Im Deutschhaus-Gymnasium gehen über 1100 Schüler ein und aus, nichts ist zu bemerken von einer Spannung unter den Schülern und Lehrkräften bezüglich des neuen Dresscodes, der seit 1. Mai gilt. Einige junge Frauen laufen ungezwungen in kurzen Höschen, den Hot Pants – darunter allerdings eine Strumpfhose. Ganz anders stellt sich das Thema „Dresscode“ im Internet und in diversen Pressemeldungen dar: der „Dresscode“, eine Art Benimm-Regel für die Kleidung, wird scharf kritisiert und diskutiert.
Dass Hot Pants im Deutschhaus verboten sind, stimmt nur bedingt. Eine Regel des Dresscode lautet: „Beim Tragen eines Rockes oder einer kurzen Hose solltest du darauf achten, dass du dich unbeschwert bücken oder hinsetzen kannst, ohne zu tiefe Einblicke zu gewähren!“ Oder: „Auch wenn dein Bauchnabel ein echter Hingucker ist, solltest du ihn nicht der Schulöffentlichkeit präsentieren!“ Kappen im Unterricht sind nicht erwünscht, tief ausgeschnittene so genannte Tanktops, die die Brustwarzen freilegen, ebensowenig, und T-Shirts mit rassistischen, sexistischen oder politischen Botschaften gelten ebenfalls als „No Go“ – geht gar nicht.
„Der Dresscode muss weg“, so nennt sich eine Facebook-Aktionsgruppe, auf deren Seite sich Schüler anonym äußern. Hier heißt es: „Es gibt eine erhebliche Anzahl von uns, die den Dresscode unsinnig und überflüssig findet oder ihn sogar offen ablehnt und bekämpft. Wir glauben, dass die Hauptintention vor allem auf eine Gängelung von offenen und alternativen Kleidungs- oder Lebensformen abzielt.“ Sie bemängeln den Zwang, im Zweifelsfall Schulkleidung überziehen zu müssen, die sie aus dem Sekretariat erhalten und gewaschen und gebügelt wieder zurückgeben müssen.
Die Jungen Liberalen wenden sich „gegen jede Form von Dresscode“ und kritisieren: „Besser als ein Zwang sich umzuziehen und Strafsanktionen wäre ein persönliches Gespräch“, so ihr Kreisvorsitzender Florian Kuhl.
Die Grüne Franziska Mack, Beisitzerin im Landesvorstand der Grünen Jugend Bayern, kritisiert: „Die von der Schulleitung aufgestellten Sanktionen haben keinerlei pädagogischen Nutzen. Die Art der Sanktion sei „absolut herabwürdigend“. Matthias Ernst, Sprecher der „Grüne Jugend Bayern“: „Der Dresscode am Deutschhaus-Gymnasium ist keineswegs demokratisch legitimiert!“
Dies jedoch erklärt Schulleiter Norbert Baur gemeinsam mit Lehrerin Mariette Walk, die Mitglied in der Schulleitung ist, und Schülersprecherin Blanka Fehn. Der Wunsch nach einer solchen Kleiderordnung sei aus der Klassenelternversammlung gekommen, nach Gesprächen zum Thema, aber ohne aktuellen Vorfall. Der Dresscode sei in Zusammenarbeit mit Schülern und Lehrern entstanden. Fürs Vorbereitungsteam hätten sich pro Klasse zwei Schüler beteiligt. Das Ganze sei als Sensibilisierung und Orientierung gedacht. Nur bei groben Verstößen werde ein Schüler angehalten: „Das Gespräch ist immer erste Wahl“, so Walk. Sie würde eine pädagogische, individuell angepasste Lösung suchen. Bisher sei aber keine Situation entstanden, die dies nötig gemacht hätte.
Die Ministerialbeauftragte für die Gymnasien in Unterfranken, Monika Zeyer-Müller, erklärt, dass etwas wie der Dresscode zu den Dingen gehöre, „die die Schulen für sich anwenden“, einige hätten Ähnliches in ihrer Hausordnung, „aber nicht so direkt“. Sie wisse derzeit kein anderes Gymnasium in Unterfranken, das sich einen solchen ausgesprochenen Dresscode gegeben hätte.
Kurz vor Mitternacht postete am Montagabend das Aktionsbündnis „Der Dresscode muss weg“ das Ergebnis eines Treffs mit der Schulleitung: „Herr Baur war gegenüber uns sehr aufgeschlossen und kooperativ und hat deutlich gemacht, dass er trotz anderslautender Ankündigung auf den bekannten Zetteln niemanden dazu zwingen werde, ein T-Shirt überzuziehen.“
Pro: Freiheit braucht Grenzen
Contra: Nichts für Demokraten
Aber abgesehen davon weiß ich auch nicht, warum z. B. auch 10- oder 11-jährige Mädels in der Schule herumlaufen müssen wie am Badestrand (diplomatisch formuliert). Deshalb sei auch an Frau Mack mal die Frage gerichtet, wie das war mit Sexismus etc. Oder sollen die Jungs dadurch gegen die Versuchungen der Werbeindustrie immunisiert werden, dass sie schon jeden Tag ihre aufgebrezelten Mitschülerinnen vor Augen haben? Also bitte, ich bin der Meinung, wer nicht als Sex-Objekt kategorisiert werden will, sollte auch mal über sein bzw. ihr angemessenes "Outfit" (nicht nur) nachdenken.
Was die Jungs angeht, trifft Ähnliches zu - wer nicht davon ausgeht/ ausgehen kann, Karriere als Rapper oder Punk machen zu können/ wollen, sollte am Arbeitsplatz(!) vielleicht doch angemessen gekleidet erscheinen.
Und bevor sich jemand beschwert, die Schule (und zwar ein Gymnasium!) hätte (mal wieder) ihren Erziehungsauftrag versäumt...?!
Generation Y
Aber jetzt einmal vom Witz zum Ernst:
Als Vater von 4 Töchtern kann ich einen maßvollen Dresscode nur begrüßen. Vom Volksverblödungsfernsehen - wie z. B. GNTM - wird insbesondere auf die Mädels ein erheblicher Druck aufgebaut. Dem kann ein Dresscode, der nicht über die Maßen pingelig ist, sinnvoll entgegenwirken. Darüber, wie man sich am Arbeitsplatz zu kleiden hat und wie nicht, besteht ja auch weitgehend Konsens. Außerdem sollte die Schule ein Ort sein, an dem man nicht zur Prinzipenlosigkeit erzogen wird.
Wie die große Mutter eine Lobbyistengruppe für "Leistungsträger".
Bezeichnend ist, das diese Jungen Liberalen nach dem Abitur oft in Verbindungen eintreten, bei denen es sehr wohl eine Kleiderordnung und ab und zu einen Schmiss gibt....
Wer eine Baseballkappe schräg aufsetzt, wird nicht gegängelt sondern schaut einfach nur doof aus. Und wird bald von seiner eigenen Kappe überholt.