Der Amateursport in Bayern darf nach der Corona-Pause wieder starten - mit Zuschauern. Der Profisport wartet wenige Wochen vor dem Saisonauftakt in den Ligen weiter auf Entscheidungen der Politik. Und macht nun ebenfalls gegen diese mobil. Auf Initiative und unter Federführung von Roland Sauer vom Handball-Zweitligisten DJK Rimpar Wölfe haben sich Geschäftsführer und Vertreter der bayerischen Profivereine im Basketball, Handball, Volleyball und Eishockey zu einer Arbeitsgemeinschaft zusammengeschlossen, um ihre gemeinsamen Interessen als Indoor-Sportarten nach außen zu vertreten. "Es kann nicht sein, dass für uns nichts passiert", sagt Sauer.
In einem Offenen Brief an Bayerns Ministerpräsident Markus Söder und Innenminister Joachim Herrmann (beide CSU), der den Politikern am Donnerstagmittag per Mail zuging und dieser Redaktion vorliegt, appellieren die Klubchefs, "schnellstmöglich eine Öffnung unserer Spielstätten für Zuschauer zu ermöglichen". Nur so habe "die vielfältige bayerische Spitzensportlandschaft eine Chance, zu überleben". Fragen und Antworten.
Insgesamt 39 bayerische Vereine gibt es in den ersten und zweiten Ligen - 13 im Basketball, fünf im Handball, zwölf im Volleyball und neun im Eishockey. "Alle stehen hinter uns", sagt Sauer. Auch jene, deren Klubbosse den Brief aus individuellen Gründen nicht persönlich unterschrieben haben, sondern sich durch einen Sportarten-Beauftragten haben vertreten lassen. Von den fränkischen Spitzenklubs haben unterzeichnet: Für den Basketball s.Oliver Würzburg, Brose Bamberg, medi Bayreuth und TG Würzburg, für den Handball HC Erlangen, HSC 2000 Coburg, DJK Rimpar Wölfe und TV Großwallstadt und für Eishockey die Nürnberg Ice Tigers.
Oberstes Ziel sind Spiele vor Zuschauern - mehr Zuschauern als den 200 erlaubten im Indoor-Amateurbereich. "Damit werden wir nicht überleben können", heißt es im Brief. Sauer verdeutlicht die Dringlichkeit: "Unsere Vereine leben zu 25 bis 30 Prozent vom Verkauf von Eintrittskarten und zu weiteren 60 bis 70 Prozent von indirekten Einnahmen durch Sponsoring- und Catering. Daher ist ein Spielbetrieb ohne Zuschauer keine Option." Wenn die Sponsoren in Bayerns Hallen niemanden erreichten, drohten sie über kurz oder lang abzuspringen. "Damit sind unsere Existenzen als Klubs massiv gefährdet", so Sauer. "Die bisherigen Staatshilfen können das Minus nicht ausgleichen." Auch mittel- und langfristig wollen die Vereine sportartenübergreifend für ihre Interessen im Austausch bleiben.
Mit ihren auf die jeweiligen Hallen abgestimmten Hygiene- und Betriebskonzepten, wie etwa dem gemeinsamen Konzept von s.Oliver Würzburg und den Rimparer Wölfen für die s.Oliver Arena. Darin haben die Klubs Dinge wie Ein- und Auslass, Besucherführung, Belüftung, Gastronomie, Reinigung und Rückverfolgbarkeit der Zuschauer geregelt. "In unseren Hallen sind die Besucher sicherer als in den Innenstädten der meisten Städte", heißt es in dem Schreiben an Söder und Herrmann. Und weiter: Man fordere keine "Besserbehandlung" des Profisports, doch würden "die als Voraussetzung für die Amateure definierten Hygiene- und Infektionsschutzkonzepte um einiges übertroffen". Sie rechtfertigten somit, mehr Zuschauer in die Arenen zu lassen. "Uns allen ist die Verantwortung, die wir tragen, sehr bewusst", betonen die Klubvertreter. Aber "wir sehen unsere Sportarten zuvorderst als einen Beitrag für unsere Gesellschaft, der Integration lehrt, Zusammenarbeit und Fairness symbolisiert. Nicht zuletzt motivieren unsere Leistungssportler mit ihrer Vorbildfunktion Kinder und Jugendliche, selbst Sport zu treiben."
"Unsere Empfehlung ist, den örtlichen Behörden in Kooperation mit den Vereinen die Entscheidung über Anzahl der Zuschauer und notwendige Maßnahmen zu übertragen", sagt Sauer. Die Behörden vor Ort kennen die Situation der jeweiligen Arena, die Gesundheits- und Ordnungsämter könnten anhand der Hygiene- und Betriebskonzepte am besten einschätzen, welche Einschränkungen notwendig seien. Dafür bedarf es allerdings einer Entscheidungsgrundlage auf Landesebene. Söder bat zuletzt um Geduld: "Ich bin hier für eine bundeseinheitliche Regelung." Geduld ist für die Klubs unter dem Druck der bevorstehenden Saisonstarts jedoch ein Reizwort.
Neben ihrem geschlossenen Auftreten mit der gleichen Drohung, mit der auch schon der Bayerische Fußballverband Druck gemacht hatte: "Falls der Brief nichts bewirkt, überlegen wir rechtliche Schritte", sagt Sauer. "Dann könnte es sein, dass wir vors Verwaltungsgericht gehen."
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