
Erstmals seit langer Zeit bestreitet der Würzburger FV wieder daheim ein Bayernliga-Eröffnungsspiel. Am Donnerstagabend wird um 19 Uhr der SV Seligenporten an der Mainaustraße zu Gast sein. Während die Klosterer am Tor zur Regionalliga anklopfen wollen, sind die Zellerauer nach einem großen Umbruch in einer Findungsphase.
Vorstellung des Kaders
„Ich will gedanklich dort weitermachen, wo die Mannschaft in der letzten Saison aufgehört hat.“ Berthold Göbel schwieg erst kurz – und suchte dann an diesem heißen Samstagmittag nach den richtigen Worten. Rund 120 Interessierte waren zur offiziellen Vorstellung auf die Sepp-Endres-Sportanlage gekommen. Göbel ist der neue Trainer beim WFV. Genau wie sein Vorgänger Marc Reitmaier bevorzugt der 50-Jährige das variable 4-2-3-1-System. „Der Verein ist eine besondere Adresse in und um Würzburg. Ich freue mich auf diese Aufgabe.“
Eine Aufgabe, die nicht leicht werden dürfte. „Es heißt immer, dass Spiele im Mittelfeld entschieden werden. Mir ist es fast komplett weggefallen“, betonte Göbel, während sich die Anhänger Weißwürste und Weizen schmecken ließen. Neun Spieler haben den Klub verlassen. Die zwölf Neuzugänge haben einen Altersdurchschnitt von knapp über 20 Jahren, allein neun kommen aus der eigenen U 19 und der A-Jugend des Stadtrivalen FC Würzburger Kickers. „Wir haben einen sehr guten Kader, der talentiert und konkurrenzfähig ist. Was am Ende dabei rauskommt, wird man sehen“, so Göbel.
Am Ende seiner Antwort formuliert er doch noch ein konkretes Saisonziel – und zwar einen einstelligen Tabellenplatz. In den beiden vergangenen Spielzeiten waren die Blauen jeweils Dritter gewesen. Eine Wiederholung dieses Erfolgs erscheint unrealistisch. Der Etat hat sich gleich um ein Viertel von 180 000 auf 135 000 Euro verringert.
Wieder schwarze Zahlen
„Seit zehn Wochen schreiben wir wieder schwarze Zahlen“, vermeldete der WFV-Vorstandsvorsitzende Roland Metz. „Und das soll auch auf Dauer so bleiben.“ Zur Erinnerung: Ende des vergangenen Jahres wäre der WFV beinahe pleite gegangen. „Der Sarg war schon zu und die Nägel angesetzt“, sagte Finanzvorstand Peter Büttner rückblickend. Eine Kombination aus verschiedenen Faktoren sicherte dem Traditionsverein das Überleben. „Kein Sponsor ist abgesprungen. Einige haben ihr Engagement sogar verstärkt“, berichtete Büttner.
Im Rahmen der Teamvorstellung wurde öffentlichkeitswirksam der Vertrag mit der Distelhäuser Brauerei verlängert. Sparmaßnahmen, Spenden, eine erneute Mitgliederumlage und der 80 000-Euro-Zuschuss der Stadt taten ihr Übriges.
Die Blauen sind dem Vereinstod noch einmal von der Schippe gesprungen – und haben nun neben genau wie auf dem Platz ein anderes Gesicht. Göbel und sein Co-Trainer Marco Scheder, der zudem als Großfeldkoordinator junge Talente an die erste Mannschaft heranführen soll, haben einige Spieler komplett umgepolt. Der vormalige Stürmer Kevin Röckert etwa ist nun für die rechte Außenverteidigerposition eingeplant. Patrick Hofmann und Dennie Michel werden als Angreifer geführt.
Benjamin Schömig rückt wieder ins Mittelfeld vor. Seit 2006 spielt der 31-Jährige bereits an der Mainaustraße – und ist damit der dienstälteste Spieler beim WFV. „Ich will meine Erfahrungen an die Jungen weitergeben und ihnen helfen, ihre Schwankungen aufzufangen“, sagte Schömig. Für den Platz zwischen den Pfosten bewirbt sich ein Trio als Nachfolger von André Koob (jetzt TSV Aubstadt). Der lange verletzte Winter-Offensivzugang Moritz Lotzen (21) könnte in die Rolle des zum Bayernliga-Aufsteiger abgewanderten Sebastian Fries schlüpfen.
Wiedersehen für Göbel
Für seinen Trainer wird es am Donnerstag übrigens ein Wiedersehen geben. Unter dem neuen SVS-Coach Gerd Klaus hat Göbel in der Saison 2017/18 die U-23-Mannschaft des FC Schweinfurt 05 betreut. „Da hat er mir einige Eier eingeschenkt“, bemerkte Göbel schmunzelnd und verwies auf eine verzwickte Lage, als er einen Feldspieler ins Tor stellen musste, weil Klaus ihm keinen Keeper abstellte. Allzu gerne würde er mit seinen Zellerauern den Titelaspiranten aus Seligenporten im Eröffnungsspiel nun umgekehrt ärgern.
Der Kader des Würzburger FV
Abgänge: Andreas Bauer (SV Euerbach/Kützberg), Andreas Binner (FC Schweinfurt 05), Wojtek Drozscz (Ziel unbekannt), Sebastian Fries (TSV Karlburg), Marc Hänschke (1. FC Sonthofen), Adrian Istrefi (Ziel unbekannt), André Kopp (TSV Aubstadt), Jan Krämer (TSV Kleinrinderfeld), Ben Müller (TSV Aubstadt).
Zugänge: Christian Dietz (TSV Großbardorf), Erik Schnell-Kretschmer (TG Höchberg), Steffen Barthel (ASV Rimpar), Fabio Bozesan, Calvin Gehret, Jayson Tuda, Julian Koch (alle U-19-Junioren des FC Würzburger Kickers), Fabian Ehrenfels, Bah Mamadou, Maximilian Reinders, Conte Sanasi und Junior Mbock (alle eigene U-19-Junioren).
Tor: Daniel Baumann, Christian Dietz, Julian Koch.
Abwehr: David Drösler, Tim Lorenz, Paul Obrusnik, Maximilian Reinders, Maximilian Roos, Kevin Röckert.
Mittelfeld: Steffen Barthel, Fabio Bozesan, Felix Eberhardt, Fabian Ehrenfels, Calvin Gehret, Jasmin Kadiric, Junior Mbock, Moritz Lotzen, Conte Sanasi, Benjamin Schömig, Erik Schnell-Kretschmer.
Angriff: Cristian Alexandru Dan, Patrick Hofmann, Bah Mamadou, Dennie Michel, Jayson Tuda.
Trainer: Berthold Göbel (neu).
Co-Trainer: Marco Scheder (neu).
Saisonziel: einstelliger Tabellenplatz.
Meistertipp: SV Seligenporten.