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FECHTEN
Warum Leonie Ebert nach Coronafällen im Fechten in Doha startet
Die Würzburger Olympia-Hoffnung hat das Ticket für Tokio schon in der Tasche. Trotz des Risikos ist eine Teilnahme am Qualifikationsturnier in Katar wichtig für sie.
Misst sich nach einem Jahr Pandemie am Wochenende in Katar mit der Weltspitze im Florettfechten: die Würzburgerin Leonie Ebert 
Foto: Ebert | Misst sich nach einem Jahr Pandemie am Wochenende in Katar mit der Weltspitze im Florettfechten: die Würzburgerin Leonie Ebert 
Natalie Greß
 |  aktualisiert: 12.02.2024 06:21 Uhr

Trotz der Coronafälle im Fechtsport in der vergangenen Woche wird an diesem Mittwoch ein Quartett deutscher Florettfechterinnen nach Katar fliegen, um am Wochenende beim letzten Olympia-Qualifikationsturnier an den Start zu gehen. Angeführt wird es von der Würzburger Olympia-Hoffnungsträgerin Leonie Ebert, Nummer eins der deutschen Rangliste, die das Ticket für Tokio quasi schon in der Tasche hat. "Für mich ist es trotzdem ein sehr entscheidender Wettkampf", sagt die 21-Jährige von Future Fencing Werbach.

Mit ihr reisen Leandra Behr (FC Tauberbischofsheim), Zsofia Posgay (PSV Stuttgart) sowie ihre Teamkollegin Anne Sauer nach Doha. Die 29 Jahre alte deutsche Nummer zwei hatte zuletzt bei ihrem Comeback nach Operation und Covid-19-Infektion das Finale der B-Serie des German Masters in Tauberbischofsheim gegen Ebert gewonnen

Fechter-Bund empfiehlt, nicht teilzunehmen

Aufgrund der Coronafälle nach dem Säbel-Weltcup in Budapest hatte der Deutsche Fechter-Bund (DFB) die Empfehlung ausgesprochen, dem Turnier in Katar fernzubleiben, die Entscheidung aber seinen Athletinnen und Athleten überlassen. Zwei Florettfechterinnen und acht -fechter – darunter Peter Joppich (Koblenz), Benjamin Kleibrink (Düsseldorf) sowie die Brüder Luis und Felix Klein (Tauberbischofsheim) – haben sich dagegen entschieden, nach Doha zu fliegen. Das teilte der Verband am Montag auf Anfrage mit. Das Olympia-Ticket haben die Florett-Herren bereits vor einem Jahr gelöst.

"Ich bin mir bewusst, dass die Reise ein Risiko birgt", erklärt Leonie Ebert im Gespräch mit dieser Redaktion. Dennoch sei die Teilnahme in Doha für sie aus mehreren Gründen sehr wichtig. "Zum einen war ich dort letztes Jahr in den Top Acht und habe sehr viele Punkte zu verteidigen, die Einfluss auf die Rangliste haben. Es geht auch darum, mit welcher Platzierung ich zu Olympia fahre." Aktuell wird die Würzburgerin als Elfte der Welt geführt. "Zum anderen ist es auch so, dass ich ein Jahr lang darauf hingearbeitet habe, meinen letzten Qualifikationswettkampf zu bestreiten und ich meine Quali einfach auch abschließen möchte."

Ambitionen und Unwohlsein

Im Prinzip müsste Ebert im 64er-Feld nur an den Start gehen, um eine marginale theoretische Möglichkeit auszuschließen, das Tokio-Ticket doch nicht zu bekommen. "Aber ich trete nicht an, um einfach nur teilzunehmen", betont sie. "Meine Ambition ist ganz klar, gute Gefechte abzuliefern und die Top Acht zu verteidigen." Da die versammelte Weltspitze antrete, sei es zudem "eine gute Gelegenheit, nach einem Jahr Pandemie zu sehen: Wie hab ich trainiert und wo stehe ich im Hinblick auf Olympia?"

Während Ebert in Katar gesetzt ist und erst am Sonntag auf die Planche geht, bestreiten ihre Mitstreiterinnen laut DFB am Samstag erst noch die Quali fürs 64er-Feld. Bei den Sommerspielen in Japan wird die Würzburgerin als einzige deutsche Florettfechterin im Einzel vertreten sein. Das Frauen-Nationalteam hat die Qualifikation verpasst.  

DOSB-Chef Hörmann mahnt zur Selbstkritik

Ein gewisses Unwohlsein, das räumt die 21-Jährige ein, fliegt mit in den Wüstenstaat. "Natürlich kann ich das gesundheitliche Risiko nicht ganz ausblenden, allerdings lebe ich damit schon seit einem Jahr, und Fechten ist nun mal mein Job. Ich hatte gehofft, dass ich vor dem Turnier schon geimpft bin, aber das hat nicht geklappt. Also bleibt mir nichts anders übrig, als mich so zu verhalten wie schon die ganze Zeit: Ich halte mich penibel an alle Hygienevorschriften, da ich nicht nur mich nicht, sondern auch sonst niemanden gefährden möchten."   

Alfons Hörmann, der Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes, sagte nach den Covid-19-Infektionen beim Säbel-Weltcup in Budapest und bei der Leichtathletik-EM in Torun: "Alle Erfahrungen der vergangenen zwölf Monate zeigen, dass Sporttreiben in hoher Verantwortung und entsprechender Professionalität nicht dazu führt, dass irgendwelche Superspreading-Ereignisse entstehen." Weshalb der DOSB-Chef weiter an die Wirksamkeit von Hygienkonzepten bei Sport-Großereignissen glaubt. Es gelte nun, die Fälle kritisch zu prüfen. Auch die deutschen Fechter sollten "nochmals selbstkritisch darüber nachdenken, ob tatsächlich alles dafür getan wurde, nicht infiziert zu werden".

Tauberbischofsheimer Unterhauser in Kazan in den Top Acht

Die Säbel-Mannschaft hatte sich in Budapest nach eigener Aussage außerhalb des Wettkampfs komplett abgeschottet und im Hotel sogar mit einem Campingkocher selbst versorgt; die Infektionen seien mit hoher Wahrscheinlichkeit auf der Bahn passiert. „Zum Glück liege ich mit Corona im Bett und habe durch die Quarantäne sehr viel Zeit für Selbstkritik“, twitterte der erkrankte Benedikt Peter Wagner als Reaktion auf Hörmanns Aussage. 

Am Wochenende ist bereits ein weiterer Weltcup mit 228 Degen-Fechtern über die Bühne gegangen. Im russischen Kazan erreichte der Tauberbischofsheimer Samuel Unterhauser souverän die Runde der besten Acht. Im Viertelfinale unterlag er erst im Sudden Death dem Ukrainer Igor Rezlin mit 7:8.

 
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