nachdem zunächst im März ein staatliches Gutachten der Strecke eine zu geringe Auslastung für eine Wiederbelebung bescheinigt hatte, beantragte im April ein privater Eisenbahn-Betreiber aus Thüringen beim Freistaat eine Genehmigung zum Betrieb der Strecken. Eine Entscheidung steht hier allerdings noch aus.

Mainschleifenbahn: Spielt der Freistaat bei der Reaktivierung nur auf Zeit?

Auch um die Wiederbelebung der Mainschleifenbahn zwischen Volkach und Würzburg wird schon seit Jahren gerungen. Hier bescheinigt ein Gutachten zwar eine ausreichende Auslastung von rund 1400 Fahrgästen. Zuletzt bemängelten aber etwa Kitzingens Landrätin Tamara Bischof (Freie Wähler) sowie die Landtagsabgeordneten Patrick Friedl (Grüne) und Volkmar Halbleib (SPD) eine "Verschleppungstaktik" der staatlichen Bayerischen Eisenbahngesellschaft (BEG): "Obwohl wir die Kriterien erfüllen, meint die BEG, da müsse noch nachgeschärft werden und versucht erneut auf Zeit zu spielen", schimpfte Bischof.

Auch in der Regierungskoalition von CSU und Freien Wählern ist man nicht wirklich zufrieden mit der eigenen Bahnpolitik: So forderten die Freien Wähler schon vergangenen Herbst, von der fixen Fahrgastvorgabe abzurücken und auch "weiche Kriterien" wie etwa eine touristische Nutzung zu berücksichtigen.

Auch in der Landtags-CSU ist man mit der eigenen Bahnpolitik unzufrieden

Der CSU-Bahnexperte Jürgen Baumgärtner will deshalb die Reaktivierung von Bahnstrecken künftig auf drei Säulen stellen: Neben den bisherigen Vorgaben mit fixer Fahrgastregel soll dabei ein zweiter staatlicher Fördertopf für "touristische Verkehre" neu entstehen. Von diesem könnte auch eine neue Steigerwaldbahn profitieren.

In einer dritten Säule sollen sich bei fraglicher Wirtschaftlichkeit der Strecke die betroffenen Kommunen an der Finanzierung beteiligen. Dabei könnte der Freistaat "die Kommunen prozentual umso stärker entlasten, je näher wir an den Wert 1000 Fahrgäste kommen", warb Baumgärtner im Landtag. Denn aufgeben will zumindest die CSU die Ausrichtung der Förderung an der Nutzung nicht. Bei einem Takt mit 20 Zugpaaren über den Tag bedeute das umstrittene "1000er-Kriterium" schließlich lediglich, "dass in jedem Zug nur 25 Menschen sitzen", warnte er.

 
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  • Arcus
    Söder umarmt zar Bäume, aber sowohl er als auch die CSU stehen wieElephanten auf der Leitung, wenn’s konkret wird. Da hilft im September nur die die Parteien, die unsere Lebensgrundlage entziehen abzuwählen.
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  • Walger14591609
    Es ist fast sinnlos, mit Leuten zu diskutieren, deren wahre Gründe in ihrer Anrainerschaft zur Trasse liegen. Weil sie selbst ahnen, dass das nicht ganz so gut ankommt, werden tausend andere Gründe vorgeschoben - mit tatkräftiger Unterstützung gewisser lokaler CSU-Größen. Partikularinteressen zu bedienen ist für viele Parteien ein sehr sicherer Weg, an den Fleischtöpfen der Macht verbleiben zu dürfen. In Bayern ist dies allerdings ganz besonders wichtig für die CSU. Das wissen auch ein Herr Eck und seine Lakaien nur zu genau.
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  • RGPBR@aol.com
    Walger14591609
    wer soll denn die Trasse benutzen wenn nicht die Anrainerschaft. Es fährt doch keiner Kilometer weit nur um mit dem Zug zu fahren. Sie Disqualifizieren sich doch selber mit solchen hanenbüchenen Bemerkungen.
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  • fuchsastefan@web.de
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  • MarKa
    Natürlich kann man locker z. B. mit dem Rad 2 km zum nächsten Bahnhof radeln um von dort aus mit dem Zug bequem und sicher zu reisen. Anrainer sind diejenigen, deren Grundstücke unmittelbar an die Bahntrasse anschließen und von denen deshalb angenommen werden kann, dass sie keinen Bahnbetrieb jedwelcher Art haben möchten. Lieber soll der Verkehr auf der Straße auf anderen Strecken anwachsen und die dortigen Anwohner / Anrainer belasten....
    Üblicherweise erlangen Bahntrassenanrainer ihren Grund in vollem Bewusstsein des Vorhandenseins einer Bahnstrecke und erhoffen sich durch die "Beruhigung" durch den Abriss der Bahntrasse ein Geschenk + nicht unbeträchtliche Wertsteigerung ihres persönlichen Hab + Gutes -ohne irgendetwas dafür geleistet zu haben. Und das unter Abwälzung der Folgen auf die Allgemeinheit. Aktives Zutun zur Zerstörung von Bahninfrastruktur unter derartiger Motivation lässt sich meines Erachtens mit a-sozial titulieren. A-soziale Maskendealprofiteure waren CSU-Mitglieder.
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  • tagblatt_leser
    Die Freien Wähler sollten sich in diesem Zusammenhang den

    ===> Koalitionsvertrag_CSU_FREIE_WÄHLER_04.11.2018

    ansehen! Auf Seite 68 ist eine Aussage zu Bahnreaktivierungen getroffen.

    Gerolzhofen gehört übrigens zu den zahlreichen Mittelzentren in Bayern, die über keinen Bahnanschluss (mehr) verfügen. Weitere betroffene Mittelzentren hier in der Region sind beispielsweise Bad Königshofen und Bad Brückenau.
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  • RGPBR@aol.com
    in einer dritten Säule sollen sich bei fraglicher Wirtschaftlichkeit der Strecke die betroffenen Kommunen an der Finanzierung beteiligen. auch wenn sie eine Entwidmung beantragt haben, wo leben wir denn wenn die Anwohner hier wegen ein paar Ideologen zur Kasse gebeten werden. das ist ja schon Diktatur ähnlich.
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  • saufhauerl
    Tja, das gehört wohl zu den Gemeinwohlpflichten einer Kommune, Grundstücksvergoldungen für einige wenige Anrainer eher nicht! Wer sind da wohl wirklich die Ideologen, die der Gesellschaft die Diktatur der Partikularinteressen aufzwingen wollen.
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  • robertkremling@web.de
    Ja hallo ihr Schläfer*innen von der Befürworterriege der Steigerwaldbahn. Wo wart ihr denn, als sie eingestellt wurde? Jetzt nach viel zu langer Zeit, wenn die Verbindung bis zum Bahnhof in KT nicht mehr besteht und die übrige Strecke schon verkauft ist, wacht ihr wieder auf. Die Strecke von SW runter über GEO und für Wanderer auch vom Steigerwald zu weit weg, endet doch in Großlangheim im "Niemandsland". Was soll denn jetzt der Quatsch nochmal. Die Steigerwaldbahn bringt doch nicht mal eine touristische Attraktion. Unnötig Steuergeld verbraten. Aber dafür sind ja die Grünen bekannt.
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  • engert.andreas@gmx.de
    Erst mal langsam machen und bei der Wahrheit bleiben bitte:
    1. Die Verbindung zum Bahnhof Kitzingen fehlt seit dem 5. April 1945 - weil sie da gesprengt wurde. Da lief die Bahn noch jahrzehnte weiter!
    2. Die übrige Strecke wurde verkauft, WÄHREND die Diskussion um die Reaktivierung lief. Da drängt sich leider der Verdacht auf, dass hier Fakten geschaffen werden sollten, mitten in der Diskussion
    3. Die Strecke wurde eingestellt in einer Zeit, als der Individualverkehr als das non-plus-ultra angesehen wurde und ÖPNV als überholt und überflüssig betrachtet wurde. Entsprechend waren die Rahmenbedingungen - UND die Bahn wollte ihre Nebenstrecken los haben! Entsprechend wurde veraltetes Rollmaterial eingesetzt, der Fahrplan ausgedünnt, ohne jede Taktung, an den Bedürfnissen der Menschen vorbei!
    Bitte hier mal schön bei den Tatsachen bleiben!
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  • MarKa
    Es sollte einem als CSU Vertreter schon heftig zu denken geben, wenn sich selbst die FDP beim Thema Reaktivierung fortschrittlicher und gemeinwohlorientierter gibt, als man selbst....
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  • fuchsastefan@web.de
    Mir kommt diese Verkehrspolitik gegenüber der Bahn, sehr "Kleinkrämerisch" vor. Bei Parkhäusern und Ortsumgehungen is immer das volle staatliche Füllhorn dabei. Bei Bahnstrecken geht's um jeden einzelnen Fahrgast. Manch Poltiker hat vergessen, dass auch ÖPNV-Nutzer Steuerzahler sind.
    Wie soll denn eine glaubwürdige, vernünftige Verkehrswende im Anbetracht der kommenden Klimakatastrophe funktionieren?!
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  • ad.loesch@t-online.de
    Niemand braucht diese Steigerwald-Eisenbahn.

    Der Zug 🚂 ist abgefahren.
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  • Braun_Matthias@hotmail.com
    Quatsch hoch 10. Ein flächendeckender ÖPNV ist wichtiger denn je. Darin ist auch eine Steigerwaldbahn für die Region Main Steigerwald ein wichtiger Baustein. Ebenso die Mainschleifenbahn. Gut getaktete und moderne Shuttles bieten umweltfreundliche, nachhaltige, preisgünstige, zukunftsfähige und vor allem sichere Alternativen zum Individualverkehr für Schüler, Studenten,Pendler und Senioren . Das Bild der rauchenden , stinkenden und lauten Eisenbahn in den Köpfen der Menschen ist veraltet. Moderne und leise Shuttles, die in der Zukunft elektrisch/wasserstoffgetrieben fahren werden, bieten ein bequemes und komfortables pendeln. Da ich regelmäßig mit den Shuttles der Erfurter Bahn pendle , weiß ich im Gegensatz zu manch anderen Kommentatoren wovon ich spreche.
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  • flyarcus@gmx.de
    @braun.....was ist aber, wenn sich kaum einer für das Bahnfahren interessiert? Die paar Hanseli, die jetzt rumkrakelen werden auch nicht alle mit der Bahn fahren. Lasst die Dinos schlafen.....
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  • Braun_Matthias@hotmail.com
    Natürlich ist das Interesse vorhanden. Von ein paar Hansel zu sprechen zeigt ein Informationsdefizit. Es ist wie so vieles im Leben. Erst wird geschimpft und dann freuen sich die, die vorher am Meisten gelästert haben. Bedenken sie bitte dass die geringeren Kosten um zur Arbeit/Uni usw. zu kommen viele überzeugen werden. Unsere Gesellschaft ist im Wandel. Nachfolgende Generationen haben ein noch stärkeres Bewusstsein für Nachhaltigkeit und ÖPNV durch Busse und Bahn als die heutige. Da ich wie gesagt regelmäßig die Bahn nutze kann ich bestätigen , dass trotz Corona das Interesse am Bahnfahren groß ist. Die Steigerwald und Mainschleifenbahn kommt früher oder später, das ist für mich sicher.
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  • engert.andreas@gmx.de
    Und was ist, wenn sich - wider Ihre Erwartungen - plötzlich sehr viele für die Bahn interessieren? Sie stellen hier Ihre ganz persönliche Meinung und Einschätzung als unverrückbare Tatsache dar - schon mal darüber nachgedacht?
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