Es sind die Bilder, die Jochen Schinagel in den letzten Tagen bewegten. Momente, die er innig liebte und die er so rasch nicht vergessen wird. Jetzt aber wird es das letzte Mal sein, dass er am Spielfeldrand steht, seine Mitspieler anspornt und dann nach drüben blickt, wo die Zuschauer stehen. Einmal noch, dann ist es vorbei. „Es fällt nicht leicht, sich davon zu verabschieden“, sagt der auch heuer wieder mit derzeit 16 Treffern erfolgreichste Würzburger Bayernliga-Torjäger. Der Abschied, das verrät seine Stimme, wird kein leichter, aber ein inniger. „Das hier, der WFV ist ein Verein, der sehr viel von seinen Menschen lebt, die mit dem Herzen dabei sind.“
„Ich bin Mannschaftsspieler und kein Einzelkämpfer“
Jochen Schinagel
Schinagel ist einer von ihnen. Ein Leitwolf, der von sich selbst sagt, dass „ich ein Mannschaftsspieler bin und kein Einzelkämpfer.“ Schinagel aber ragte in all den Jahren in der Zellerau heraus aus einem Team, dessen Vorteile schon traditionell im guten Miteinander liegen, nicht in hoch bezahlten Einzelkönnern. Die Philosophie ist aus der finanziellen Not geboren, das weiß auch Schinagel, der sagt, „dass wir derzeit eigentlich so weit sind, wie wir schon vor acht Jahren waren. Das ist der einzige Wermutstropfen in meiner Zeit hier.“
Aber Schinagel wühlt nicht in der Vergangenheit, er blickt nach vorne. Und obwohl er weiß, dass er im Sommer nicht mehr hier sein wird, spricht er so, als würde dieser Sommer endlich ein großer für den WFV werden. „Ich hoffe, dass wir durch das Erreichen der Pokal-Hauptrunde einen Schub bekommen und endlich mehr auf die Beine stellen können, als bislang.“ Schinagel wird dann vielleicht nochmal nach Würzburg kommen und sehen, wie sich die Kollegen schlagen. Denn der Mittelfeldspieler hat dann etwas mehr Zeit. „Ich werde ein halbes Jahr Pause machen und mir dann erst im Winter einen neuen Verein suchen.“ Schinagel wird dann als Lehrer in einer oberbayerischen Hauptschule vor der Klasse stehen. Andere Bayernligisten lecken sich schon jetzt die Finger nach dem 32-Jährigen, der TSV Heimstetten und der FC Ismaning wollen ihn unbedingt. Schinagel aber wird abschalten und sich an freien Tagen der Liebe widmen. Freundin Daniela ist noch in Frankfurt, „da bleibt keine Zeit für Fußball, Beruf und Beziehung.“ Jochen Schinagel setzt auch hier Prioritäten, erst wenn die Freundin wieder bei ihm ist, will er wieder Fußball spielen. Bis dahin kann er von Bildern zehren, von Momenten, die ihm in den vergangenen acht Jahren immer wieder die Gänsehaut auf den Buckel getrieben haben. Heute ist nochmal solch ein Moment. Und den wird er auch genießen. In vollen Zügen.