
Nach massivem Druck aus den eigenen Reihen haben der Vorsitzende des Würzburger Fußballvereins, Manuel Matterstock, und der Vorstand Marketing, Matthias Zink, ihre Ämter zur Verfügung gestellt. Das teilte der Verein am Donnerstagnachmittag mit. Erst vergangene Woche war bekannt geworden, dass der WFV kurz vor der Insolvenz steht.
„Wie Ihr in den letzten Tagen mitbekommen habt, steht es nicht sehr gut um den Verein. Aufgrund dessen haben wir alle Personen, die Gelder von uns bekommen, um eine Stundung gebeten. Allesamt haben dies problemlos akzeptiert, um eine drohende Insolvenz des Vereins abzuwenden“, heißt es in einer von Zink und Matterstock verfassten Mitteilung auf der Klubhomepage.
Matterstock sieht keinen anderen Weg
Die Bayernliga-Mannschaft indessen, die bisher eine sehr gute Saison gespielt hat (3.Platz/40 Punkte), deren Spieler aber seit September keine Gehälter mehr bekommen haben, erklärte sich nur unter einer Bedingung mit einem Zahlungsaufschub einverstanden: Zink und Matterstock müssten zurücktreten. Diesen Entschluss teilte das Team noch am Mittwochabend dem Vorsitzenden mit, der sich momentan auf einer schon lange geplanten Urlaubsreise im Ausland befindet und zu den Vorgängen in seinem Klub bisher keine Stellung genommen hatte. Am Donnerstag schrieb er nun: „Da ich dem Verein nicht schaden will und mir das Bestehen des Würzburger FV am Herzen liegt, stelle ich mein Amt mit sofortiger Wirkung zur Verfügung.“ Weiter heißt es auf der Homepage der Blauen: „Mir tut es sehr leid, aber da ich keinen Rückhalt von manchen habe, gibt es leider keinen anderen Weg für mich. Es war für uns (dabei bezieht er sich wohl auf Zink und sich, Anm. d. Red.) eine Ehre, Euch nach außen zu vertreten.“
Gibt es doch noch Hoffnung für den WFV?
Aus Mannschaftskreisen heißt es, dass man sein Vertrauen einem kleinen Kreis aus Leuten schenke, die sich künftig um die Geschicke des Vereins kümmern und eine drohende Insolvenz abwenden wollen. Dem Vernehmen nach hätten sie mit der Mannschaft schon gesprochen und Lösungsansätze aufgezeigt, die diese überzeugt hätten, noch auf die Gehaltszahlungen zu warten, um dem Klub zu helfen. „Unser Ziel, die Saison solide zu Ende zu spielen, war in unseren Augen unter der aktuellen Führung gefährdet. Sie konnte uns kein überzeugendes Konzept vorlegen, wie es weitergehen soll“, erklärt Kapitän Sebastian Fries die Beweggründe der Mannschaft, bei der sich bis auf einen alle für den Rücktritt der beiden Funktionäre Zink und Matterstock ausgesprochen hatten. Fries betont: „Wir machen das ja nicht für uns, wir wollen, dass es weitergeht. Mir ist der Verein sehr ans Herz gewachsen, auch wenn ich erst in der zweiten Saison hier spiele. Es geht auch darum, die Jugendarbeit zu unterstützen, die hier geleistet wird.“
Oliver Heilmann will die Jugendarbeit retten
In das gleiche Horn stößt der für die Jugend zuständige Oliver Heilmann, zugleich eines von nur zwei verbliebenen Vorstandsmitgliedern. „An die 300 Kinder und Jugendliche haben bei uns eine Heimat gefunden. Viele davon mit Migrationshintergrund. Schon um derentwillen müssen wir den Verein erhalten.“ Er bestätigt, dass es einen Unterstützerkreis gebe, dessen Mitglieder ihre Namen aber noch nicht in der Öffentlichkeit wissen wollen. „Wir sind zuversichtlich, dass wir die Insolvenz vermeiden können“, so Heilmann.
Vorstand nicht mehr handlungsfähig
Fakt ist, dass der Vorstand der Zellerauer in seiner jetzigen Besetzung nicht mehr handlungsfähig ist. Bereits Ende Oktober war Finanzvorstand Michael Hemmerich zurückgetreten. Für ihn wurde zwar Peter Büttner als Nachfolger gewählt, da es aber formale Fehler seitens der Vereinsführung gab, war die komplette Versammlung nicht beschlussfähig, so dass die Wahl nicht gültig ist und wiederholt werden muss. Ebenso wie die von Sportvorstand Jürgen Roos.
Drei Monate Zeit für Neuwahlen
Vom einst fünfköpfigen Vorstandsteam, das im Oktober 2017 gewählt worden war, bleiben somit nur zwei Leute in ihren Positionen: Heilmann und der Vorstand Liegenschaften, Harald Breunig. Da der Vorstand mindestens aus vier Mitgliedern bestehen muss, sind die Mitglieder des Zellerauer Vereins somit verpflichtet, das komplette Gremium neu zu wählen. „Scheiden mehr als 50 Prozent der gewählten Vorstandsmitglieder vor dem Ende ihrer Amtszeit aus dem Vorstand aus, so ist der Vorstand binnen drei Monaten von der Mitgliederversammlung neu zu wählen“, heißt es in der Vereinssatzung. Und konkret: „Scheidet der Vorstandsvorsitzende vor dem Ende seiner Amtszeit aus, so ist ein neuer Vorstand binnen drei Monaten von der Mitgliederversammlung neu zu wählen.“
Wer wird neuer Vorsitzender?
Wer für den Posten des Vorsitzenden in Frage kommt, darauf hat Heilmann keine Antwort: „Ich wüsste nicht, wer das im Moment machen soll.“ Im Matterstocks Schreiben auf der Homepage des WFV ist davon die Rede, dass ein Würzburger Geschäftsmann angeboten habe, das Amt des Vorsitzenden zu übernehmen. Ob dem so ist, ließ sich im Lauf des Donnerstag nicht verifizieren.
Insolvenzprüfung beendet
An diesem Freitag soll die von einer Würzburger Kanzlei durchgeführte Insolvenzprüfung beendet sein. Dann liegen zumindest in dieser Hinsicht die Karten auf dem Tisch.
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