Der gemeinsame Jubel mit den Fans vor dem Gästeblock war gerade verklungen. Die Spieler der Würzburger Kickers verließen nach dem 1:0 (1:0) bei Wacker Burghausen die Stätte des Sieges, doch vorher galt noch ein Gedanke dem letzten verbliebenen Kontrahenten. "Wie hat Vilzing gespielt?", wollte ein Großteil der Spieler sogleich wissen. Die Antwort: Der Tabellenzweite hat 2:0 in Aschaffenburg gewonnen. Es bleibt bei sieben Punkten Vorsprung für die Rothosen.
Sollten sowohl die Würzburger, die noch das Nachholspiel am Dienstag in einer Woche in Fürth in der Hinterhand haben, als auch der Verfolger aus der Oberpfalz ihre nächsten Partien allesamt gewinnen, könnte die Meisterschaft der Kickers am 27. April beim Auswärtsspiel beim 1. FC Nürnberg feststehen.
Die Teilnahme an den Aufstiegsspielen zur 3. Liga ist den Würzburgern seit dem Samstag auch rechnerisch nicht mehr zu nehmen, weil mit dem FC Bayern München II der einzige Kontrahent, der auch die Drittliga-Zulassung beantragt hat, die Rothosen jetzt nicht mehr einholen kann. Der Motivation für die verbleibenden sieben Ligaspiele scheint das aber nicht zu schaden. "Diese Mannschaft hat den absoluten Willen, jedes Spiel zu gewinnen", ist Trainer Marco Wildersinn überzeugt und nimmt die abgelaufene Englische Woche mit den Siegen gegen Bamberg (4:0), in Burghausen und dem Remis in Aubstadt (1:1) gerne als Beispiel.
Dabei war vieles harte Arbeit, auch am Samstag. Und am Schluss brauchte es zudem ein bisschen Glück, als Burghausens Sebastian Malinowski in der Nachspielzeit den von Luke Hemmerich verursachten Handelfmeter über das Kickers-Tor drosch. Unterm Strich war der Dreier für den Spitzenreiter aber doch verdient. Zu deutlich hatten die Würzburger in der ersten Spielhälfte ihre fußballerische Überlegenheit gegen die bis dahin neunmal in Serie ungeschlagenen Oberbayern unter Beweis gestellt.
Dominik Meisels 1:0 als Gesamtkunstwerk
Ein besonders schönes Anschauungsstück lieferte das Tor des Tages von Dominik Meisel, ein in Ballanahme, -mitnahme und Abschluss feines Gesamtkunstwerk des Mittelfeldmannes. "Ich weiß, dass er das kann", sagte Trainer Marco Wildersinn über den 24-Jährigen, der nach Spielschluss von seinen Mitspielern sprichwörtlich zum Vorsängerdienst an den Zaun getragen werden musste. Meisel, seit 2017 und damit so lange wie kein anderer Kickers-Akteur im Verein, hat nun schon sieben Treffer erzielt und steht mit seiner Konstanz und Zuverlässigkeit stellvertretend für das Kickers-Team, das in der Regionalliga Bayern eben gerade durch diese Eigenschaften punktet.
"Natürlich klappt nicht alles. Aber Wille, Leidenschaft und die Bereitschaft, immer wieder Vollgas zu geben, sind einfach top", findet Wildersinn. Das ist wohl die wichtigste Erkenntnis, mit Blick auf die entscheidenden Partien um den Aufstieg. Dass sein Team sich nach dem Spiel am Dienstag in Aubstadt und einer fünftstündigen Busfahrt nach Burghausen inklusive Verzögerung durch einen Stau zur Energieleistung in der ungewohnten April-Hitze aufraffen konnte, das fand Wildersinn an sich bemerkenswert. "Das kann man schon einmal herausstreichen."
Wildersinn: "Haben noch genug zu zu tun"
Da spielte es für ihn auch keine so große Rolle, dass fußballerisch in der zweiten Halbzeit, als Burghausen den Rothosen das eigene körperlich geprägte Spiel zunehmend aufzwang, nicht mehr viel zusammen lief. "Der Akku" sei am Ende auch langsam leer gewesen, so Wildersinn. Und am Zusammenspiel wolle man in den kommenden Wochen ohnehin noch einmal feilen. Zuletzt sei es auch darum gegangenen, möglichst flexibel zu werden, um auch auf Ausfälle rasch reagieren zu können, erklärte Wildersinn in Burghausen. Dreierkette, Viererkette, Spieler auf allerlei unterschiedlichen Positionen – experimentiert wurde tatsächlich viel. Darüber habe man "etwas weniger an den Abläufen gearbeitet", so Wildersinn: "Da haben wir noch genug zu tun."
So soll möglichst auch Mittelfeld-Freigeist Ivan Franjic bis zur entscheidenden Saisonphase in Topform sein. In Burghauen spielte er erstmals seit der Winterpause fast das komplette Spiel durch. Ein wichtiges Etappenziel für die Kickers.
Bei allem Streben nach einer ungeschlagenen Saison, geht es, das lässt sich nicht leugnen, jetzt vor allem darum, sich für die Aufstiegsspiele einzuspielen. Und auch darum, Selbstvertrauen zu tanken. "Ich hoffe, dass wir schon in der nächsten Woche einen Schritt weiter sind", so Wildersinn. "Unseren Offensivspielern tun Tore gut. Ich hoffe, dass dem einen oder anderen mal wieder einer reinrutscht." Am Samstag freilich reichte ihm ein Treffer, um zufrieden die weite Heimfahrt anzutreten.
Fußball: Regionalliga Bayern, Männer
SV Wacker Burghausen – FC Würzburger Kickers 0:1 (0:1)
Burghausen: Schöller – Schulz, Maljoki, A. Spitzer (84. Fambo), M. Spitzer, Andreichyk (86. Pavlovic) – Lema, Bachschmid, Miftaraj, Winklbauer (71. Malinowski) – Bosnjak.
Würzburg: Friedsam – Hemmerich, Scholz, Wegmann, Kurzweg – Franjic (90.+6 Karimani), Zaiser, Meisel (88. Kraus) – Caciel (86. Montcheu), Sané (90.+3 Sausen), Junge-Abiol (74. Moll).
Schiedsrichter: Andreas Dinger (Bischofsgrün). Zuschauende: 1835. Tore: 0:1 Dominik Meisel (15.).
