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Basketball: Bundesliga
Würzburg Baskets verlieren das Frankenderby im Schlussviertel
Trotz einer engagierten und kämpferisch über weite Strecken überzeugenden Vorstellung unterliegt der Basketball-Bundesligist in einer phasenweise packenden Partie Bamberg 73:79.
Filip Stanic war mit 22 Punkten Topscorer der Partie.
Foto: Heiko Becker | Filip Stanic war mit 22 Punkten Topscorer der Partie.
Thomas Brandstetter
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:52 Uhr

Gegen Ende hin hallten dann laute "Schieber, Schieber, Schieber"-Rufe durch die Halle, die sich abwechselten mit einem gellenden Pfeifkonzert. Weil die Anhänger von Basketball-Bundesligist Würzburg Baskets glaubten, ihr Herzensverein sei ein wenig verschaukelt worden von den drei Schiedsrichtern Moritz Reiter, Moritz Krüper und Andreas Bohn. Die Enttäuschten gaben vor allem den Referees die Schuld an der 73:79 (43:40)-Niederlage gegen Brose Bamberg am späten Mittwochabend. Aber auch, wenn die Unparteiischen tatsächlich einen Hang dazu hatten, die große Mehrheit aller strittigen Entscheidungen für die Gäste zu pfeifen – an den drei Männern in Blau lag es bestimmt nicht alleine, dass die Baskets ihre siebte Saisonniederlage kassierten und wegen des zeitgleich erfolgten Sieg Hamburgs in Heidelberg von Play-off-Rang acht auf neun rutschten.

Freilich: Wenn nicht jetzt, wann dann? Wann, bitteschön, sollte die Hütte denn mal wieder rappelvoll sein, wenn nicht beim Frankenderby gegen den "Lieblingsgegner"? Exakt 1034 Tage nach dem letzten ausverkauften Spiel in der damals noch s.Oliver Arena benamten Halle sahen nun laut Vereinsangaben also mal wieder über 3000 Menschen vor Ort einem Spiel der Würzburger zu. Und wieder war der Gegner Brose Bamberg. Damals, vor fast drei Jahren, als kurz vor dem Sprungball die Vertragsverlängerung mit Trainer Denis Wucherer bekanntgegeben und die Saison kurz später wegen der Pandemie abgebrochen worden war, waren die Gastgeber beim 77:95 letztlich chancenlos gewesen, weil sie im Schlussviertel eingebrochen waren.

Eine kurze Schwächephase zu Beginn des Schlussviertels kostete diesmal den Sieg

Am Mittwochabend waren die Baskets beileibe nicht chancenlos. Aber sie erlaubten nach einer zwar nicht immer hochklassigen, aber über weite Strecken umso packenderen Begegnung den Bambergern Ende des dritten und Anfang des vierten Viertels einen 10:0-Lauf zum 71:62, für den mit acht Punkten beinahe im Alleingang Spencer Reaves verantwortlich zeichnete. Diese kurze Schwächephase kostete die Baskets den Sieg, obwohl sie den Rückstand in den letzten sieben Minuten zwischenzeitlich sogar noch einmal auf zwei Punkte einschmelzen konnten (71:73). Letztlich durften die Oberfranken aber keineswegs unverdient ihren 31. Sieg im 38. Derby feiern – gleichwohl die Gastgeber diesmal zumindest eine ihrer zwei großen Schwächen (Defensivrebounds und Assists) im Griff hatten. Immerhin 22 Vorlagen verteilten sie (im Saisonschnitt waren es bis dato sehr magere 15 pro Spiel).

Das Problem unter den Körben, vor allem unter dem eigenen, freilich zieht sich wie ein roter Faden durch diese Saison. Mit lediglich 21 Defensivrebounds blieben die Baskets am Mittwoch sogar noch unter ihrem schlechten Saisonschnitt von 22,3. Und wenn du dann das Reboundduell insgesamt derart deutlich (32:49) verlierst und auch noch eine unterdurchschnittliche Dreierquote hinlegst (27 Prozent, gerade einmal sieben der 26 Versuche fanden ihr Ziel), wird es zu einer sehr großen, fast schon nicht zu bewältigenden Herausforderung, eine Partie zu gewinnen.

"Wir werden uns einen Gameplan zurechtlegen, der auf sie zugeschnitten ist, sie ihrer Stärken beraubt und unsere zur Geltung kommen lässt. Der Sieg hat uns Selbstbewusstsein gegeben, das wollen wir nun in  Würzburg weiter ausbauen", hatte Bambergs Neuzugang Gerel Simmons nach dem 101:74-Erfolg der Oberfranken gegen Heidelberg zum Jahresausklang gemeint. Simmons hatte mit 20 Zählern bei seiner Premiere im Bamberger Leibchen einen Einstand nach Maß hingelegt. Zeitgleich hatten etwaige höherfliegende Träume der Baskets und ihres Anhangs durch die 73:96-Klatsche in Hamburg einen ordentlichen Dämpfer erhalten.

Ein intensives und leidenschaftliches erstes Viertel

Am Mittwochabend in Würzburg blieb der 29-jährige US-Guard Simmons, der in seiner Profilaufbahn bereits in zwölf Ländern und nahezu auf allen Kontinenten zugange war, unter anderem auch mal in der zweiten Bundesliga bei den Artland Dragons in Quakenbrück, weitgehend blass und erzielte lediglich vier Zähler. Und das mit dem Ausbauen des Glaubens an die eigene Stärke sollte den Bambergern auch erst einmal nicht besonders gut gelingen. Jedenfalls starteten die Würzburger – ganz anders als noch in Hamburg – hellwach und hochengagiert in die Partie, und nachdem Whittaker nach nicht einmal drei Minuten die 5:4-Führung gekorblegt hatte, gaben die Hausherren diese bis zur Viertelpause in sehr intensiven und leidenschaftlichen ersten zehn Minuten auch nicht mehr her.

Weil die Intensität auch im zweiten Abschnitt nicht abnahm – im Gegenteil: Die Partie wurde eher noch ein wenig giftiger –, bekam das beinahe unterbrechungslos klatschpappende Publikum beste Unterhaltung geboten. Zwar übernahmen die Gäste mal kurzzeitig die Führung (31:28), aber Whittaker und vor allem Filip Stanic, der die beste Partie in dieser Saison spielte (insgesamt 22 Punkte, 91-prozentige Trefferquote aus dem Feld, sechs Rebounds), hielten die Gastgeber im Rennen. Weshalb die Baskets auch mit einer Drei-Punkte-Führung (43:40) in die Pause gehen durften.

Baskets-Trainer Sasa Filipovski spricht von vielen dummen Fehlern

Und weil sich die beiden Teams auch im dritten Viertel nichts schenkten, konnte Wucherer-Nachfolger Sasa Filipovski bis zu Beginn des Schlussviertels weitestgehend zufrieden sein mit seinen Schützlingen – ehe sie zu Beginn des Schlussabschnitts eben mal ein paar Minuten nachließen und viertelübergreifend knapp über fünf Minuten lang keinen einzigen Punkt zustandebrachten. "Wir haben gut gespielt, aber nicht gut genug, um zu gewinnen", analysierte der Slowene trefflich: "Am Ende der Viertel haben wir viele dumme Fehler gemacht."

Die Chance, es besser zu machen, bietet sich den Würzburgern bereits am kommenden Sonntag (15 Uhr), wenn das nächste Frankenderby beim Drittletzten medi Bayreuth ansteht, der erst drei Siege holte – und zuletzt am 29. Dezember zu Hause von Göttingen abgewatscht wurde (73:95). Aber eben auch dementsprechend ausgeruht und vorbereitet in die Begegnung gegen die Baskets gehen kann.

Die Statistik des Spiels

Basketball-Bundesliga, Männer:
Würzburg Baskets – Brose Bamberg 79:91 (19:17, 24:23, 19:24, 11:15)
Würzburg: Stanic 22 (6 Rebounds, 10/11 Zweiern), Whittaker 12 (6 Assists), Bryce 10, X. Williams 10, Hunt 7, Carvacho 4, Hoffmann 3, Böhmer 3, O. Williams 2, Welp (nicht eingesetzt).
Bamberg: Chachashvili 20 (8 Rebounds), Miller 14 (5 Assists), Bell 10, Sengfelder 10, Reaves 8, Bohacik 8, Simmons 4, Young 3, Wohlrath 2, Heckmann.
Rebounds: 32 – 49.
Vorlagen: 22 – 15.
Ballverluste: 11 – 16.
Treffer aus dem Feld: 29/70 (41 %) – 32/69 (46 %).
Dreier: 7/26 (27 %) – 6/26 (23 %).
Freiwürfe: 8/10 (80 %) – 9/11 (82 %).
Zuschauende: 3140 (ausverkauft).
Quelle: Baskets
 
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