„Liebe Leser“, fängt einStatement auf der Homepage einer Mittelschule im niederbayerischen Osterhofen (Lkr. Deggendorf) an, „wir klären hiermit alle Medienvertreter und ‚Besserwisser‘ aus den Internetforen darüber auf, dass die Schulgemeinschaft, vertreten im Schulforum, die Lösung ohne Schimpf und Tadel für eine charmante Art und Weise hält, wenn der Dresscode mal nicht ganz passt. Und: er gilt für Mädels und Jungs!“ Die Schule hat genug vom Medienrummel.
Grund hierfür waren bedruckte XXL-Shirts, die Schülerinnen und Schüler der Mittelschule anziehen müssen, wenn sie mit zu knappen oder tief ausgeschnittenen Outfits im Unterricht erscheinen. Die Regelung gilt schon seit drei Jahren, doch erst jetzt sorgte sie für viel Aufsehen, Kritik und deutschlandweite Berichterstattung. Wie die Passauer Neue Presse berichtet, sei die Aktion laut Rektor Christian Kröll vom Schulforum entwickelt worden. Kurze Hosen seien erlaubt, so lange das Gesäß nicht zu sehen ist, zu tiefe Ausschnitte jedoch problematisch. Wer sich zu knapp kleidet, erhält ein Shirt in Übergröße.
Von den Lösungsmöglichkeiten anderer Schulen, Schüler mit unpassender Kleidung abholen zu lassen oder ihnen durch die Eltern Kleidung in die Schule bringen zu lassen, halte die Schulleitung nichts. „Wir müssen und wollen das Thema gar nicht so hoch hängen“, heißt es in der Erklärung auf der Website.
Dresscode gegen diskriminierende Botschaften
Schon 2015 geriet eine Bayerische Schule wegen ihrer Kleiderordnung in die Schlagzeilen. Seit dem 1. Mai 2015 herrscht am Würzburger Deutschhaus Gymnasium (DHG) im Mainviertel ein Dresscode. Doch anders als in vielen Medien berichtet, richtet sich dieser mehr gegen rassistische, frauenfeindliche und diskriminierende Botschaften auf Klamotten, als gegen kurze Hotpants und tiefe Ausschnitte. Nichts desto trotz seien diese natürlich auch unerwünscht. „Auch wenn dein Bauchnabel ein echter Hingucker ist, solltest du ihn nicht in der Schulöffentlichkeit präsentieren“, heißt eine der insgesamt zehn Kleidungs-Regeln.
Osterhofener Mittelschule: T-Shirts sind keine Bestrafung
Auf der Website der Mittelschule Osterhofen heißt es, dass einzelne Medienvertreter von „Bestrafung“ sprechen und der Schule ein „Problem“ andichten wollen. Diese Tatsache gefalle der Schule nicht, weder der Schulleitung, noch den Schülern selbst. Auf der Seite heißt es weiter: „Wir sind stolz auf unsere Schulgemeinschaft und finden unsere T-Shirts cool!“
Gespaltene Meinungen in sozialen Netzwerken
In den sozialen Medien hingegen sind die Meinungen geteilt. Während die einen die XXL-Shirts der Schule nutzen, um politische Hetzkampagnen zu starten, schlagen die anderen Verbesserungsvorschläge vor. „Die Idee ist nicht schlecht; besser wäre eine Schuluniform, verpflichtend für alle. Hätte viele Vorteile: Teamgeist und Zusammenhalt stärken, weniger Neid & Mobbing, mehr Focusierung auf das Wesentliche“, schreibt beispielsweise ein User auf Twitter.
Islamisierung: Zu leicht bekleidete Schülerinnen der Mittelschule #Osterhofen werden mit "sackähnlichen T-Shirts" verhüllt!https://t.co/tGKEu16oij
— Hartes Geld ? (@Hartes_Geld) 5. Juli 2018
In #Osterhofen (Bayern, wo sonst) müssen Schülerinnen "Strafkleidung" anziehen, wenn sie "nicht ästhetisch" angezogen sind. Ähm ja, hallo, hier sind die 50er, wir hätten gern unser Frauenbild zurück. /MS https://t.co/7wPiGqWOGL
— Union_watch (@watch_union) 5. Juli 2018
@PoloLogoDE #Kruzifix noch #amol! - An einer #niederbayerischen #Schule in #Osterhofen wird gegen „nicht #ästhetische“ #Kleidung von #Mädchen mit #Ersatzkleidung vorgegangen. pic.twitter.com/5DhaMSBf3D
— PoloLogo (@PoloLogoDE) 5. Juli 2018
„I love Mittelschule Osterhofen“ steht auf den weißen, übergroßen T-Shirts mit schwarzer Farbe gedruckt. Ein großes rotes Herz ziert den Mittelpunkt. Nur zweimal kamen die XXL-Kleidungsstücke in den vergangenen drei Jahren zum Einsatz, so die Schulleitung. Die Betroffenen seien sehr entspannt mit der Situation umgegangen fühlten sich nicht stigmatisiert, ausgegrenzt oder an den Pranger gestellt. Im Gegenteil: Laut Mitteilung haben ihnen die Shirts sogar so gut gefallen, dass sie diese im Anschluss behalten durften.
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