In dieser Regionalliga-Mannschaft der Würzburger Kickers steht er für Identifikation: Peter Kurzweg. Der Kapitän ist 2015 erstmals an den Dallenberg gewechselt. Der einstige Nachwuchsspieler von 1860 München etablierte sich hier unter Trainer Bernd Hollerbach im Profi-Fußball. Nach Gastspielen bei Union Berlin und beim FC Ingolstadt kehrte er später zweimal zu den Rothosen zurück. "Ich habe diesem Klub meine Karriere zu verdanken", sagte er im vergangenen Sommer über die Kickers. Das Kapitänsamt sei für ihn eine Ehre und eine Verantwortung.
Und die kann einen manchmal ganz schön belasten. So wie in diesen Tagen. Wer Kurzweg zuletzt nach den Kickers-Partien beobachtete, sah oft einen Haufen Frust. Der Leistungseinbruch nach der Winterpause bringt ihn in Rage: "Mich macht es extrem sauer, wenn wir gegen Gegner, die dreimal in der Woche trainieren, nicht gewinnen. Wir machen das hauptberuflich. Da sollte man solche Gegner schlagen. Für mich persönlich – ich kann ja nur für mich sprechen – ist das eine harte Nummer."
"Mit Jürgen Kost fing es an"
Woran es liegt, dass den vor der Winterpause bisweilen herzerfrischend aufspielenden Kickers die Spielfreude abhanden gekommen ist? "Es gibt mehrere Gründe", sagt Kurzweg. "Die Unruhen im Verein" seien einer davon, meint er und ergänzt: "Mit Jürgen Kost fing es an." Der ehemalige Sportvorstand trat im Januar überraschend zurück. Letztlich seien viele Dinge auf das Team eingeprasselt, am Ende aber möchte er keine Ausreden zählen lassen: "Wir sind jetzt in einer Spirale gefangen. Gegen Illertissen haben wir am Samstag kein gutes Spiel gemacht. Aber es muss doch trotzdem zum Sieg reichen. Die Chancen waren da."
Am Ende stand aber wieder einmal nur ein 1:1-Remis – und der Meisterschaftszug ist für die Kickers bei neun Zählern Rückstand auf Spitzenreiter SpVgg Unterhaching, so scheint es, endgültig abgefahren: "Klar leidet die Stimmung, wenn du siehst, was du in den letzten Wochen verspielt hast in der Liga und im Pokal-Wettbewerb. Wir waren im Winter in einer super Ausgangssituation. Jetzt ist es natürlich schwierig, den Fokus hochzuhalten. Auch wenn es noch um Rang zwei geht", so Kurzweg. Ein Umstand, der dem Team anzumerken ist. Es scheint stets ein Tick zu fehlen, mal an der Konzentration, mal an der Zielstrebigkeit, manchmal auch am unbedingten Siegeswillen.
Lob für den Ex-Schweinfurter Tobias Strobl
Nachkarten ist indes nicht die Sache von Trainer Marco Wildersinn. Er blickt voraus auf das Auswärtsspiel beim FC Augsburg II an diesem Samstag (14 Uhr) im Rosenaustadion. Einem Aufeinandertreffen, das durch die Freundschaft der Anhänger beider Klubs einen besonderen Charakter besitzt. In der Vorrunde gab es beim 6:3-Erfolg der Kickers ein wahres Torfestival gegen das Team von Tobias Strobl, der auch in der Würzburger Nachbarschaft noch bestens bekannt ist. "Ein Trainer, der in Schweinfurt gute Arbeit gemacht hat und der weiß, was er will", sagt Wildersinn über ihn.
In Augsburg bietet sich ihm und seinem Team nun einmal mehr die Chance, einen erneuten Stimmungsumschwung einzuleiten. Denn der sei nötig, wie auch der Kickers-Coach feststellt: "Wir wissen ja selbst noch, wie die Stimmung hier in der Vorrunde war. Und spüren, wie sie jetzt ist. Nicht nur rund um den Verein, sondern auch bei uns. Wir sind nicht zufrieden mit den Ergebnissen und den Leistungen." Dabei seien es oft "Nuancen", ein falscher Laufweg, ein ungenauer Pass, eine falsche Entscheidung, die zuletzt dazu führten, dass so viele Angriffe versandeten. "Es liegt an Details", so Wildersinn.
Vincent Friedsam schon bald wieder im Kasten?
An denen gelte es nun zu arbeiten. Gleichzeitig plant er auch schon für die kommende Saison. Ein vakanter Posten könnte dabei die Torwart-Position sein: Marc Richter hat zwar einen noch eine weitere Saison laufenden Vertrag, fällt aber mit einer Schulterverletzung lange aus. Der Kontrakt von Vincent Friedsam indes, der nach seinem Kahnbeinbruch in der Hand, inzwischen wieder voll mit trainiert dagegen läuft aus.
"Er ist jung und entwicklungsfähig. Wir und auch er werden zeitnah eine Entscheidung fällen müssen, wie es weitergeht", sagt Wildersinn. Auch deshalb dürfte Friedsam bald wieder eine Chance im Tor erhalten. Vorerst bleibt aber der im Winter verpflichtete Eric Verstappen im Kasten. "Eric macht es ordentlich", sagt Wildersinn und verteidigt den Niederländer damit auch gegen Kritik. Von allen finanziellen Ungereimtheiten unbeeindruckt laufen also schon die Planungen für die kommende Spielzeit, zumindest bei Wildersinn, der klipp und klar sagt: "Wir wollen Qualität dazu holen."