zurück
München
Aiwanger verspricht: Das Licht in Bayern geht nicht aus
Bei der Stromwende setzt der Energieminister vor allem auf Gas – und wachsende Strom-Importe. Neue Stromtrassen hält er gegen die Regierungslinie nicht für "unantastbar".
Ob er wieder die Stromtrassen in Frage stellt, die die Koalition 'ohne Wenn und Aber' unterstützt? Ministerpräsident Markus Söder (CSU) beäugt seinen Vize Hubert Aiwanger (Freie Wähler) während einer Regierungserklärung zur Energiepolitik kritisch.
Foto: Peter Kneffel, dpa | Ob er wieder die Stromtrassen in Frage stellt, die die Koalition "ohne Wenn und Aber" unterstützt? Ministerpräsident Markus Söder (CSU) beäugt seinen Vize Hubert Aiwanger (Freie Wähler) während einer ...
Henry Stern       -  Obermeier/ Henry Stern
Henry Stern
 |  aktualisiert: 07.04.2020 13:05 Uhr

Einen Aktionsprogramm zur künftigen Energieversorgung Bayerns hatte Hubert Aiwanger angekündigt. In seiner ersten Regierungserklärung im Landtag gab es am Ende immerhin ein Versprechen: "Nein, das Licht geht nicht aus", beteuerte Aiwanger – auch wenn die letzten Atomreaktoren in Bayern bis 2022 vom Netz gehen.

Schließt Strom aus Kohle und Atom bald Bayerns Versorgungslücke?

Der Grund: "Wir haben mehr Gaskraft in der Garage stehen, als wir Kernenergie vom Netz nehmen." Zudem seien die europäischen Stromnetze schon jetzt "voll Strom", erklärte Aiwanger. Damit lasse sich "ein weiter Teil der Lücke abdecken". Dass im Europa-Netz auch viel Strom aus Kohle und Atomkraft steckt, räumt Aiwanger offen ein. Doch aus welchen Quellen der Strom komme, entscheide am Ende ohnehin der Markt.

Wie genau der künftige Energie-Mix aussehen soll, blieb bei im Aiwanger-Stil völlig frei gehaltenen Rede hingegen trotzdem offen: Dabei hatte Bayern im Jahr 2018 erstmals im großen Stil Strom importieren müssen – ein Lücke zwischen Erzeugung und Verbrauch, die bis 2022 auf rund ein Drittel oder stolze 30 Terawattstunden anwachsen könnte, wie Aiwanger selbst einräumt.

Aiwanger setzt auf Gas betriebene Kraft-Wärme-Kopplung

Schließen will der Freie Wähler-Chef diese Versorgungslücke durch einen Dreiklang aus zusätzlicher Erzeugung in Bayern, Strom-Import und Strom-Einsparung – wobei er in seiner Rede auch hier klare Ziele vermied. Zusätzlichen Strom in Bayern will Aiwanger dabei vor allem aus tausenden mit Gas betriebenen kleinen Analgen zur Kraft-Wärme-Kopplung gewinnen. Beim Ausbau erneuerbarer Energien setzt Aiwanger vor allem auf eine Aufrüstung von Wasserkraftsanlagen. Zudem soll die Photovoltaik weiter stark ausgebaut werden. Und auch bei der Windkraft will er trotz 10-H-Abstandsregel rund 300 neue Anlagen schaffen.

Gelingen könne ein weiterer Ausbau aber nur im Konsens mit den Bürgern, findet Aiwanger. Nicht mit Zwang oder Verboten komme man voran, weshalb er das Thema "mit einem Smiley kommunizieren" wolle: "Wenn die Bürger es selber wollen, dann müssen wir sie nicht hineinprügeln", formulierte er.

"Seien wir ehrlich: Keiner will diese Trassen."
Energieminister Aiwanger zu den von der eigenen Koalitionsregierung befürworteten neuen Strom-Leitungen in Bayern

Beim in der Koalition mit der CSU heiklen Thema Stromtrassen gab sich Aiwanger erneut vieldeutig: "Seien wir ehrlich: Keiner will diese Trassen", sagte er. Der geplante Bau neuer Leitungen sei ein "fluktuierender Prozess", die Entscheidung für die Trassen "nicht gottesgleich unantastbar".

Zart-kritische CSU-Warnung an Aiwangers Stromtrassenkurs

Eine Auffassung, die der Linie der Söder-Regierung widerspricht, die neue Trassen offiziell "ohne Wenn und Aber" befürwortet. "Wer den notwendigen Leitungsbau in Frage stellt, riskiert, dass Bayern am Ende tatsächlich der Stecker gezogen wird", hielt CSU-Generalsekretär Markus Blume deshalb Aiwanger am Landtagspodium zart-kritisch vor: Der Freie-Wähler-Chef hätte seine Zustimmung "ein bisschen deutlicher sagen können".

Die Opposition war da weniger zimperlich: Aiwangers Meinung zu Trassen hänge davon ab, "in welchem Wirtshaus er gerade spricht", schimpfte der Grüne Martin Stümpfig: "Und wir wissen immer noch nicht, wo die Energieversorgung in Zukunft herkommt". 1500 neue Windräder und eine Verdreifachung der Solarenergie fordern die Grünen selbst für Bayern.

Während die AfD eine Wiederbelebung der Atomkraft forderte, warnte FDP-Fraktionschef Martin Hagen vor den schwerwiegenden Folgen, die Aiwangers "energiepolitischer Provinzialismus" für den Industriestandort habe: "So kann man ein Land wie Bayern nicht regieren."

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Henry Stern
Alternative Energien
Alternative für Deutschland
Atomenergie
Atomkraftwerke
CSU
Energieminister
Energiewende
Hubert Aiwanger
Kraft-Wärme-Kopplung
Markus Blume
Solarenergie
Stromtrassen
Windenergie
Wirtschaftsbranche Energieerzeugung und -Versorgung
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top
  • al-holler@t-online.de
    Eines Tages wern mer scho alle "dumm aus der Wäsch gucke", wenn mer dann überhaupt no genug Strom fürs Licht ham - bei der sog, Energiewende. Dann werd wohl rationiert, weil und a bissle was an Enrnergie braucht schließlich die Wirtschaft und der Handel a no.....
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • dietmar@eberth-privat.de
    Einfach nur dumme Zahlenspiele.
    Dieses Jahr werden über 40% des Stroms durch erneuerbare Energien erzeugt. Nach ihrer Meinung stecken wir den Kopf in den Sand und machen nichts. Ist ja alles soooo schwierig und ich muss womöglich mein Verhalten ändern.
    Seit dem Beschluss des Atomausstiegs 2011 sind von den 17 KKWs mittlerweile nur noch 7 KKWs am laufen (Ende 2019 wird nächstes KKW abgeschaltet) und 2022 ist endgültig Schluß. Und das ist gut so!
    Die Lichter sind nicht ausgegangen, exportieren soviel Strom wie nie und selbst Energiekonzerne wollen keine Kernenergie mehr in Deutschland. Alles richtig gemacht.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • radfahrer
    -mainpostl- "Einfach nur dumme Zahlenspiele"

    der/die "radfahrer" bitten sie "Einfach nur gescheite Zahlenspiele" vorzulegen, damit eine Differen vom "dumm" zum "gescheit" zu analysiert werden kann.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • dietmar@eberth-privat.de
    Stromtrassen ins Ausland für Import von (dreckigen) Strom, aber keine Stromtrassen nach Norddeutschland für erneuerbare Energien. Das kann keiner verstehen.
    CSU stand mal für keine Abhängigkeit bei der Energieversorgung vom Ausland. Angst - Verlust der Mehrheit - ist kein guter Ratgeber für notwendige Politik.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • radfahrer
    -mainpostl-: WEA-Stromtrassen dienen dazu, den zur falschen Zeit und am falschen Ort produzierten Windstrom fortzuschaffen, anstatt ihn nicht zu produzieren.
    Wie ist ihre Meinung zur "Speicherentwicklung" um den Zappelstrom vor Ort zu halten?

    Beachte u.a. die Aussage von MP Söder "Bayern ist kein Windland"
    P.S.: das hat übrigens die FDP auch schon für Nordrhein-Westfalen festgestellt.

    Für was also WEA und Trassen, wo kein Wind weht?
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten