Wieder kein Sieg! Nach dem 1:1 (1:1) gegen Viktoria Aschaffenburg am Samstag mussten sich die Würzburger Kickers mächtig ärgern. Genau wie schon beim 1:1 gegen Türkgücü München und dem 2:3 bei der DJK Vilzing an den ersten beiden Spieltagen der Fußball-Regionalliga nach der Winterpause. Die Muster gleichen sich: Dreimal gingen die Kickers in Führung. Dreimal wucherten sie mit ihren Chancen und ließen beste Torgelegenheiten ungenutzt. Dreimal wirkte die Verteidigung in manchen Momenten nicht auf der Höhe und ebnete einem scheinbar unterlegenen Gegner damit den Weg zum (Teil-)Erfolg.
Im unterfränkischen Vergleich mit der Viktoria konnten die Gastgeber auch den Rückenwind durch den Führungstreffer von Maximilian Zaiser in der ersten Minute nicht nutzen. Bei allerbesten Chancen von Benjika Caciel und dem erstmals in der Startelf eingesetzten Leihstürmer André Leipold landete der Ball nicht im Tor. Dafür kassierten die Würzburger, auch aufgrund nachlässigen Abwehrverhaltens, mit dem Halbzeitpfiff den Ausgleich. Dem vermeintlichen 2:1 durch den eingewechselten Benyas Junge-Abiol in der Nachspielzeit verweigerte das Schiedsrichter-Gespann die Anerkennung. Es war eine Zentimeter-Entscheidung. "Für mich war das eher kein Abseits", fand - wenig überraschend - Kickers-Trainer Marco Wildersinn, nachdem er sich die Szene in der Kabine noch einmal in der Aufzeichnung angeschaut hatte. Ein Last-Minute-Erfolg wäre doch womöglich genau der Impuls gewesen, den der Klub derzeit braucht. Aber auch das Glück scheint den Dallenberg derzeit verlassen zu haben.
Ein Fehlstart mit Ansage
Platz zwei und vier Punkte Rückstand auf Tabellenführer SpVgg Unterhaching sind nicht die Situation, die es rechtfertigen würde, von einer Krise zu sprechen. Die Alarmzeichen sollte aber auch niemand übersehen. Denn der Liga-Fehlstart kam mit Ansage. Schon in den Testspielen hatte sich das, was nun zu sehen ist, abgezeichnet. Dass da schon nur gegen niedrigklassige Gegner gewonnen wurde und es gegen drei Regionalligisten wie auch den mit zahlreichen Reservisten- und einigen Jugendspielern - angetretene Zweitligisten Karlsruher SC Niederlagen setzte, sprach bereits für sich. "Vielleicht waren wir in den Vorbereitungspartien hier und da zu nachlässig", sagt auch Trainer Marco Wildersinn heute.
Fest steht: die Kickers haben über den Winter den rechten Pfad verloren und derzeit scheint es, als würden sie sich auf der Suche nach dem Weg zurück verzetteln. Aber vielleicht kommt auch alles ganz anders. Bis Monatsende hat die Mannschaft im Spitzenspiel bei Tabellenführer SpVgg Unterhaching, im Derby gegen den FC 05 Schweinfurt und im Toto-Pokal-Halbfinale gegen den FV Illertissen die Chance, vieles geradezurücken und die Stimmung wieder in den Euphoriebereich zu heben. Auf der anderen Seite: Bei einer Niederlage in Unterhaching am nächsten Samstag (16 Uhr, live im Bayerischen Fernsehen) würde der Rückstand auf Platz eins bereits auf sieben Punkte anwachsen. "Wir müssen ruhig bleiben", mahnt Wildersinn. Auch nach dem kommenden Wochenende sei das Meisterrennen in keinem Fall entschieden.
Auch Ivan Franjic sucht noch seine Form
Bei den Rothosen wissen sie, dass der Maßstab, der an ihre Leistungen angelegt wird, ein anderer ist als zu Saisonbeginn. Da ist zum Beispiel der in dieser Saison hochgelobte Mittelfeld-Mann Ivan Franjic. Der 25-Jährige hatte in der Winter-Vorbereitung wegen Knieproblemen lange pausiert. Womöglich auch ein Grund, warum er das Leistungsniveau aus dem Herbst derzeit nicht erreicht. "Sein Ehrgeiz steht ihm manchmal im Weg", sagt Wildersinn: "Weil er die Dinge erzwingen will. Er will mit dieser Mannschaft in diesem Jahr das Maximale erreichen und er will auch persönlich in Zukunft das Maximale Erreichen", so der Trainer über seinen Schützling Franjic. Eine Aussage, die auch ein Schlaglicht darauf wirft, dass die starke Vorrunde die Karriereziele der einzelnen Akteure verändert haben könnte. Franjic Vertrag in Würzburg hat sich bereits im Herbst durch die Zahl der Einsätze automatisch verlängert. Alles andere ist zurzeit Spekulation.
In der momentan ungewissen Situation müssen die Verantwortlichen bei den Kickers nun aber die Weichen für die kommende Saison stellen. Keine leichte Aufgabe, denn nach zwei Abstiegen ist der Ex-Zweitligist trotz neuem Investor zum Sparen gezwungen. In der Geschäftsstelle wurden bereits Stellen abgebaut. Der sportliche Bereich ist von den Einsparungen bislang weniger betroffen. Trotzdem ist Verunsicherung im Klub zu spüren, weil offenbar viele Ausgaben auf den Prüfstand müssen.
Muskuläre Probleme häufen sich
Auf dem Rasen dürfte zuletzt das Fehlen von erfahrenen Ex-Zweitliga-Akteuren wie Dominik Meisel und Daniel Hägele ins Gewicht gefallen sein. Meisel konnte gegen Aschaffenburg zumindest in der Schlussphase wieder mitwirken. Hägele ist nur einer von mehreren Spielern, die mit muskulären Problemen derzeit aussetzen. Auch Caciel wurde am Samstag aus diesem Grund ausgewechselt. Bereits seit November gehört Ex-Athletikcoach Dominic Palmer nicht mehr zum Trainerteam, weil er sich, so die Aussage der Verantwortlichen damals, auf seine anderen Aufgaben im Verein konzentrieren sollte. Einen Zusammenhang mit den Muskelverletzungen sieht man bei den Kickers nicht, hat Wildersinn bereits vor Wochen geäußert. Vielmehr seien solche körperlichen Probleme im Winter, auch aufgrund der schlechten Platzverhältnisse, normal.
Unterm Strich bleibt nach drei Spieltagen 2023 eine karge Bilanz von nur zwei Zählern. Nicht eben förderlich für das Selbstvertrauen vor den entscheidenden Saisonwochen.