Wechselstimmung bei den Würzburger Kickers. Nach dem erst im Elfmeterschießen des entscheidenden Duells mit Hannover 96 II verpassten Aufstieg in die 3. Liga macht der amtierende Meister der Fußball-Regionalliga Bayern mit einem neuen Cheftrainer weiter. Am späten Dienstagabend hatte der Klub zunächst das Ende der Zusammenarbeit mit Marco Wildersinn bekannt gegeben.
Am Mittwochmorgen folgte dann schon die Verkündung des Neuen: Markus Zschiesche heißt der Mann, der das Kickers-Team in der im Juli beginnenden Saison zur Titelverteidigung und damit zum Drittliga-Aufstieg führen soll, der dem bayerischen Regionalliga-Ersten diesmal turnusgemäß ohne Entscheidungsspiele zusteht. Fragen und Antworten zum Trainertausch am Dallenberg:
Warum wechseln die Kickers überhaupt den Trainer?
Eine durchaus berechtigte Frage. Schließlich sind die Würzburger in der abgelaufenen Saison äußerst souverän Meister geworden und in den Aufstiegsspielen gegen Hannover 96 II auf die denkbar knappste Art und Weise an der angestrebten Drittliga-Rückkehr gescheitert. In der 3. Liga hätte Wildersinn ein gültiges Arbeitspapier gehabt.
Mit Sportdirektor Sebastian Neumann, mit dem Wildersinn seit zwei Jahren ein eingespieltes Duo bildete, macht der Verein auch in der kommenden Regionalliga-Saison weiter. Wildersinn selbst hätte sich eine weitere Zusammenarbeit, so ist zu hören, vorstellen können. An ihm oder ihm vorliegenden Angeboten anderer Klubs wäre eine Verlängerung bei den Kickers nicht gescheitert.
Aber unter den Entscheidungsträgern – den Aufsichtsrat der ausgegliederten Profiabteilung bilden Mitanteilseigner Dominik Möhler, Kickers-Präsident Michael Grieger und Vize-Präsident Lars Krakat – herrschte offenbar Ungewissheit, ob Wildersinn der richtige Mann für die Aufstiegsmission sei.
Die Analysen der vergangenen Saison und Gespräche zogen sich in die Länge. Am Ende waren offenbar die Verantwortlichen und Wildersinn nicht mehr überzeugt, das gemeinsame Projekt zum Erfolg zu bringen. In der offiziellen Mitteilung des Klubs hieß es dann so: "Beiden Seiten sollen neue sportliche Perspektiven eröffnet werden."
Wer ist der neue Trainer der Kickers?
Markus Zschiesche gehörte nicht zu den Kandidaten, die im Umfeld der Kickers in den letzten Wochen als mögliche Trainer genannt wurden. In hiesigen Breiten ist er weitgehend unbekannt. Kein Wunder, schließlich hat er erst einmal für ein halbes Jahr außerhalb der Region Berlin-Brandenburg gearbeitet, im Frühjahr 2019 beim Bonner SC, mit dem er damals auf der Zielgeraden den Regionalliga-Klassenerhalt schaffte.
Im Nordosten der Republik besitzt Zschiesche aufgrund seiner Arbeit bei TeBe Berlin und zuletzt dem SV Babelsberg einen ausgezeichneten Ruf. Er bevorzugt einen offensiven Spielstil im 4-3-3-System. Benyas Junge-Abiol und Fabrice Montcheu aus dem Kickers-Team der Vorsaison kennen Zschiesche aus der gemeinsamen Zeit bei TeBe.
Der neue Kickers-Coach gilt als äußerst ehrgeizig. Was auch gleich einmal bei seiner Vorstellung in Würzburg deutlich wird. "Der Verein möchte zielstrebig in die 3. Liga, das gleiche Ziel habe ich als Trainer ebenfalls. Es wird natürlich kein Selbstläufer, deshalb bin ich kein Mann der vielen Worte, sondern versuche, Taten sprechen zu lassen. Es wartet viel Arbeit auf uns. Diese geht auch direkt los", wird Zschiesche in der offiziellen Mitteilung des Klubs zitiert. Mit den hohen Erwartungen am Dallenberg scheint er erst einmal kein Problem zu haben.
Wie geht es für Marco Wildersinn weiter?
Der Würzburger Ex-Coach dürfte nicht lange ohne Job sein. Dass die Stuttgarter Kickers bereits die Fühler nach ihm ausgestreckt haben, ist schon länger bekannt. Nun könnte es ganz schnell gehen. Nach mehreren Medienberichten steht Wildersinn unmittelbar vor der Vertragsunterzeichnung beim Südwest-Regionalligisten. An diesem Donnerstag soll dort der neue Trainer vorgestellt werden.
Wie passiert nun bei den Kickers?
Es geht mit Volldampf an die Kaderplanung. Durch die ungeklärte Trainerfrage lag in der letzten Woche vieles auf Eis. Vor Saisonende waren aufgrund der ungeklärten Liga-Zugehörigkeit Vertragsgespräche nur schwer möglich gewesen. Da hatten lediglich Torhüter Vincent Friedsam und Kapitän Peter Kurzweg auch für die Regionalliga unterschrieben.
Am Mittwoch kam nun mit Tim Kraus ein weiterer Leistungsträger aus der vergangenen Rückrunde hinzu. Der gelernte Mittelfeldspieler hatte zuletzt als Innenverteidiger starke Leistungen geboten und damit seine Flexibilität unter Beweis gestellt. Am Abend präsentierten die Kickers dann auch noch den ersten Neuzugang des Sommers. Der 25-jährige Abwehrspieler Jonas Wieselsberger kommt von der SpVgg Bayreuth.
Mit Sportdirektor Neumann und Trainer Zschiesche sind nun zwei gebürtige Berliner für die sportlichen Belange zuständig. Inwieweit das auf die Kaderplanung abfärbt, bleibt abzuwarten. Wie sich das Trainerteam zusammensetzen wird, das wird in den kommenden Tagen geklärt.