Als „Zeichen des Respekts und der Wertschätzung für die schulische Arbeit“ wertet der Direktor der Bad Kissinger Realschule, Torsten Stein, die neue Regelung in seiner Schule: „Als Lehrer habe ich keine Lust Schüler zu unterrichten, die T-Shirts mit dem Aufdruck 'Montags könnt ich kotzen' tragen.“
Änderung der Hausordnung
Am ersten Schultag hatte Stein, der von der Realschule Bad Brückenau nach Bad Kissingen gewechselt ist, gleich eine Neuerung für die Schüler parat: die Änderung der Hausordnung in Bezug auf die Kleidung der Kinder und Jugendlichen. Nachzulesen ist dies im aktuellen Elternbrief.
Darin steht unter dem Punkt „Hausordnung“, dass Kleidung die Wertschätzung für den Ort, an dem sie getragen werde ausdrücke: „Eine Schule ist kein Sportplatz und keine Disco.“ Jogginghosen, knappe Outfits, Kleidung mit gewaltverherrlichenden Aufdrucken sowie Kappen sind im Schulgebäude verboten.
Eine Kleiderordnung sei dies aber noch lange nicht, so der Bad Brückenauer: „Den Schülern wird nicht strikt vorgeschrieben, was sie anzuziehen haben.“ Der Direktor setzt drauf, dass die Schüler die Regel so auch verstehen und annehmen.
- Auch im Deutschhaus-Gymnasium in Würzburg gibt es einen Dresscode.
- Lang sorgte die neue Regelung an der Würzburger Schule für Schlagzeilen.
Miese Stimmung in der Schule
Seiner Meinung sind jedoch nicht alle der knapp 800 Realschüler, wie einige Zehntklässler im Gespräch mit dieser Redaktion erklären. „Alle Schüler haben am ersten Schultag darüber geredet. Es war einfach miese Stimmung“, sagt eine Schülerin. Ihren Namen wollen die Jugendlichen nicht in der Zeitung lesen – „aus Angst Ärger zu bekommen.“
Eine andere Schülerin erzählt, dass der Direktor gegenüber den Klassensprechern erklärt habe, dass das Tragen einer Jogginghose den Lehrern eine „Null-Bock-Einstellung“ signalisiere. Dagegen wehren sie sich: „Das hat doch damit gar nichts zu tun. Nur weil jemand eine andere Hose trägt, ändert sich doch dessen Einstellung nicht.“ Eine Schülerin fügt an: „Ich habe gerade Null Bock, wenn ich mich nicht so anziehen darf, wie ich will.“
Ein Zehntklässler fühlt sich eingeschränkt: „Ich ziehe nicht täglich eine Jogginghose an, aber für Schulaufgaben, weil sie bei längerem Sitzen einfach bequem sind.“ Für den Schulleiter hingegen gehört eine Jogginghose „auf den Sportplatz“.
Keine Beschwerden beim Direktor
Der Direktor hat bislang noch keinen „Aufruhr“ erlebt: „Es läuft momentan ganz hervorragend.“ Weniger als fünf Eltern hätten sich bei ihm erkundigt, was gehe und was nicht. „Wenn ein Kind eine Verletzung am Bein hat, ist natürlich auch eine Jogginghose in Ordnung“, sagt er. Die Hausordnung müsse kurz und knackig sein, der Rest sei pädagogisches Ermessen. „Es geht nicht darum, in ihre Lebensfreiheit reinzureden, sondern eine homogene Respekt-Ebene darzustellen“, stellt der 41-Jährige klar.
Sollte ein Schüler doch in Jogginghose in die Schule kommen, droht ihm deswegen kein Verweis.
„Zuerst einmal wird der Lehrer ihn darauf ansprechen und sollte es wiederholt vorkommen, werde ich mit ihm sprechen“, so Stein: „Wir hatten an der Realschule in Bad Brückenau die letzten fünf Jahre solch eine Regel und es gab keinen einzigen Fall, wo es zur Konfrontation kam.“
In der neuen Hausordnung geht es aber nicht nur um Jogginghosen. Auch „sexualisierende Kleidung“ und Kopfbedeckungen sind im Gebäude der Realschule tabu. „Ich finde die Regel doof, da ich im Sommer jetzt auch keine kurze Hose anziehen kann“, sagt eine Schülerin, während eine andere widerspricht. Dies gehe doch bestimmt? Die Schüler sind verunsichert, sie wissen nicht, was für ihren Schulleiter „sexualisierende“ Kleidung bedeutet.
Was ist zu kurz?
„Das ist zum Beispiel ein T-Shirt, auf dem 'Fickstück' steht, ein Rock, der so kurz ist, dass die Hälfte herausschaut oder ein riesiger Ausschnitt“, erklärt Stein. Gerade in der pubertären Selbstfindungsphase sei es wichtig von außen mitzusteuern. „Weil man dann eben auch einmal blödes Zeug macht“, so der Schulleiter.
Doch was ist mit Kopftüchern? Muslimische Schülerinnen, die Kopftuch tragen, gibt es in Bad Kissingen nicht. „Ich denke nicht über Dinge nach, mit denen ich nicht konfrontiert bin“, sagt der Direktor. Gegen ihre Kopfbedeckung dürfte er jedoch nichts unternehmen. „An öffentlichen Schulen in Bayern ist es nicht untersagt, dass Schülerinnen aus religiösen Gründen in der Schule ein Kopftuch tragen“, erklärt Sabine Herde, Pressesprecherin im Bayerischen Kultusministerium.
Neuer Direktor, neue Regeln
„Wir fühlen uns bevormundet“, sagen die Realschüler über die neuen Vorschriften. „Der Direktor kommt her und krempelt alles neu um, obwohl er sich noch nicht einmal angesehen hat, ob es bei uns funktioniert.“
Allerdings gibt es in Kissingen und Umgebung auch Lehrer/Lehrerinnen, denen man klar machen sollte, dass man so Schüler nicht unterrichtet sollte. Also wie gesagt, ich ziehe meine Hut vor dem neuen Direktor und man sieht ja hier, dass die Mehrheit ebenfalls dieser Meinung ist.
Ich hatte neulich mal wieder ein Vorstellungsgespräch eines Bewerbers.
An der Tür habe ich ihm gesagt, dass er verschwinden soll. Wer sich so vorstellt, stellt auch seine Einstellung und seinen Charakter vor. Mit solchen Gestalten kann ich nichts anfangen. Auf die Frage, ob er wenigstens seine Unterschrift fürs Amt bekommt, habe ich geantwortet, dass er sie sich nicht verdient hat.
Er entgegnete, er wäre extra dafür aufgestanden. Es war um 11 Uhr.
Spaß beiseite: nicht alles was zwei Backen hat, ist auch ein Gesicht.
Wo wurden hier die Fehler gemacht? Von der Gesellschaft? Sicher nicht.
Entweder so regeln, dass es eine "school-uniform" gibt oder eben keine Vorschriften. Aber nicht auf diese Weise, da kann ich den Unmut und VErwunderung sehr verstehen.
Jawohl! Und bitte viele! Man kann zwar nicht mehr retten was verloren wurde (Erziehung, Respekt, Anstand, Verantwortung - um nur einiges zu nennen) aber man kann damit verhindern, dass alles noch schlimmer wird denn wir sind zum Glück noch nicht am Tiefpunkt angekommen.
Dem Direktor dieser Schule gehört meine Hochachtung! Hoffentlich finden sich viele Nachahmer!
Damals hieß es: Die langhaarigen Gammler sollten doch erst mal was arbeiten, mit denen hätte Hitler kurzen Prozess im KZ gemacht.
Ich stimme 0911 zu: Die Mitschüler sagen dem Jugendlichen schon, wenn das Aussehen nicht passt. Solange es nicht ausgesprochen provozierend ist durch mehr oder weniger halbnacktes Erscheinen sollten die Jugendlichen ihren "Style" ausprobieren dürfen.
Wertevermittlung ist nicht vom Kleidungsstil abhängig. Wer diesem Irrtum erliegt, der hat nichts aus der Geschichte gelernt.