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Fußball
Einst Kapitän von Kahramanmaras: Wie Ex-Profi Yusuf Emre Kasal nach dem Erdbeben in der Türkei zu helfen versucht
Der Fußballer aus Sennfeld berichtet von großen Tragödien unter Freunden und Bekannten in Kahramanmaras. Er will nun in die Region fahren, um den Menschen vor Ort zu helfen.
Yusuf Emre Kasal spielte von 2016 bis 2020 für Kahramanmarasspor, den Fußball-Verein aus der türkischen Stadt Kahramanmaras, die in der Nacht auf Montag von den verheerenden Erdbeben in der Südosttürkei getroffen wurde.
Foto: Steffen Krapf | Yusuf Emre Kasal spielte von 2016 bis 2020 für Kahramanmarasspor, den Fußball-Verein aus der türkischen Stadt Kahramanmaras, die in der Nacht auf Montag von den verheerenden Erdbeben in der Südosttürkei getroffen wurde.
Steffen Krapf
 |  aktualisiert: 15.07.2024 10:42 Uhr

Mit welcher türkischen Stadt er sich besonders verbunden fühle, auf diese Frage nennt der ehemalige Fußball-Profi Yusuf Emre Kasal aus Sennfeld (Lkr. Schweinfurt) weder die Heimatstadt seiner Mutter noch die seines Vaters. Sondern Kahramanmaras, eine Stadt mit bislang mehr als 600.000 Einwohnern im südlichen Teil Anatoliens.

Sie wurde für Kasal, als er von 2016 bis 2020 beim dortigen Fußball-Verein Kahramanmarasspor spielte, zur zweiten Heimat. "Ich habe noch nie in meiner Karriere so eine Gastfreundschaft wie dort verspürt", schwärmt der 34-Jährige. Doch seit dem verheerenden Erdbeben in der Türkei und Syrien herrscht auch in Kahramanmaras Ausnahmezustand.

Kasal war Mannschaftskapitän von Kahramanmaras

Zwischen fünf und sechs Uhr morgens steht Kasal, der in der Jugend für den FC 05 Schweinfurt und 1. FC Nürnberg und anschließend ein Jahr beim Würzburger FV spielte, für gewöhnlich auf.

Sein Blick aufs Handy am Montagmorgen fühlte sich an wie ein Albtraum, erinnert er sich. Viele Kontakte stammen noch aus seiner Zeit bei Kahramanmarasspor, für das er über 80 Spiele absolvierte und zwei Jahre lang als Mannschaftskapitän anführte. Kasal sah aus erster Hand die schrecklichen Bilder und Videos aus der vom Erdbeben zerstörten Stadt.

Anzeige für den Anbieter Instagram über den Consent-Anbieter verweigert

Mehr als 150 Menschen, die er dort kenne, schrieb er, um sich zu erkundigen, wie es ihnen gehe. Nur neun meldeten sich. Aber auch sie berichteten ihm von Tragödien. Angehörige lägen noch unter Trümmern, erklärt Kasal mit bedrückter Stimme, manche seien ums Leben gekommen. "Es geht für sie darum, Lebenszeichen ihrer Liebsten zu erhalten."

Trotz 3000 Kilometern Entfernung versucht der angehende Fußball-Trainer sein Möglichstes, ihnen zu helfen. Über seinen Instagram-Account teilt Kasal seit Wochenbeginn Informationen auf Türkisch. Vor Ort sei es den Menschen aus vielerlei Gründen nur sehr eingeschränkt möglich, über ihre Handys zuverlässig zu kommunizieren. Kasal verbreitet Meldungen über Menschen, die mittlerweile gefunden werden konnten. Informationen gebe es nur wenige, deshalb möchte Kasal seine Reichweite in der Stadt, die er sich als Fußball-Profi einst aufgebaut hatte, nun nutzen.

Kasal hat das Mamara-Erdbeben 1999 vor Ort miterlebt

Das komplette Ausmaß der Katastrophe mag sich Kasal gar nicht ausmalen: "Es herrscht das reinste Chaos." Er erlebte Ähnliches schon einmal hautnah mit: Beim Marmara-Erdbeben 1999 befand er sich im Epizentrum. Über 18.000 Menschen verloren damals ihr Leben.

Diesmal könnte es aber weitaus schlimmer sein, vermutet Kasal. Alleine wegen der Temperaturen. Damals, im August, konnten Menschen, die ihr Heim durch das Beben verloren hatten, erst mal im Freien schlafen, erinnert er sich. Das gehe bei Minusgraden in der Nacht nicht. "Viele versuchen, sich in ihren Autos aufzuwärmen. Aber an Tankstellen gibt es kein Benzin mehr", schildert er. Die Infrastruktur vor Ort sei größtenteils zusammengebrochen.

Kasal berichtet von fürchterlichen Schicksalen, die ihm geschildert wurden: "Ich habe noch nie etwas in so einer Dimension gesehen, gehört oder erlebt." Hoffnung gebe, dass die Stadt inzwischen wieder erreicht werden und Hilfe ankommen könne. "Und dann gibt es Wunder, dass auch nach drei Tagen noch Menschen lebendig unter den Trümmern gefunden werden." In Kürze will er mit Freunden selbst in die Region fahren, um den Menschen vor Ort zu helfen.

 
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