Es ist für die Würzburger Kickers ein besonderes Spiel am Sonntag (13.30 Uhr) am Dallenberg: Erstmals seit 7. März, damals gab es im Drittliga-Duell gegen Waldhof Mannheim ein 0:0, sind wieder Zuschauer in Würzburg zugelassen. 2600 Besucher dürfen unter Hygiene-Auflagen ins Stadion. Die sehen den Anfang einer neuen Zeitrechnung. Exakt drei Jahre und einen Tag nachdem der am Dienstag freigestellte Ex-Coach Michael Schiele beim Toto-Pokal-Aus in Rosenheim am 3. Oktober 2017 erstmals die Verantwortung für das Kickers-Team trug, steht ein neuer Trainer am Rand. Marco Antwerpen startet mit einem fränkischen Vergleich in sein persönliches Zweitliga-Abenteuer. Für den neuen Übungsleiter der Rothosen ist es das erste Spiel in dieser Spielklasse. „Für mich ist das der nächste Karriereschritt“, sagt er. Was vor der Premiere des Neu-Trainers wichtig ist:
Womöglich gar nicht so viel - zumindest an der Startformation. In zwei Fragen hat sich Antwerpen nämlich bereits festgelegt: Fabian Giefer steht erst einmal wieder im Tor und Arne Feick bleibt zunächst der Kapitän. „Es kristallisiert sich eine Mannschaft heraus, mit der wir am Sonntag starten wollen. Aber in Gänze haben wir die Mannschaft noch nicht stehen“, so der Coach, der am Montag seinen 49. Geburtstag feiern wird. Allzu viel will der Trainer also nicht verraten. Auch nicht über die Herangehensweise. Zuletzt beim 0:1 in Düsseldorf hatten die Kickers mit einer unter Antwerpens Vorgänger Schiele sehr ungewohnten Defensivtaktik agiert und sich tief in die eigene Spielhälfte zurückgezogen. Auch gegen Fürth komme es, so Antwerpen, darauf an „die Defensivzweikämpfe zu gewinnen“ und zu verhindern, „dass der Gegner in die für uns gefährliche Zone kommt“. Ändern soll sich letztlich vor allem der Punktestand: „Ein Erfolg sendet auch ein Zeichen an die anderen Mannschaften, dass wir in der zweiten Liga angekommen sind und in der Lage sind Spiele zu gewinnen. Da wollen wir hinkommen.“ Kleinreden will Antwerpen sein Team vor dem Duell mit den Fürthern also nicht. Das Ziel ist ein Dreier.
All jene die zuletzt nicht zum Zuge kamen, hoffen natürlich nun auf eine neue Chance. Allen voran sticht da Lion Schweers ins Auge. Der Abwehrmann, der sich unter Schiele nicht durchsetzen konnte, gehörte zuletzt nicht zum Kader, obgleich auf der Bank noch ein Platz frei war. Schweers sollte sich, nach Informationen dieser Redaktion, bereits nach einem neuen Klub umschauen. Nun trifft er plötzlich auf einen alten Förderer. Unter Antwerpen war der gebürtige Dortmunder bei Drittligist Preußen Münster Stammkraft in der Innenverteidigung. Überhaupt setzt Antwerpen auf die ganze Bandbreite des Kaders. Die fünf Wechseloptionen, die die Trainer auch in dieser Saison haben, sieht er als zusätzliche Chance auf das Spielgeschehen von außen Einfluss zu nehmen: „Wir sollten nicht nur die ersten Elf in den Fokus nehmen. Wir haben grundsätzlich die Möglichkeiten zu wechseln. Da hast du immer die Chance, einen Matchwinner einzuwechseln“, sagte der neue Kickers-Coach am Freitag bei einer Videopressekonferenz. Beim 0:1 in Düsseldorf hatte sein Vorgänger Schiele zunächst nur einen Wechsel vorgenommen, ehe er in der 89. Minute gleich drei frische Spieler aufs Feld schickte. Allerdings war da das Team aufgrund einiger Ausfälle auch nicht komplett.
Definitiv fehlen wird Niklas Hoffmann. Der defensive Mittelfeldmann plagt sich noch immer mit der Rückenverletzung aus dem Endspurt der vergangenen Saison herum. Keanu Staude, der bereits in Düsseldorf fehlte, musste aufgrund einer Sprunggelenksverletzung auch in dieser Trainingswoche kürzer treten. Auch hinter der Einsatzfähigkeit von Florian Flecker (Wade, Knie) und Saliou Sané (Knie) stehen noch Fragezeichen.
Eher nicht. Für die Fürther zählt sowieso nur das Spiel gegen den 1. FC Nürnberg als Derby. Kickers und Spielvereinigung sind sich in der Vergangenheit zu selten begegnet, um von einem echten Derby zu sprechen. Ein Kickers-Akteur dürfte freilich eine besondere Motivation verspüren: Patrick Sontheimer. Der Mittelfeld-Renner kickte einst in der Fürther Jugend und bestritt bei den Kleeblättern seine ersten Zweitliga-Spiele. „Es ist immer etwas Besonderes, gegen seinen ehemaligen Verein zu spielen. Ich hatte sehr schöne Jahre bei der Spielvereinigung“, berichtet Sontheimer, der zwar weiterhin gute Kontakte zu den Mittelfranken pflegt. Zuletzt aber habe Funkstille geherrscht.
Dass bislang nur zwei Zähler auf dem Konto der Grün-Weißen stehen, lag zuvorderst an der Chancenverwertung. Sowohl gegen Osnabrück (1:1) als auch in Aue (1:1) beeindruckte die Mannchaft von Trainer Stefan Leitl mit sehenswertem Offensivspiel. Am Ende sprang aber jeweils nur ein Zähler heraus. Nun plagen die Spielvereinigung einige Verletztensorgen. In jedem Fall fehlen wird Mergim Mavraj. Der 34-Jährige Abwehrchef hatte sich in Aue eine schwere Gehirnerschütterung zugezogen.
Das ist nach den Turbulenzen der letzten Woche eine spannende Frage. Die Fanvereinigung „Dallenberg Supporters Club“ hat die Anhänger, die eines der 2600 Tickets ergattern, aufgerufen das Team trotz allem „Unverständnis“ über die Entlassung von Fan-Liebling Schiele am Samstag bedingungslos zu unterstützen. Neu-Trainer Antwerpen kündigt an: „Wir wollen in Vorleistung gehen. Wir wollen die Fans mitnehmen und dafür sorgen, dass sich die Stimmung auf die Fans überträgt.“