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Fussball: 3. Liga
"Tut einfach nur weh": Dominic Baumann spricht im Interview über den Abstieg der Würzburger Kickers
Der Ex-Angreifer der Würzburger Kickers spielt inzwischen in Zwickau und hat den Abstieg aus der Ferne verfolgt. Die Ursache sieht er in der Entlassung von Michael Schiele.
Dominic Baumann stürmt inzwischen für den FSV Zwickau. Den Grund für den Absturz der Würzburger Kickers sieht der 27-Jährige im Rauswurf von Michael Schiele.
Foto: foto2press/Frank Scheuring | Dominic Baumann stürmt inzwischen für den FSV Zwickau. Den Grund für den Absturz der Würzburger Kickers sieht der 27-Jährige im Rauswurf von Michael Schiele.
Felix Mock
Felix Mock
 |  aktualisiert: 08.02.2024 13:58 Uhr

Mit zittriger Stimme und die Tränen unterdrückend verabschiedete sich Dominic Baumann im Sommer vergangenen Jahres von den Fans der Würzburger Kickers. Nach vier Jahren war die Zeit des inzwischen 27-Jährigen am Dallenberg abgelaufen, der Sachse wurde aussortiert. Inzwischen spielt der Angreifer für den FSV Zwickau, mit dem er am Samstag (13.30 Uhr) der vorerst letzte Gegner der Rothosen im Profifußball sein wird. Im Interview spricht Baumann über seine Zeit in Würzburg, die Entlassung von Michael Schiele und den Abstieg der Kickers aus der 3. Liga.

Frage: Etwa 100 Kilometer sind es von Zwickau bis zu Ihrem Geburtsort Wermsdorf. Mussten Sie sich überhaupt einleben, Herr Baumann?

Dominic Baumann: Das stimmt, meine Großeltern und Eltern sind hier gleich in der Nähe. Mir geht’s gut, die Familie hat sich gut eingelebt. Das ist ein großer Vorteil, und das macht es sehr angenehm für mich hier in Zwickau.

Sportlich läuft es mit neun Toren und zwei Vorlagen ebenfalls rund für Sie.

Baumann: Na ja. Ich bin schwierig in die Saison reingekommen, hauptsächlich durch meine Muskelverletzung. Was danach passiert ist, damit bin ich zufrieden. Es geht zwar immer besser, aber für die erste Saison hier in Zwickau war das in Ordnung.

Mehr Scorerpunkte haben Sie nur in der Saison 18/19 für die Kickers erzielt, 16 waren es damals. Das schönste ihrer vier Jahre in Würzburg?

Baumann: Natürlich erinnere ich mich gerne daran, aber vor allem an das Aufstiegsjahr. Das ist doch klar. Auch wenn ich mich in diesem Jahr etwas schwerer verletzt hatte. Trotzdem denke ich gerne daran zurück, wie wir das in diesen zehn, elf Spielen nach dem Re-Start gemeistert haben. Diese Saison mit den Jungs wird unvergessen bleiben. Das Feiern war zwar durch die Corona-Regeln nur eingeschränkt möglich, aber wir haben trotzdem Gas gegeben.

Dominic Baumann (links) und Sebastian Schuppan feiern den Aufstieg der Würzburger Kickers in die 2. Bundesliga im Juli 2020.
Foto: Heiko Becker | Dominic Baumann (links) und Sebastian Schuppan feiern den Aufstieg der Würzburger Kickers in die 2. Bundesliga im Juli 2020.
Auch, als die neue Saison schon lief. Es soll eine wilde Wohnzimmerparty bei Michael Schiele gegeben haben.

Baumann: Ja, da haben wir ihn ein bisschen überrascht. Da kamen fast alle Jungs von der Aufstiegsmannschaft zu ihm nach Hause, als feststand, dass er gehen muss. Und dann haben wir Revue passieren lassen, was so alles passiert ist. Wir haben uns einfach nochmal als Mannschaft von ihm verabschiedet.

War Schieles Rauswurf der Anfang vom Ende bei den Kickers?

Baumann: Das kam total überraschend. Wir mussten es akzeptieren, auch wenn wir es nicht wollten. Auch wenn wir uns das anders gewünscht hätten. Es hat uns allen sehr leid getan, gerade nach nur zwei Spielen in der 2. Liga. Nach einem Spiel in Düsseldorf, was sehr ordentlich war. Es ist schwierig in Worte zu fassen. Du stehst dann vor vollendeten Tatsachen, und dann ist das so. Ob das jetzt der Anfang vom Ende war? Wahrscheinlich ja.

Was dann folgte, ist bekannt: Eine triste Zweitligasaison endete mit dem direkten Wiederabstieg.

Baumann: Den Aufstieg hatte uns niemand zugetraut. Aber mit dem ersten Trainerwechsel, mit dem zweiten Trainerwechsel, das war ein schleichender Prozess. Dazu die Fehlentscheidungen gegen uns. Ich habe mich oft gefragt, was wir denn eigentlich verbrochen haben. Es tut mir Leid für den Verein. Dann noch dieses miserable Jahr in der 3. Liga. Es ist einfach schade.

Ein verschworener Haufen, der später den Aufstieg in Liga zwei schaffte: Frank Ronstadt (jetzt SV Darmstadt), Trainer Michael Schiele (Eintracht Braunschweig), Patrick Sontheimer (Viktoria Köln), Hendrik Hansen (SSV Ulm), Dominic Baumann (FSV Zwickau), Robert Herrmann (Würzburger Kickers) und Simon Rhein (FC Hansa Rostock) bejubeln das 2:0 gegen den 1. FC Kaiserslautern im Juni 2020.
Foto: foto2press/Frank Scheuring | Ein verschworener Haufen, der später den Aufstieg in Liga zwei schaffte: Frank Ronstadt (jetzt SV Darmstadt), Trainer Michael Schiele (Eintracht Braunschweig), Patrick Sontheimer (Viktoria Köln), Hendrik Hansen (SSV ...
Sie haben die Geschehnisse bei den Kickers genauer verfolgt?

Baumann: Ich habe natürlich immer mit einem Auge nach Würzburg geschaut. Mit Daniel Hägele und Robert Herrmann habe ich immer noch Freunde dort. So oft es ging, habe ich mir die Spiele angeschaut. Und habe natürlich mitgelitten. Es tut dann einfach wirklich nur weh, das zu sehen. Dass es Tatsache ist, dass Würzburg nicht mehr im Profifußball vertreten ist. Ich war ziemlich verbunden mit dem Verein und der Stadt.

Zum Abschied im letzten Sommer haben Sie sich mit einem emotionalen Video von den Fans verabschiedet. Dass Sie gerne geblieben wären, war kein Geheimnis. Wollte man Sie einfach nicht mehr?

Baumann: Ich hatte mich immer für den Verein ausgesprochen. Aber am Ende kam dann nicht viel. Deshalb habe ich andere Entscheidungen treffen müssen. Es hätte ein Gespräch geführt werden müssen. Ob es dann für beide Seiten gepasst hätte, ist eine andere Sache. Es kam aber keine klare Aussage, und ich habe das dann so akzeptiert. Deshalb musste ich mich anderweitig orientieren.

Genau wie Michael Schiele. Der hat jetzt erneut den Aufstieg in die 2. Bundesliga gefeiert.

Baumann: Wir stehen noch immer in Kontakt. Ich habe mich natürlich gefreut für ihn und habe ihm geschrieben. Mal sehen, wann er zurückschreibt. Wenn er fertig ist mit feiern, vermutlich. Das hat er sich auf jeden Fall verdient. Ich hoffe, dass er sich in der 2. Bundesliga etabliert. Er hat sich das erarbeitet und verdient, dort an der Seitenlinie zu stehen.

Für Sie steht nun das letzte Saisonspiel gegen die Kickers an. Den Klassenerhalt hat Zwickau längst sicher, entsprechend gut dürfte die Stimmung sein?

Baumann: Ja, den Klassenerhalt haben wir recht souverän vier Wochen vor dem Saisonende sichergestellt. Die Stimmung in unserer Mannschaft ist wirklich gut. Für mich ist das letzte Spiel jetzt trotzdem nochmal ein besonderes. Die Jungs nochmal zu sehen, das letzte Profispiel des Vereins, das ist natürlich ein spezieller Abschluss für mich.

Video: Dominic Baumann verabschiedet sich von den Kickers-Fans und kämpft mit den Tränen

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  • K. F.
    es tut einfach nur weh - oder anders gesagt: man hätte einfach nur besser spielen müssen!
    wenn man 80 % aller spiele verliert, dann gehts halt abwärts, mit oder ohne stadion-protz-bau
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