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Fußball: Regionalliga Bayern
Gipfeltreffen Würzburger Kickers gegen SpVgg Unterhaching: Wer ist Favorit, warum schwächeln beide, wo ist das Spiel zu sehen?
Das Top-Duell der Regionalliga Bayern könnte eine Vorentscheidung im Titelrennen bringen. Vorher plagen nicht nur Finanzprobleme die Rivalen. Fragen und Antworten.
Entschlossenheit I: Trainer Marco Wildersinn will mit den Würzburger Kickers auf einen Punkt an Spitzenreiter SpVgg Unterhaching heranrücken.
Foto: foto2press/Frank Scheuring | Entschlossenheit I: Trainer Marco Wildersinn will mit den Würzburger Kickers auf einen Punkt an Spitzenreiter SpVgg Unterhaching heranrücken.
Frank Kranewitter
 |  aktualisiert: 08.02.2024 12:06 Uhr

Es ist das Gipfeltreffen der Fußball-Regionalliga Bayern: Eins gegen Zwei, SpVgg Unterhaching gegen Würzburger Kickers, Ex-Erstligist gegen Ex-Zweitligist. Das Auswärtsspiel der Rothosen im Münchner Sportpark wird schon seit Monaten mit Spannung erwartet. Doch ausgerechnet bevor es am Samstag (16 Uhr) soweit ist, schwächeln die beiden Kontrahenten, die bereits lange vor der Winterpause der Konkurrenz weit enteilt waren. Trotzdem könnte an diesem Wochenende eine vermeintliche Vorentscheidung im Titelrennen fallen - zumindest dann, wenn die Kickers verlieren sollten. Fragen und Antworten, die sich nicht nur um die sportliche, sondern auch die finanzielle Situation bei beiden Kontrahenten drehen:

Wer geht als Favorit ins Spitzenspiel?

Schon alleine wegen der Tabellenkonstellation: die SpVgg Unterhaching, die das Hinspiel am Dallenberg 1:0 gewann. Die vier Punkte Vorsprung sind ein psychologischer Vorteil gegenüber den Kickers, die gewiss unter höherem Druck stehen. Auch wenn Sportdirektor Sebastian Neumann glaubt: "Auch bei einer Niederlage wäre noch nicht alles vorbei." Sollten die Kickers verlieren, wäre dies aber eine große Hypothek für die kommenden Tage, in denen für die Rothosen mit dem Derby gegen den FC 05 Schweinfurt und dem Toto-Pokal-Halbfinale gegen den FV Illertissen zwei weitere wichtige Spiele auf dem Programm stehen. Seit bei den Kickers auch offen über Platz eins als Ziel gesprochen wird, scheint die Mannschaft nicht mehr ganz so befreit aufzuspielen.

Ob die Kickers an ihren eigenen Erwartungen zerbrechen? "Was Erfahrung und Cleverness angeht" sieht Kickers-Trainer Marco Wildersinn den Gegner im Vorteil, betont aber auch: "Wir sind ihnen aber auch in einigen Punkten überlegen." Rein sportlich befinden sich beide Teams derzeit auf Augenhöhe. Die Hachinger besitzen die beste Defensive der Liga (24 Gegentore), die Kickers die beste Offensive (75 Tore).

Entschlossenheit II: Trainer Sandro Wagner will mit der SpVgg Unterhaching mit einem Sieg gegen die Würzburger Kickers den Vorsprung an der Tabellenspitze auf sieben Punkte ausbauen.
Foto: foto2press/Frank Scheuring | Entschlossenheit II: Trainer Sandro Wagner will mit der SpVgg Unterhaching mit einem Sieg gegen die Würzburger Kickers den Vorsprung an der Tabellenspitze auf sieben Punkte ausbauen.

Warum sind beide Kontrahenten 2023 nicht in Schwung gekommen?

Darüber kann man trefflich spekulieren. Während die Kickers nach zwei Punkten aus drei Partien noch immer auf ihren ersten Sieg nach der Winterpause warten, haben die Hachinger zwei von drei Spiele verloren. Es läuft hier wie da nicht so rund wie vor dem Jahreswechsel. Womöglich auch, weil in den Klubs eine gewisse Unruhe herrscht. In Würzburg konnte im Dezember eine drohende Insolvenz infolge des Gesellschafterwechsels mit Hilfe eines Rettungspakets abgewendet werden.

Bei der SpVgg Unterhaching sorgten zuletzt wiederholt verspätete Gehaltszahlungen für Schlagzeilen. Hinzu kommt: Zahlreiche Top-Spieler der Oberbayern haben ebenso wie Trainer Sandro Wagner keinen Vertrag für die kommende Saison. Der als TV-Experte bundesweit bekannte Coach kokettierte auch schon öffentlich mit einem möglichen Abgang. Unruhe herrscht bei beiden Klubs. 

Was zeichnet beide Teams aus?

"Das Unterhachinger Spiel wird schnell auf lange Bälle runtergebrochen, aber dahinter steckt mehr", sagt Kickers-Trainer Wildersinn über den Kontrahenten, dem Trainer Sandro Wagner eine extrem effektive, aber nicht immer schön anzusehende Spielweise verordnet hat. Basis dafür ist die schwer zu bezwingende Defensive. Liegt Unterhaching erst einmal in Führung, wird es für den Gegner ganz schwer. Nur einmal in dieser Saison, beim 1:1 in Rain/Lech, gab die SpVgg nach einem eigenen 1:0 noch Punkte ab. Die Kickers indes zeichnet nach wie vor die Variabilität in der Offensive aus. 16 verschiedene Spieler konnten sich bereits in die Torschützenliste eintragen.

Wie ist die personelle Situation?

Beide Klubs haben auch mit Verletzungen zu kämpfen. Bei den Oberbayern fehlt mit dem 17-jährigen Maurice Krattenmacher die Entdeckung der Vorrunde. Allerdings kann der enorm erfahrene Hachinger Kader (insgesamt 36 Bundesliga-Einsätze, 631 Spiele in der 2. Bundesliga und 1975 Partien in der 3. Liga) Ausfälle deutlich leichter wegstecken als die Kickers. Mit Abwehr-Routinier Daniel Hägele fehlt den Kickers derzeit der Ruhepol in der Innenverteidigung.

Er trainiert zwar bereits wieder individuell, wird am Samstag aber genauso wie Rechtsverteidiger Tim Littmann noch fehlen. Ein Startelfkandidat ist nun wieder Mittelfeldakteur Dominik Meisel. Auch Thomas Haas dürfte zumindest wieder auf der Bank Platz nehmen. Benyas Junge-Abiol brach am Mittwoch das Training ab. "Gucken wir mal, ob er dabei ist", so Wildersinn.

Beide Klubs haben eine Zulassung für die 3. Liga beantragt. Wie stehen die Chancen, dass sie auch die Lizenz erhalten?

Im Fall der SpVgg Unterhaching lässt der Klub die Öffentlichkeit derzeit darüber komplett im Unklaren. Klar habe man eine Lizenz beantragt, heißt es aus dem Münchner Vorort. Präsident Manfred Schwabl will sich aber nicht festlegen, ob der Klub den finanziellen Anforderungen am Ende überhaupt nachkommen kann und will. Im April wolle man in den Vereinsgremien darüber beraten. Überhaupt bleiben viele Fragezeichen. Dass die Spielvereinigung Liquiditätsprobleme hat ist unbestritten. Auch Februar-Gehälter wurden zum Teil verspätet überwiesen.

Ein Gönner sei eingesprungen, hieß es da. Trotzdem betont Schwabl, dass der mit 3,3 Millionen Euro veranschlagte Kauf des Stadions, durchfinanziert sei. Auch Insider können da nur mit der Schulter zucken. Bei den Kickers gibt man sich indes optimistisch, im Falle des sportlichen Aufstiegs auch die wirtschaftlichen Voraussetzungen für Liga drei zu erfüllen. Am Ende stünde laut Etatplanung sogar ein kleines Plus. Auch weil der Klub derzeit einen strikten Sparkurs fährt, von dem die Mannschaft bislang freilich verschont blieb.

Szene aus dem Hinspiel: Benjika Caciel verteidigt den Ball gegen die Unterhachinger Maximilian Welzmüller (links) und Christoph Ehlich. Am Ende unterlagen die Würzburger Kickers der SpVgg Unterhaching mit 0:1.
Foto: foto2press/Frank Scheuring | Szene aus dem Hinspiel: Benjika Caciel verteidigt den Ball gegen die Unterhachinger Maximilian Welzmüller (links) und Christoph Ehlich. Am Ende unterlagen die Würzburger Kickers der SpVgg Unterhaching mit 0:1.

Was ist am Samstag anders als bei den anderen Regionalliga-Spielen der Kickers?

Besondere Spiele erfordern besondere Maßnahmen. In der Regel reisten die Kickers in dieser Saison erst am Spieltag zu Auswärtsspielen an. Bei der Partie in Unterhaching ist das erstmals anders. Das Team macht sich schon am Freitag auf den Weg nach Oberbayern, um optimal vorbereitet in die Partie zu gehen.

Wird das Spiel SpVgg Unterhaching gegen Kickers Würzburg im Fernsehen übertragen?

Ja. Dass die Partie zur ungewöhnlichen Zeit um 16 Uhr angepfiffen wird, hat seinen Grund: die TV-Live-Übertragung im BR Fernsehen. Unmittelbar vor dem Regionalliga-Topspiel zeigt der BR auch das Drittliga-Spiel von 1860 München bei Erzgebirge Aue.

 
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