Wer eine Tüte zum Platzen bringen will, muss sie mit ordentlich Luft aufblasen, die Öffnung zuhalten und fest auf die pralle Seite schlagen. Ein solcher Schlag gelang dem Würzburger FV in der Schlussphase gegen die DJK Ammerthal, die FV-Trainer Philipp Eckart zuvor wegen ihrer wechselhaften Ergebnisse als Wundertüte bezeichnet hatte.
Mit 2:1 (1:0) gewannen die Nullvierer ihr letztes Heimspiel der Hinrunde in der Fußball-Bayernliga Nord. Eckart und sein Trainerteam hatten dazu an der Anfangsformation drei Änderungen zum vorherigen Sieg in Münchberg (2:0) vorgenommen: Adrian Istrefi im offensiven Mittelfeld, Jannis Vierneisel auf der rechten Abwehrseite und Innenverteidiger Hendrik Hansen kehrten in die Startelf der Zellerauer zurück.
Muntere Anfangsphase an der Mainaustraße
Früh erspielten sich die Gastgeber erste Chancen: Steffen Krautschneiders Hereingabe von links verpasste der vor der Torlinie zum Kopfball springende Fabio Hock knapp, Samuel Röthleins Schuss parierte Ammerthals Christopher Sommerer (8.). Im nächsten Angriff zog Istrefi ab, doch ein Abwehrspieler lenkte den Ball noch zum Torhüter (10.).
Bitter: Hansens Einsatz war nach elf Minuten beendet. Verletzungsbedingt muss der WFV wechseln, sodass Nicolas Reinhart in die Mitte rückte und der eingewechselte Fabio Gobbo die linke Seite übernahm. Bis sich die Abwehr neu sortiert hatte, waren die Gäste mit Oleksii Ohurtsovs Schuss und Daniel Gömmels Kopfball gefährlich am Zug, doch Torhüter André Koob klärte beide Situationen (13.). Nach einer munteren Anfangsviertelstunde passierte für längere Zeit wenig in beiden Strafräumen.
Erst als Marcel Fischer einen langen, öffnenden Pass aus der eigenen Hälfte auf den rechten Flügel schlug, wo Hock gestartet war und in Richtung Tor lief, blickten die erneut 500 Zuschauerinnen und Zuschauer gebannt auf das Duell von Hock und Sommerer. Ammerthals Torhüter wehrte dessen Schuss zwar ab, doch der mitgelaufene Julian Wild reagierte am schnellsten und verwandelte den Nachschuss zum 1:0 für die Heimelf (35.).
Ammerthal mit mehr Ballbesitz nach der Pause
Nach der Halbzeitpause, in der Jochen Schinagel, der von 1999 bis 2007 für den WFV in der Bayernliga gespielt hatte, mit Applaus und "Schi-Schi-Schinagel"-Rufen bei seinem Besuch auf der Sepp-Endres-Sportanlage begrüßt wurde, setzten wiederum die in Weiß spielenden Gastgeber die ersten Akzente. Hock scheiterte an Sommerer (53.) und Krautschneider schoss knapp neben das Tor (60.). Während die Nullvierer zunächst die besseren Chancen hatten, war der Ball dagegen häufiger an Ammerthaler Füßen zu finden.
Die Gäste arbeiteten sich nach vorne, wodurch eine latente Gefahr entstand. Diese wurde in der Schlussphase konkret, als Leon Rukiqi den Ball aus der Drehung zwischen die zu weit weg vom Gegenspieler stehenden Innenverteidiger schlug. Martin Popp hatte Zeit, sich günstig zum Ball zu stellen, ehe er diesen an Koob vorbei zum 1:1 ins Tor schoss (87.).
Trotz des späten Ausgleichs ließ der WFV mit einem letzten Schlag die Tüte aber doch noch platzen: Fischer schickte Röthlein auf links bis zur Grundlinie, und der hatte Glück, dass sein an die mitgelaufenen Marius Haas und Simon Schäffer adressierter Querpass von Henrik Brüggen zum 2:1 ins eigene Tor abgefälscht wurde (89.).
Trainer Eckart stört sich am fehlenden Ballbesitz
"Wir haben uns eiskalt erwischen lassen. Zwei so krasse Fehler wie von uns vor den Gegentoren habe ich bei Würzburg nicht gesehen", haderte Ammerthals Trainer Serdal Gündogan mit der Niederlage. "Ein Punkt wäre dem Spielverlauf nach verdient gewesen, so war der für uns aber nicht möglich", habe sich seine Elf selbst ums Ergebnis gebracht.
"Das Spiel war kein Leckerbissen, umso besser schmeckt es, dass wir es noch gewinnen. Es war ein Sieg des Willens, den nehmen wir gerne mit. Dennoch war es ungewohnt, wie wir in der zweiten Hälfte dem Ball hinterherlaufen mussten", fand Eckart zwar großen Gefallen am Ergebnis, störte sich aber daran, dass es seiner Mannschaft nicht gelungen war, den Ball, wie sonst üblich, länger in den eigenen Reihen zu führen.
In der Tabelle festigte der Würzburger FV mit diesem Sieg und 28 Punkten den sechsten Platz. Zum Hinrunden-Abschluss treten die Nullvierer am nächsten Samstag, 19. Oktober, beim ASV Neumarkt an (15 Uhr). Auch am darauffolgenden Freitag, 25. Oktober, sind sie zum Rückrundenstart auswärts beim TSV Kornburg gefordert (19 Uhr), sodass das nächste Heimspiel erst am 2. November gegen die DJK Gebenbach stattfindet (14 Uhr).
Fußball: Bayernliga Nord, Männer
Würzburger FV – DJK Ammerthal 2:1 (1:0)
Würzburg: Koob – Vierneisel, Breunig, Hansen (11. Gobbo), Reinhart – Fischer, Röthlein (90. Ntolaptsis) – Hock (86. Haas), Istrefi (72. Schäffer), Krautschneider – Wild (80. Herbert).
Ammerthal: Sommerer – Weidner, Brüggen, Marco Kaiser (78. Joseph), Gömmel, Janner – Klaus (78. Rukiqi), Marcel Kaiser, Ohurtsov (46. Lazarevic), Pirner (76. Mutove) – Popp.
Schiedsrichter: Oliver Barnert (Bayreuth). Zuschauende: 498. Tore: 1:0 Julian Wild (35.), 1:1 Martin Popp (87.), 2:1 Henrik Brüggen (89., Eigentor).