Würzburger FV – DJK Don Bosco Bamber
(Freitag, 18.30 Uhr, Sepp-Endres-Sportanlage)
Benjamin Schömig, das ist ein Name, den die Fans des Würzburger Fußballvereins fast so stark mit ihrer Mannschaft verbinden, wie die Farben weiß und blau. Seit 2006 läuft der Würzburger für die Zellerauer auf, die aktuell in der Bayernliga Nord mit 64 Punkten auf Rang drei stehen, ist mit dem Verein durch Höhen und Tiefen gegangen. Spieler, die zwölf Jahre bei einem Klub bleiben, das findet man selbst im Amateurbereich nicht oft.
Bodenständig und authentisch
Und egal, ob die Trainer Michael Hochrein, Christian Graf oder Marc Reitmaier hießen, Schömig gehörte stets zu den Stammspielern, ist inzwischen so etwas wie ein Zellerauer Dauerbrenner. An der Mainaustraße gefällt dem 30-Jährigen, der in der Jugend in Güntersleben, bei 1860 München und dem FC Schweinfurt gespielt hat, das Bodenständige, Authentische, das Nicht-Abgehoben-sein: „Es läuft beim WFV nicht immer alles rund, aber das macht es aus.“
Mit einem Spieler zu arbeiten, der schon so lange Teil der Mannschaft ist, ist auch für den Trainer etwas Besonderes. „Das ist im heutigen Fußballgeschäft nicht alltäglich. Da wissen beide Seiten, was sie aneinander haben“, sagt Reitmaier, der in Schömig den Prototyp eines linken Außenverteidigers sieht. Kampfstark. Schnell. Linksfuß. Das sind die Attribute, die ihn zu einem „wertvollen Teil der Mannschaft machen“. Seine Erfahrung und die konstanten Leistungen in dieser Runde tun ihr Übriges dazu. „Er verleiht dem Team viel Stabilität“, sagt Reitmaier.
Ruhig, besonnen, reflektiert
Und das, obwohl die Position als Linksverteidiger nicht einmal die von Schömig präferierte ist. Im Einsatz war der Wirtschaftsingenieur, der bei Südzucker in Ochsenfurt arbeitet, schon im zentralen Mittelfeld – offensiv wie defensiv. Dass er seine Rolle annimmt („Ich spiele da, wo mich der Trainer aufstellt“) sagt viel über den Charakter des 1,76-Meter-Mannes. Ruhig, besonnen und reflektiert wirkt er, wenn er über seinen fußballerischen Werdegang, die vergangenen Jahre und die aktuelle Saison redet.
Die ist „die beste, seit ich beim WFV bin“, sagt Schömig um gleich zu relativieren: „Zumindest, was die Punkte und die Platzierung angeht.“ Ähnlich erfolgreich waren die Zellerauer 2012/13, als sie die Saison in der Bayernliga Nord mit 62 Zählern auf Rang fünf beendeten. Es war die letzte Spielzeit von Trainer Michael Hochrein, der damals in einem Interview mit dieser Redaktion gesagt hatte, „dass sich Erfolg in der Mainaustraße nur dann einstellen kann, wenn jeder alles gibt“. Ein Satz, den Schömig fünf Jahre später in ähnlicher Form wiederholt: „Wir können nur gewinnen, wenn jeder von uns hundert Prozent gibt.“
Außergewöhnlich guter Saisonstart
Dass den Blauen das meist gelang, ist ein Teil des Erfolges der aktuellen Spielzeit. Den anderen sieht Schömig darin, dass es Reitmaier in den letzten zweieinhalb Jahren gelungen ist, eine Mannschaft zu formen, die in ihrer Grundkonstellation nun schon die dritte Saison gemeinsam auf dem Platz steht: „Da haben sich gewisse Automatismen entwickelt.“ Vielleicht waren es genau diese Voraussetzungen, die dazu geführt haben, dass der WFV extrem gut in die Saison gestartet ist. Mit dem 2:0 über die Reserve des FC Schweinfurt 05 setzte es den ersten Auftaktsieg für die Zellerauer seit der Ligenreform 2012. Es folgten Siege gegen den FSV Erlangen-Bruck, den SV Erlenbach, die DJK Gebenbach sowie ein Unentschieden gegen die SpVgg Weiden, bevor die Würzburger beim 0:2 gegen den TSV Großbardorf am 19. August 2017 die erste Niederlage der Spielzeit hinnehmen mussten.
Nur ein Spiel verpasst
„Der gute Start war entscheidend. Das gewinnt dann Eigendynamik“, sagt Schömig, der in 32 von 33 Partien in der Startelf stand. Nur das Nachholspiel gegen den FC Sand verpasste er, weil er privat verhindert war. Dass er noch einmal eine volle Spielzeit einsatzbereit sein würde, damit hätte Schömig nicht gerechnet. Die komplette Saison 2016/17 hatten ihn massive Rücken- und Leistenprobleme gequält.
Der Arzt riet zum Aufhören, aber der 30-Jährige wollte nicht abtreten, ohne noch einmal eine richtig gute Saison gespielt zu haben. So legte und legt er über das normale Training hinaus viele Extraeinheiten ein, um seinen Rücken zu stärken. Vor allem Kraft- und Dehnübungen. „Belohnt werde ich dafür mit meiner Leistung auf dem Platz. Und damit, dass ich fast schmerzfrei bin“, sagt Schömig, für den es inzwischen kein Thema mehr ist, seine Karriere zu beenden: „Ich hab dem Verein schon signalisiert, dass ich noch ein Jahr weitermachen möchte.“
Zukunft als Trainer?
Sollte es für einen Einsatz auf dem Spielfeld einmal nicht mehr reichen, kann sich der Außenverteidiger ein Dasein an der Seitenlinie vorstellen. Den Trainerschein hat er schon. Wann, wo und wie genau er als Coach loslegen will, darüber hat er sich aber noch keine Gedanken gemacht, Anfragen bisher immer abgelehnt: „Es ist nicht mein Anspruch, einfach irgendwo Spielertrainer zu sein.“
Schömig hat versucht, sich von all seinen Trainern etwas abzuschauen, findet mit Blick auf Reitmaier vor allem dessen „krassen Ehrgeiz“ und den „immerwährenden Optimismus“ beeindruckend. Tatsächlich sind das Eigenschaften, die den 35-jährigen Übungsleiter auszeichnen. So wundert es nicht, dass er die Relegation zur Regionalliga noch nicht ganz aus seinen Gedanken gestrichen hat. Denn sollte der TSV Aubstadt diesen Freitag bei der DJK Ammerthal nicht mindestens einen Punkt holen (siehe Artikel links), kann der WFV mit einem Sieg über Bamberg wieder auf Platz zwei springen. „Wir werden Vollgas geben“, sagt Reitmaier, der auf David Drösler (Bänderverletzung), Andreas Bauer (Rotsperre) und den langzeitverletzten Sebastian Götz verzichten muss.