Es war an einem Oktobermorgen im Jahr 2015: Bei einer Großrazzia in Mittel- und Oberfranken gelang der Polizei ein spektakulärer Schlag gegen die Neonazi-Szene. In insgesamt zwölf Objekten wurden Propagandamaterial und Waffen, darunter eine Wehrmachtspistole samt Munition und über 16 Kilogramm „sprengfähiges Material in Form von illegaler Pyrotechnik“, sichergestellt.
Mehrere Personen wurden festgenommen. Der Verdacht der Ermittler: Die Gruppierung wollte unter anderem Sprengsätze in zwei Bamberger Flüchtlingsunterkünfte werfen. Nun – drei Jahre später – soll einer Frau und drei Männern der Prozess gemacht werden.
Mitglieder der „Weisse Wölfe Terrorcrew“
Wie das Landgericht Bamberg am Mittwoch mitteilte, soll die Verhandlung am 10. Oktober beginnen. Die vier Angeklagten sind heute 24, 26, 32 und 39 Jahre alt. Sie sollen Führungsmitglieder der Sektion Bayern-Franken der inzwischen verbotenen rechtsradikalen Vereinigung „Weisse Wölfe Terrorcrew“ gewesen sein. Außerdem gebe es Bezüge zu rechtsextremen Parteien, wie ein Sprecher Landgerichts auf Nachfrage bestätigte. Nach Informationen dieser Redaktion befanden sich unter den im Herbst 2015 Fesgenommenen Funktionäre der Partei „Die Rechte“. Zwei dieser Personen sind demnach auch beim Würzburger Pegida-Ableger Wügida in Erscheinung getreten.
Den nun Angeklagten wird vorgeworfen, mithilfe „von Gewalt und verbotener Pyrotechnik“ geplant zu haben, „politisch linke Personen und Gruppierungen sowie Ausländer militant zu bekämpfen“. Außerdem sollen die Angeklagten – in unterschiedlicher Beteiligung – zwischen Dezember 2014 und August 2015 verschiedene weitere Straftaten begangen haben, darunter Körperverletzungs- und Sprengstoffdelikte.
Angeklagte sind im Moment auf freiem Fuß
Wie der Sprecher des Landgerichts gegenüber dieser Redaktion weiter erklärte, sind die vier Personen derzeit „unter Auflagen auf freiem Fuß“. Zwei von ihnen saßen nach der Razzia im Oktober 2015 kurzzeitig in Untersuchungshaft. Bei den beiden anderen habe sich die Zeit in Untersuchungshaft bis Dezember 2016 auf mehrere Monate summiert.
Die Staatsanwaltschaft hatte bereits Mitte 2016 Anklage erhoben. Dass es nicht schon früher zu einem Prozess kam, begründete das Gericht stets mit einer hohen Belastung. So habe es in Bamberg mehrere große Prozesse gegeben, bei denen die Angeklagten in Untersuchungshaft gesessen hatten.