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Was macht eigentlich?
Was macht eigentlich Olympiasiegerin Sabine Bau? Die frühere Fechterin übers Älterwerden, Glück und ihr heutiges Leben
Früher im Stadion oder der Halle erfolgreich – und jetzt? Wie geht es Menschen, die den Sport prägten, nach der Karriere? Diese Woche erzählt mit Sabine Bau eine frühere Fecht-Olympiasiegerin aus ihrem Leben.
Fröhlich: Sabine Bau, die als Fechterin zur Weltspitze gehörte und hier im Juli 1996 inmitten ihrer Wettkampfkleidung sitzt, zaubern heute vor allem Hunde ein Lächeln ins Gesicht.
Foto: Wolf Günthner, dpa | Fröhlich: Sabine Bau, die als Fechterin zur Weltspitze gehörte und hier im Juli 1996 inmitten ihrer Wettkampfkleidung sitzt, zaubern heute vor allem Hunde ein Lächeln ins Gesicht.
Dominik Großpietsch
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:41 Uhr

Sie war Teil der Tauberbischofsheimer Fechterinnen, die ihren Sport ganz nachhaltig prägten: Sabine Bau. Eigentlich hatte die heute 53-Jährige doch ganz andere Pläne. Sie wollte Tierärztin werden, als 1988, im Jahr ihres Abiturs am Tauberbischofsheimer Matthias-Grünewald-Gymnasium, zwei gewonnene Olympia-Medaillen ihren Lebensweg änderten. Neben der Silbermedaille im Einzel-Florettfechten gewann Bau noch Gold mit der Mannschaft bei den Olympischen Spielen in der südkoreanischen Hauptstadt Seoul. 

Damals war dieser Triumph nicht weniger als eine Sensation, weil die weiteren Einzel-Medaillengewinnerinnen Anja Fichtel (Gold) und Zita Funkenhauser (Bronze) ebenfalls aus der kleinen Kreisstadt im fränkisch geprägten Nordosten Baden-Württembergs kamen. Wirklich eng befreundet waren sie damals aber nie, wie Bau 2018 sagte: "Wir waren nie Freundinnen, sondern eine Zweckgemeinschaft. Das war so. Jede wollte gewinnen."

Stolz zeigen sich nach ihrem Dreifacherfolg bei den Olympischen Spielen von Seoul im September 1988 im Florett die Tauberbischofsheimer Fechterinnen Sabine Bau (Silber, links), Anja Fichtel (Gold) und Zita Funkenhauser (Bronze).
Foto: dpa | Stolz zeigen sich nach ihrem Dreifacherfolg bei den Olympischen Spielen von Seoul im September 1988 im Florett die Tauberbischofsheimer Fechterinnen Sabine Bau (Silber, links), Anja Fichtel (Gold) und Zita ...

Spätestens ab November 2003, als sich Bau nach etlichen Podestplätzen und als fünfmalige Olympia-Medaillengewinnerin sowie Weltmeisterin vom aktiven Sport verabschiedete, stand das Gewinnen nicht mehr im Vordergrund, vielmehr das Helfen. Die Trägerin des Silbernen Lorbeerblatts hatte nämlich neben ihrer außergewöhnlichen Laufbahn Medizin in Würzburg studiert.

Sabine Bau, die in Tauberbischofsheim wohnt, ist allerdings nicht Tierärztin geworden, sondern Fachärztin für Orthopädie und an einem Krankenhaus in Bad Mergentheim als Konservative Orthopädin tätig. Tiere spielen im Leben der promovierten Medizinerin, die eine Tochter hat, bis heute aber eine große Rolle – vor allem Hunde.  

Frage: Wie erleben Sie die Corona-Krise und mit welchen Erwartungen gehen Sie in die nächsten Monate?

Sabine Bau: Mich hat die Krise nicht wesentlich beeinträchtigt – ich habe die meiste Zeit fast wie immer in der Klinik gearbeitet – wenn auch unter anderen Bedingungen. Da ich mit meinen Hunden auch während der Krise raus zum Gassigehen konnte, erlebte ich die Ausgangssperren nicht so bedrückend. Für Jugendliche und ältere Menschen muss die Situation sehr deprimierend gewesen sein.

Ihre gegenwärtige Form?

Bau: Nicht ganz im Keller, aber eindeutig optimierbar.

Für welchen Sport bewegen Sie sich noch?

Bau: Reiten, Yoga, Pilates, Radfahren. 

Und was bewegt Sie?

Bau: Warum es in Europa immer noch Krieg geben muss, wie wir unseren Kindern die Erde "übergeben", die Probleme im Gesundheitswesen – um einige Themen zu nennen.

Wofür wären Sie heute gerne noch mal jung?

Bau: In diesen Zeiten haben es die Jugendlichen ganz schön schwer. Wenn, würde ich heute ein paar weitere Sportarten ausprobieren oder vielleicht Klavier spielen lernen wollen.

Was schätzen Sie am Alter am meisten?

Bau: Die Gelassenheit, auch mal "Fünfe gerade sein" lassen zu können.

In welche Zeit würden Sie mit einer Zeitmaschine reisen und warum?

BauIn die Goldenen Zwanziger – ich glaube, es war eine enorme Aufbruchstimmung und Toleranz vorhanden. Außerdem gefällt mir die Mode.

Ihr Lieblingsort?

Bau: Zuhause in der Natur.

Was haben Sie vom Leben gelernt?

Bau: Carpe diem – aber mach etwas aus deinem Leben.

Und was hat Sie der Sport gelehrt?

Bau: Durchhaltevermögen wird belohnt.

Bei welchem Thema werden Sie angriffslustig?

Bau: Bei ungerechtfertigten Anschuldigungen.

Und wen oder was würden Sie immer verteidigen?

Bau: Ungerechtfertigt Beschuldigte.

Wie waren die ersten Wochen/Monate nach Ihrem Karriereende in der Familie?

Bau: Gefüllt mit Projekten: der Rehabilitation nach einer Knieoperation, dem Lernen auf den Facharzt und das Planen eines Hausumbaus. Meine Familie und ich waren froh über die zusätzliche Zeit, die sonst mit Training gefüllt war.

Ein Wiedersehen – 30 Jahre nach dem Tauberbischofsheimer Fecht-Märchen: 2018 ließen Sabine Bau (links) und Zita Funkenhauser die Ereignisse von 1988 bei einem Interviewtermin Revue passieren.
Foto: Thomas Obermeier | Ein Wiedersehen – 30 Jahre nach dem Tauberbischofsheimer Fecht-Märchen: 2018 ließen Sabine Bau (links) und Zita Funkenhauser die Ereignisse von 1988 bei einem Interviewtermin Revue passieren.
Welchen Moment Ihres Lebens würden Sie gerne noch einmal erleben?

Bau: Unsere Hochzeitsfeier – mit einer lieben Freundin, die nicht mehr unter uns ist.

Welches sportliche oder menschliche Foul würden Sie gerne rückgängig machen?

Bau: Ich habe immer versucht, fair zu sein – im Sport wie im Alltag. Ich bin mir keiner Fouls bewusst.

Wenn Sie nicht Sportler geworden wären – was dann?

Bau: Die Frage müsste für mich anders lauten: Was wäre aus Ihnen geworden, wenn Sie nicht genau zum Zeitpunkt des Schulabschlusses zwei Olympia-Medaillen gewonnen hätten? Dann wäre ich wahrscheinlich Tierärztin geworden.

Ihr Lieblingssportler heute?

Bau: Ich habe keinen. Mich begeistern viele Menschen – nicht nur bekannte Sportler.

Was war das größte Abenteuer Ihres Lebens?

Bau: Mit einem Schmunzeln: Die Pubertät meiner Tochter ist mit das Aufregendste in meinem Leben beziehungsweise das Aufregendste gewesen.

Nach wessen Pfeife tanzen Sie heute?

Bau: Ich trage die Pfeife – und meine Hunde sollen "antanzen".

Jawoll! Sabine Bau (rechts) bejubelt hier den Sieg im WM-Finale der Florettfechterinnen 1998 im schweizerischen La-Chaux-de-Fonds. Die damals 29-Jährige setzte sich gegen die Russin Swetlana Bojko mit 14:8 Treffern durch.
Foto: dpa | Jawoll! Sabine Bau (rechts) bejubelt hier den Sieg im WM-Finale der Florettfechterinnen 1998 im schweizerischen La-Chaux-de-Fonds.
Worüber haben Sie zuletzt gelacht?

Bau: Über den ulkigen Gang meines Hundes.

Was regt Sie auf?

Bau: Besserwisserei – bei uns auch "Kniebohren" genannt.

Wen bewundern Sie – und wofür?

Bau: Alle Menschen, die ihre schweren Schicksale meistern.

Wer oder was macht Sie glücklich?

Bau: Meistens mein Alltag, denn ich arbeite und lebe mit Menschen und Tieren, die mir guttun und mich glücklich machen.

Und vor welchem Unglück fürchten Sie sich?

Bau: Vor dem Verlust der in der Frage vorher genannten Menschen.

Was möchten Sie noch lernen?

Bau: Pünktlichkeit.

Was möchten Sie unbedingt noch erleben?

Bau: Island. 

Wovon träumen Sie?

Bau: Von einer Welt ohne Krieg. Die meisten meiner persönlichen Träume haben sich verwirklicht. Ein paar Länder möchte ich noch bereisen.

Welche Botschaft würden Sie (jungen Sportlern) gerne hinterlassen?

Bau: Ohne Fleiß kein Preis – es lohnt sich!

Als wer oder was würden Sie gerne wiedergeboren werden?

Bau: Als eine Mischung zwischen Giraffe und Schildkröte (zwinkert).

 
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