Ein Abstieg allein ist für einen Fußballverein häufig nicht das einzige Übel, wenn er eine Saison zum Vergessen hinter sich hat. Nicht selten ergreifen Spieler, Trainer oder Funktionäre dann die Flucht, weil sie sich entweder die untere Liga nicht antun wollen oder schlicht bessere Angebote von anderen Vereinen erhalten. Wenn das große Stühlerücken erst einmal eingesetzt hat, bleibt häufig kein Stein auf dem anderen.
Ähnlich war das in diesem Sommer auch beim TSV Biebelried, aber nicht in die erwartbare Richtung. Denn anstatt dass zahlreiche Spieler nach dem Sturz aus der Kreisklasse das Weite suchten, wie man es hätte vermuten können, trat das Gegenteil ein: Der Verein erfuhr trotz des sportlichen Negativerlebnisses kräftig Zulauf. So stehen nur drei Abgängen in diesem Sommer ganze 15 Neuzugänge gegenüber.
Arge personelle Notstände
„Nach dem letztjährigen Seuchenjahr war klar, dass wir personell etwas machen mussten“, sagt Biebelrieds Vorsitzender Michael Matura zur Runderneuerung des Kaders. Denn vergangene Saison hatten sich beim TSV doch arge personelle Notstände aufgetan, was für Matura der Hauptgrund für den Abstieg war. Am letzten Spieltag war die Mannschaft noch vom Relegationsrang auf einen direkten Abstiegsplatz gepurzelt. Andernorts führten derlei Nackenschläge schon zu tiefer Depression und Tristesse. In Biebelreid krempelten die Verantwortlichen um Matura die Ärmel hoch – und machten sich daran, einen schlagkräftigen Kader für die kommende Saison zusammenzustellen.
Doch was war letztlich das Faustpfand des Klubs, um so viele neue Spieler ans Autobahnkreuz zu locken? Eine wichtige Rolle dabei spielte in jedem Fall der neue Trainer. Nachdem Gökhan Yilmaz den SC Lindleinsmühle in die Kreisliga geführt hatte, heuerte er in Biebelried an, für die er in der Vergangenheit bereits als Aktiver am Ball gewesen war. Und: Der 36-Jährige nutzte seine Kontakte zu seinen ehemaligen Vereinen. 13 der 15 Neuen kommen entweder aus der Lindleinsmühle oder vom TSV Gerbrunn. In beiden Vereinen war Yilmaz, ob als Spieler oder als Trainer, aktiv. Man muss also kein Prophet sein, um einen Zusammenhang herzustellen.
Jeder Neue ist willkommen
Michael Matura freut sich derweil, unabhängig davon, von wo die Spieler den Weg nach Biebelried fanden, über die neu gewonnenen personellen Möglichkeiten. Einen personellen Umbruch in dieser Größenordnung habe man zwar nicht zwingend angestrebt, dennoch sei jeder Neuankömmling herzlich willkommen. Die nötige Geduld, die eine Neuausrichtung des Kaders für gewöhnlich erfordert, bringen sie in Biebelried indes mit. „Viele versuchen uns in Sachen Meisterschaft ja schon wieder in die Favoritenrolle zu drängen“, hat Matura eine aus seiner Sicht überzogene Erwartungshaltung der Konkurrenten festgestellt. „Aber diese Favoritenrolle wollen wir gar nicht. Schließlich haben wir eine fast komplett neue Mannschaft und müssen uns dementsprechend erst einmal finden.“ Deshalb sei es auch nicht angebracht, ein konkretes Saisonziel zu formulieren.
Matura blickt statt auf Spielklassen oder Tabellenregionen lieber über den Tellerrand hinaus. „Wir wollen so lange wie möglich zwei eigenständige Mannschaften im Spielbetrieb stellen. Das ist das größte Ziel, das wir in den nächsten Jahren haben.“ Der TSV Biebelried hat in der Sommerpause einiges getan, damit dieses Projekt gelingt.