Den ersten Ernstfall hatten die Bundesliga-Basketballer von s.Oliver Würzburg schon vor dem Trainingsauftakt gehabt: Zwei Amerikaner fehlten, weil sie noch in Quarantäne waren. Der eine war positiv auf Covid-19 getestet worden, der andere mit ihm im Taxi gesessen. Der Ernstfall verlief harmlos - und verdeutlicht dennoch, wie das Virus den Alltag auch von Profisportlern verändert. Das gilt für Klubs mit Angestellten aus den USA noch mehr als für solche wie die Zweitliga-Handballer der DJK Rimpar Wölfe, die bislang noch keinen Coronafall zu beklagen hatten.
Schwierige Einreise der US-Amerikaner
Im Fall der Baskets begannen die "großen Herausforderungen" nämlich schon, als die amerikanischen Spieler noch gar nicht in Deutschland waren: "Allein, sie hierher zu bekommen, war schwierig", berichtet Geschäftsführer Steffen Liebler. Ein aufwändiges bürokratisches Prozedere. "Wir mussten die Spieler bei der Bundespolizei anmelden und dafür auch ihre Arbeitsverträge samt Profisport-Bescheinigungen vorlegen." Da Einreisen aus den Vereinigten Staaten nicht unbeschränkt möglich sind, sondern nur dank Ausnahmegenehmigungen wie sie Profisportler erhalten, durften die Basketballer erst mal auch nur alleine kommen, ohne ihre Frauen und Familien.
"Nach ein paar Tagen dürfte die große Vermissung noch kein Problem sein", meint Liebler augenzwinkernd. Allerdings könnten aus den Tagen Monate werden: "Heimatflüge während der Saison halte ich für illusorisch", so der Geschäftsführer. Derzeit habe er jedoch den Eindruck, als seien die Amerikaner "froh, dass sie in Deutschland sind, wo geregelte Verhältnisse herrschen". Die Lage in den USA mit der Pandemie und der #BlackLivesMatter-Bewegung wirke schließlich um einiges angespannter als hierzulande.
Liebler: "Haben keine Maskenverweigerer"
"Wir haben die Spieler am Anfang geschult, wie sie sich im Trainingszentrum zu verhalten haben und ihnen auch einen Leitfaden an die Hand gegeben, worauf es in der Öffentlichkeit ankommt", erklärt Liebler. Neben den üblichen Hygiene- und Abstandsregeln seien die Profis etwa angehalten, größere Menschenmengen zu meiden. "Sie dürfen sich in ihrer Freizeit ja frei bewegen. Theoretisch können sie also auch auf die Alte Mainbrücke gehen und Wein trinken. Praktisch aber fordern wir sie auf, so etwas nicht zu tun."
Einen ähnlichen Vorfall wie den des früheren Baskets-Point-Guards Joshiko Saibou erwartet Liebler nicht. Der Nationalspieler der Telekom Baskets Bonn hatte an einer Demonstration gegen die staatlichen Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie in Berlin teilgenommen und war daraufhin vom Bundesligisten gekündigt worden. "Wir haben keine Maskenverweigerer und sicherlich auch keine Demonstranten. Unsere Spieler sind vernünftig und mit gesundem Menschenverstand ausgestattet."
Weniger Übernachtungen bei Auswärtsspielen
So schätzt Wölfe-Geschäftsführer Roland Sauer auch die Rimparer Handballer ein. "Sie wollen ja spielen und schützen sich schon allein deswegen selbst. Daher sind sie sehr bewusst und achtsam unterwegs." Eine zusätzliche Infektionsquelle lasse sich dennoch nicht vermeiden: "Bei uns ist die Schwierigkeit, dass die meisten Spieler neben dem Handball auch noch berufstätig sind. Das heißt: Sie haben zwangsläufig auch mit Menschen außerhalb der Mannschaft Kontakt." Wie die Basket-, so haben aber auch die Handballer von ihrem Verein einen Leitfaden an die Hand bekommen, wie sie sich in der Öffentlichkeit verhalten sollen.
Einmal wöchentlich werden die Profis beider Klubs mit ihren Trainer-, Betreuer- und Medizinstäben auf Sars-CoV-2 getestet. 48 Stunden vor jedem Spiel müssen negative Ergebnisse nachgewiesen werden. Das gilt für die Partien in der Vorbereitung genauso wie ab Oktober für die Pflichtspiele im Pokalwettbewerb (Basketball) und im jeweiligen Ligenbetrieb.
Die die Situation für die beiden bedeutendsten Hallensport-Spitzenklubs der Region auch wirtschaftlich bedrohlich ist und sie Kosten einsparen müssen, wird das stellenweise wohl auch zu Lasten der Professionalität gehen. "Wir werden nach Auswärtsspielen weniger in Hotels übernachten und öfter mit dem Bus zurückfahren", kündigt Liebler für s.Oliver Würzburg etwa an. Die Handballer sind das schon gewohnt. Laut Sauer müssen die Busfahrer der Mannschaften übrigens nicht zu Coronatests, solange die Sportler den Mindestabstand zu ihnen einhalten.
Um die Heimspiele in der s.Oliver Arena mit Zuschauern und minimalstem Risiko für alle Anwesenden zu ermöglichen, arbeiten Wölfe und Baskets noch in den letzten Zügen am gemeinsamen Betriebskonzept. Sauer hat vergangene Woche die 39 bayerischen Profiklubs aus den Hallen-Mannschaftssportarten Basketball, Handball, Volleyball und Eishockey gegen die Politik angeführt: Den Offenen Brief an Ministerpräsident Markus Söder und Innenminister Joachim Herrmann hatte auch Liebler unterschrieben.