Gökhan Yilmaz kehrt als Trainer zum SC Lindleinsmühle zurück. Von 2015 bis 2019 war der heute 38-Jährige schon einmal im Würzburger Stadtteil tätig. In dieser Zeit marschierte die Mannschaft von der A-Klasse bis in die Kreisliga.
Dann ging er. "Als ich damals bei der Lindleinsmühle aufgehört habe, wollte ich eigentlich gar nicht weg, weil ich gespürt habe: Da geht noch mehr. Zugleich habe ich aber gemerkt, dass die Mannschaft nach den vier Jahren eine Veränderung braucht", sagt Yilmaz. Ein Grund sei auch gewesen, dass seine Frau und er damals ihr zweites Kind erwarteten.
Yilmaz übernahm anschließend den TSV Biebelried, für den er vor seiner Zeit in der Lindleinsmühle auch schon drei Jahre lang gespielt hatte. Die Biebelrieder steigen nach dieser Saison als Erster der A-Klasse Würzburg 3 auf. Vor dem Ende dieser Saison und vor dem Ablauf seines Vertrags kündigten ihm allerdings die Verantwortlichen "wegen unüberbrückbarer Differenzen".
Lindleinsmühle will sportlich in ruhiges Fahrwasser gelangen
Nach Informationen dieser Redaktion ging es um einen Spieler, der sich trotz Zusage in Biebelried entschieden hatte, zur Lindleinsmühle zu wechseln. Yilmaz beteuert, dass er darauf keinen Einfluss gehabt habe. Inzwischen geben Verein und Ex-Trainer an, dass sie die Differenzen in einem Gespräch beigelegt hätten.
Bereits davor hatte er den Wechsel zurück zum SC Lindleinsmühle bekanntgegeben, einem, wie Yilmaz sagt, "ganz besonderen Verein". Er freue sich auf seine Rückkehr, wisse aber um die bevorstehende Arbeit: "Wir haben einiges aufzuholen. Der Verein muss, sportlich gesehen, wieder in ein ruhiges Fahrwasser kommen."
Mit ihm steigt Özkan Cetin als Betreuer wieder ein: "Er hat damals zu mir gesagt: Wenn ich wiederkomme, stehe er wieder an meiner Seite. Er hat sein Versprechen gehalten." Thomas Hebling, Andreas Berendt, Metin Yasar, Angelo Koch und Sven Schießer schließen sich dem Klub ebenfalls an. Aus der Lindleinsmühle wechseln Burak Bedir und Murat Alay zum TSV Lengfeld. Weitere Abgänge stünden bislang noch nicht fest.
Stadtteilklub als bunter Verein mit bewegter Vergangenheit
Onur Ulusoy und Selcuk Özdemir hätten ebenso für die neue Saison zugesagt wie Cosmin Andrei, zuvor Torhüter bei den Würzburger Kickers und beim TSV Kleinrinderfeld in der Landesliga - und sein Bruder Vlad Andrei, der zuletzt in Giebelstadt spielte. Ob Joe Mensah, der mit den Kickers und in Schweinfurt in der Regionalliga spielte, bleibt, könne er dagegen noch nicht sagen.
Er habe eine enge Bindung zum 1978 gegründeten Stadtteilverein: Mitglieder seiner Familie seien hier engagiert, mit Ufuk Ak sei ein Kumpel, den er seit mehr als 15 Jahren kenne, im Vorstand tätig. Doch weiß Yilmaz auch: "Nicht jeder mag zur Lindleinsmühle als Trainer. Es ist ein bunter Verein, in dem jeder willkommen ist, egal woher er kommt."
In der Vergangenheit habe es auch "wilde Zeiten" beim Stadtteilklub, der Mitte der 1990er-Jahre mal kurz die Bezirksliga erreicht hatte, gegeben. Yilmaz, der in Würzburg geboren ist und türkische Wurzeln hat, könne das "vielleicht etwas besser verstehen als andere". Die Spieler von heute hätten mit dieser bewegten Vergangenheit aber "gar nichts mehr zu tun". Einige von ihnen kickten bereits in der Bezirksliga oder höher.
Der Kreisliga-Vorletzte hatte für Abbruch ohne Absteiger gestimmt
Als Vorletzter der Kreisliga steigt die Lindleinsmühle wieder ab. Weder Zafer Karakaya noch Onur Ulusoy, welche die Mannschaft in der vergangenen Saison trainierten, konnten das verhindern. Auch die Abstimmung, die der Bayerische Fußball-Verband unter seinen Vereinen durchführte, half ihnen nicht, obwohl der Klub für die Alternative "Nur Aufsteiger, keine Absteiger" gestimmt hatte.
Also geht's zurück in die Kreisklasse. Leidenschaft, Einsatzbereitschaft und Disziplin der vergangenen Jahre müssten die Spieler sich wieder erarbeiten, sagt ihr neuer Trainer. "Nachdem feststeht, dass wir absteigen müssen, wollen wir erst recht wieder oben angreifen."