Der Trainerwechsel hat seine Wirkung nicht verfehlt. Die Würzburger Kickers haben im ersten Spiel nach der Trennung von Markus Zschiesche den erhofften Befreiungsschlag gelandet. Mit 4:0 (1:0) setzten sich der Meister der Vorsaison gegen den Vizemeister DJK Vilzing durch und zeigte sich dabei auch fußballerisch deutlich verbessert.
Als die DJK Vilzing am letzten Spieltag der vergangenen Saison in der Fußall-Regionalliga zu Gast gewesen war, da schien die rot-weiße Kickers-Welt in bester Ordnung zu sein. Nach der Partie standen die Gäste aus dem Chamer Ortsteil sogar Spalier, bevor die Würzburger den Meisterteller überreicht bekamen. Die Fans auf der Tribüne sangen über den Aufstieg. Die Kickers standen an der Schwelle zur 3. Liga, ganz knapp vor ihrem großen Ziel. Nur noch die beiden Aufstiegsspiele gegen Hannover 96 II trennten sie von der bundesweiten Profibühne.
Die endeten bekanntlich mit einer Enttäuschung. Und überhaupt: Viel ist bei den Würzburger Kickers seither in den Sommermonaten des Jahres 2024 schiefgelaufen. So sollte das Wiedersehen des Ersten mit dem Zweiten der Vorsaison für den amtierenden Champion der Liga ein Neubeginn werden. Das zumindest die Würzburger Hoffnung nach der Trennung von Trainer Markus Zschiesche.
Sportdirektor Sebastian Neumann will, so hatte er es im Vorfeld formuliert, nun zeigen, dass der von ihm mitgeformte Kader deutlich besser ist, als es Platz acht und elf Punkte Rückstand auf Tabellenführer FC Schweinfurt 05 vor diesem Spiel vermuten ließen. Er und der bisherige Co-Trainer Ronny Ermel wollten, so war es angekündigt, taktisch und personell, etwas verändern. Und sie taten es: Der Stammkeeper der vergangenen Saison, Vincent Friedsam, stand anstelle von Johann Hipper, den Zschiesche zu seiner Nummer eins gemacht hatte, im Kasten. Routinier Daniel Hägele rückte erstmals in dieser Saison in die Startelf und anstelle des nach seinem Engagements in der Hallenfußball-Serie Icon League aussortierten Enes Küc, durfte Maximilian Fesser in der Offensive wirbeln.
Tim Kraus rückt aus der Abwehr ins Mittelfeld
Tim Kraus rückte aus der Abwehr ins Mittelfeld und Maximilian Zaiser leitete den Spielaufbau nicht mehr tief in der eigenen Hälfte hinter der eigenen Abwehrkette ein, sondern agierte deutlich weiter vorne auf dem Spielfeld. Änderungen, die durchaus entscheidende Wirkung hatten. Denn es war der neu in die Startelf gerückte Fesser, der den Würzburger Führungstreffer mit einem Flügellauf einleitete. Und Kraus wäre wohl in seiner Rolle als Innenverteidiger, die er zuletzt innehatte, nie und nimmer in Abschlussposition gestanden. So aber verwertete er Fessers Hereingabe per Direktabnahme. Die Kickers führten mit ihrer ersten echten Torchance 1:0. Auch das war ein Unterschied zu den vergangenen Wochen, als die Rothosen oft gute Gelegenheiten liegenließen.
Es war ein Tor, das der verunsicherten Mannschaft Sicherheit vermittelte. Denn zu Beginn war den Gastgebern die Nervosität und das nach den Negativerlebnissen der letzten Wochen fehlende Selbstverständnis deutlich anzumerken gewesen. Da hatten die Gäste durchaus ihre Chancen gehabt, konnten das Würzburger Nervenflattern aber nicht ausnutzen. Und wenn dann mal ein Ball durchrutschte, strahlte Friedsam viel Ruhe und Sicherheit aus.
Die Würzburger Kickers zeigen sich deutlich verbessert
Insgesamt aber zeigten sich die Kickers an diesem herbstlich frischen Freitagabend nach zuletzt elf Gegentreffern in drei Heimspielen in Liga und Pokalwettbewerb deutlich verbessert. Vor allem das Defensivverhalten war um Längen stärker als bei den vergangenen Auftritten. Der von seiner im Aufstiegsspiel in Hannover erlittenen Hüftverletzung gänzlich genesene Hägele trug nicht nur die Kapitänsbinde, sondern verlieh dem Spiel merklich Stabilität und entschärfte zusammen mit Nebenmann Ebrahim Farahnak manch gefährlichen Angriff durch gutes Stellungsspiel bereits im Entstehen. Über viel Ballbesitz und mit manch feiner Ballstafette sammelten die Gastgeber in der zweiten Halbzeit Selbstvertrauen und entnervten den Gegner, der dem Geschehen nun nur noch hinterherlief.
So war es nur eine Frage der Zeit, bis auch Zählbares bei den Würzburger Bemühungen heraussprang: Benyas Junge-Abiol mit einem satten Schuss aus zentraler Position und Benjamin Girth, der eine feine Kombination mit seinem dritten Saisontor veredelte, sorgten für klare Verhältnisse und eine spürbare Befreiung am Dallenberg. Plötzlich klappte auch so manches Kabinettstückchen und auf den Rängen schien sich, spätestens als Junge-Abiol in der 87. Minute auch noch das 4:0 nachlegte, neuer Optimismus breitzumachen. Vielleicht wird es ja doch noch etwas mit den Würzburger Kickers in dieser Regionalliga-Saison.
Fußball: Regionalliga Bayern, Männer
Würzburger Kickers - DJK Vilzing 4:0 (1:0)
Würzburg: Friedsam - Montcheu, Hägele, Farahnak, Wieselsberger (85. Uhl)- Kraus (64. Wessig), Zaiser (81. Baca), Hannemann - Fesser, Girth (72. Japaur), Junge-Abiol (88. Härtl).
Vilzing: Putz - Tiefenbrunner, Zitzelsberger, Weber - Sedlaczek, Grauschopf, Gottmeier (46. Goß), Hoch (81. Dantscher) - Jünger (69. Vetter), Müller - Dotzler.
Schiedsrichter: Alexander Schuster (Hohenau).
Zuschauende: 1501.
Tore: 1:0 Tim Kraus (25.), 2:0 Benyas Junge-Abiol (59.), 3:0 Benjamin Girth (66.), 4:0 Benyas Junge-Aiol (87.)