Spiel, Satz, Sieg Kickers. Mit einem Ergebnis, das an den Tennissport erinnert, schickten die Würzburger Kickers den FC Augsburg II nach Hause. 6:3 gewann der Tabellenführer der Fußball-Regionalliga gegen den 19. aus dem Schwabenland und verteidigte damit Platz eins vor der punktgleichen SpVgg Unterhaching, die im Fernduell mit den Rothosen ihr Auswärtsspiel in Eichstätt mit 3:0 gewann.
Die Kickers stehen in dieser Saison für Spektakel pur. 46 geschossene Tore in 13 Liga-Spielen sprechen für sich. In den letzten fünf Pflichtspielen waren es gar 27 Treffer. Macht einen Schnitt von mehr als fünf Toren pro Spiel. So etwas habe er in seiner Laufbahn als Fußballer auch noch nicht erlebt, sagte Ivan Franjic nach der Partie. Der Treffer des 25-jährigen Mittelfeldmanns zum zwischenzeitlichen 5:2 war in einem wilden Spiel die größte Sehenswürdigkeit gewesen. Wie er und seine Kollegen sich da durch den Augsburger Strafraum kombiniert hatten, das war schon allererste Sahne. "Wir spielen uns einfach in einen Flow", stellte Franjic fest: "Wir trainieren solche Spielzüge ja noch nicht einmal."
"Die wahrscheinlich defensiv schlechteste Leistung dieser Saison"
Dass die Begegnung der beiden durch eine Freundschaft ihrer Fanszenen verbundenen Teams derart turbulent wurde, lag am Samstag freilich nicht nur an der Würzburger Offensivpower. "Die wahrscheinlich defensiv schlechteste Leistung dieser Saison" hatte Kickers-Trainer Marco Wildersinn zumindest "in den ersten 15 bis 20 Minuten" gesehen. Tatsächlich zeigten sich die Kickers in der Abwehr erstaunlich verwundbar. "Wir waren heute zu leicht zu überwinden", fand auch Franjic. Das habe er bereits beim Aufwärmen festgestellt: "Wir waren einfach nicht so hellwach wie sonst."
Ein Beispiel dafür war auch das Augsburger 1:0, als ein Pass in die Schnittstelle der Würzburger Viererabwehr FCA-Angreifer Franjo Ivanovic fand. Der umkurvte Kickers-Keeper Marc Richter und schob ein. Nach elf Minuten lagen die Kickers in Rückstand und das nicht unverdient, denn die Augsburger waren schon zuvor einige Male durch die Lücken in der Würzburger Abwehr hindurchgeschlüpft.
"Aber wir haben trotzdem eine gute Reaktion gezeigt", so Franjic. Er selbst war an der Entstehung des 1:1 entscheidend beteiligt, als er auf dem rechten Flügel den Ball mustergültig in den Lauf von Benjka Caciel legte, dessen Hereingabe Saliou Sané über die Linie drückte. Ein klasse Angriff der Kickers war das. Die Rothosen fanden nun zumindest offensiv ihren Rhythmus, störten die trotz Länderspiel-Pause ohne Bundesliga-Verstärkung angetretenen Augsburger im Spielaufbau und erzwangen so immer wieder Ballverluste. "Das war eine Lehrstunde, wie man jeden Fehler des Gegners eiskalt ausnutzt", sagte Augsburgs Trainer Tobias Strobl. Dominik Meisel (24.) und Thomas Haas (28.) stellten mit ihren Toren das Resultat ratzfatz auf 3:1. "Wir wussten, dass Augsburg, wenn wir unsere offensive Wucht entwickeln, Probleme bekommt", so Wildersinn und auch Strobl sprach von der "brutalen Qualität der Kickers".
Der Spitzenreiter war wieder in seinem Lauf. Daran konnte auch der Augsburger Anschlusstreffer nichts ändern: Ivanovic traf per Elfmeter, nachdem zuvor Haas im Strafraum den Ball an die Hand bekommen hatte (36.). Wirklich ärgern musste sich bei den Kickers über diese diskutable Entscheidung keiner. Denn quasi mit dem Halbzeitpfiff erhöhte Kapitän Peter Kurzweg nach einer Franjic-Ecke per Kopf auf 4:2 (45.+1).
Peter Kurzweg trifft zweimal mit dem Kopf
Als Franjic mit seinem feinen Tor (53.) und Kurzweg mit seinem zweiten Kopfballtreffer (55.) auf 6:2 erhöht hatten war die Partie gelaufen. Augsburg kam hernach noch zum 6:3 durch Fabio Gruber (57.), das Spiel war längst zu einem Spektakel geworden. Auch danach ging es munter hin und her. Wildersinn konnte auch mit Blick auf das Mammutprogramm der nächsten Woche, mit ab Dienstag drei Partien innerhalb von sechs Tagen, durchwechseln. Abwehr-Routinier Daniel Hägele hatte bereits am Freitag im Training ausgesetzt und blieb am Samstag-Nachmittag zur Halbzeit in der Kabine. "Er ist dann am Dienstag wieder frischer", so der Kickers-Trainer mit Blick auf das Viertelfinale im Toto-Pokal-Wettbewerb gegen Liga-Kontrahent DJK Vilzing (Dienstag, 18.30, Flyeralarm Arena).
Was bis zum Schluss blieb waren die auffälligen Lücken in den Defensivreihen auf beiden Seiten. "Wir waren heute einfach nicht so griffig wie sonst", meinte Mittelfeldmann Franjic. Dass am Schluss trotzdem ein klarer Sieg zu Buche stand, dürfte die Zuversicht am Dallenberg nicht gerade schmälern.
im Gegensatz zu den 05ern, die ohne Jabiri wohl auf einen Abstiegsplatz stünden,
was ich ihnen nicht wünsche!!
Danach lief die Kickerstormaschine wie gewohnt mit voller Drehzahl. Für Peter Kurzweg waren die beiden Tore eine tolle Belohnung für sein gewohnt kampf- und technisch versiertes Spiel. Ivan Franjic wird immer mehr zum „Ballzauberer“; Saliou Sané glänzte wieder einmal durch sensationelle Laufarbeit. Daniel Hägele wird die „Auszeit“ in der zweiten Hälfte guttun.
Wie dann aber die Kickers mit ihrer Offensiv-Power binnen weniger Minuten für klare Verhältnisse gesorgt haben ist einfach genial. Im Angriff sah man auch heute feinsten Kombinationsfussball und schnelle Passfolgen. Kein Wunder, dass dann viele Torchancen entstehen.
Der Coach hat sofort nach dem Spiel auf die heutigen Nachlässigkeiten im Defensiv-Verhalten hingewiesen. Ich denke drei Gegentreffer werden den Kickers in dieser Saison nicht mehr so oft passieren. Aber trotzdem: für uns Zuschauer ist ein 6:3 allemal schöner als ein 1:0.
Die Kickers machen unglaublich Spaß - schön, dass es am Dienstag im Pokal schon weitergeht.