
Sie war eine der besten Fechterinnen der Welt. Und doch ist es um Anja Fichtel ruhig geworden – obwohl sie im Alter von 17 Jahren zur jüngsten Weltmeisterin ihres Sports wurde und 1988 mit 20 in Seoul schon zwei Olympia-Goldmedaillen einheimste. Die 1968 geborene Tauberbischofsheimerin prägte ihren Sport wie kaum eine andere Fechterin, wovon satte 14 Medaillen bei Olympischen Spielen, Welt- und Europameisterschaften zeugen.
Begonnen hatte ihre Karriere beim Fecht-Club in Tauberbischofsheim. Von dort aus machte sich die gelernte Reise- und Bürokauffrau auf, dem deutschen Fechten neuen Glanz zu verleihen, was ihr über Jahre hinweg gelang. Die Trägerin des Silbernen Lorbeerblatts blieb dabei stets eine Freundin der offenen Worte und scheute nie die Konfrontation mit Emil Beck, ihrem Coach und langjährigen Förderer. Einst drohte sie sogar, für Österreich starten zu wollen.

Doch diese Zeiten sind vorbei. Fichtel hat das Florett längst aus der Hand gelegt - und gab zwischenzeitlich gar an, nicht mehr zu wissen, wo ihre Medaillen lägen. Die Anja Fichtel von damals sei sie nicht mehr, hieß es. "Ich war schon in sehr jungen Jahren sehr erfolgreich, was ein Grund war, warum ich meine Karriere so früh beendete. Zusätzlich war meine ursprüngliche Überzeugung, mit beziehungsweise nach der Geburt meines ersten Kindes aufzuhören – das habe ich dann mit der Geburt meiner Tochter final getan. Grundsätzlich sollte man niemals nie sagen – vielleicht mache ich ja irgendwann nochmal was mit meiner Fecht-Leidenschaft", erklärt die 53-Jährige heute.
Mittlerweile fiebert Fichtel, die sich als "Hausfrau und Mutter" beschreibt, mit dem SC Freiburg in der Fußball-Bundesliga mit. Eine Leidenschaft, die Andreas Koper (44), mit dem sie seit 2006 verheiratet ist und mit dem sie einen gemeinsamen Sohn hat, mit in die Ehe gebracht hat. Die Fecht-Legende, die neben drei Kindern mittlerweile auch drei Enkelkinder im Alter von zwei, drei und acht Jahren hat, ist "bei einem Optiker im Büro als Bürokauffrau" beschäftigt.
Anja Fichtel: Jede Krise ist auch eine Chance, vor allem, wenn man seine Ängste ablegt, sich nicht verrückt machen lässt und jeden Moment so nimmt, wie er ist.
Fichtel: Ich fühl mich wohl in meiner Haut.
Fichtel: Nordic Walking, Qi Gong, Yoga.
Fichtel: Meine alte B-Klasse, die mich zuverlässig von A nach B bringt.
Fichtel: Für die wilden 80er. Beste Musik ever.
Fichtel: Dass man auf einen immensen Erfahrungsschatz zurückgreifen und somit gelassen darauf vertrauen kann, dass einen so schnell nichts mehr aus der Ruhe bringt. Außerdem das Gefühl, nichts mehr zu verpassen.
Fichtel: In die 60er Jahre. Style, Umgang, Musik.

Fichtel: Die Liebfrauenbrunn-Kapelle bei Werbach im Main-Tauber-Kreis. Einer der magischsten Orte.
Fichtel: Es kommt, wie es kommt, und alles hat seine Zeit.
Fichtel: Kämpfen. Und dass nichts verloren ist, bis es vorbei ist. Geht nicht, gibt's nicht.
Fichtel: Ich bin schon ein milder Löwe (Sternzeichen) geworden.
Fichtel: Meine Familie.

Fichtel: Schwierig.
Fichtel: Ich würde gerne nochmal meine Mutter treffen, die vor 20 Jahren gestorben ist.
Fichtel: Ich will nichts rückgängig machen.
Fichtel: Langweilig. Der Sport hat mir die Welt gezeigt.
Fichtel: Raphael Koper, der gemeinsame Sohn von mir und meinem Mann Andy. Viele Grüße an das Wolfsrevier in Rimpar.
Fichtel: Einen deutlich jüngeren Mann zu heiraten (lacht).
Fichtel: Nach keiner.
Fichtel: Über meine Antwort hinsichtlich des größten Abenteuers meines Lebens.
Fichtel: Dass man sich über alles aufregt. Ich würde mir mehr Gelassenheit wünschen.
Fichtel: Meinen Mann Andy, der sich nach seiner Hirnblutung zurück ins Leben gekämpft hat. Dank an dieser Stelle an die großartige Arbeit der Kopfklinik in Würzburg!

Fichtel: Dass ich so sein darf, wie ich bin.
Fichtel: Vor keinem. Nein, Angst ist ein schlechter Ratgeber.
Fichtel: Alle Menschen immer so zu nehmen, wie sie sind.
Fichtel: Den SC Freiburg als deutscher Meister! Mein Mann hat die Liebe zum SC aus seiner Studienzeit in Freiburg mit in die Ehe gebracht. Raphael hat sich in den letzten Jahren davon anstecken lassen, und das macht mich wiederum irgendwie auch zum Fan, und wir fiebern alljährlich mit dem Verein mit. Zusätzlich ist Christian Streich ein toller Trainer!
Fichtel: Ich hab' alles, was ich brauche.
Fichtel: In der Niederlage zu erkennen, dass es nur ein Sport ist – und im Sieg das volle Glück des Augenblicks zu genießen. Man ist und bleibt derselbe Mensch.
Fichtel: Als ein Mensch.