Aufregende Zeiten bei den Würzburger Kickers: Am Montag gab der Fußball-Regionalligist zwei Tage nach der 0:4-Heimniederlage gegen die SpVgg Bayreuth die Trennung von Ex-Cheftrainer Markus Zschiesche bekannt. Am Dienstag leiteten erstmals Sportdirektor Sebastian Neumann und der bisherige Co-Trainer Ronny Ermel das Training. Das Duo soll den ambitionierten Klub, so die Hoffnung, möglichst schnell aus der sportlichen Krise führen. Fragen und Antworten zur Situation bei den Kickers:
Wann kommt ein neuer Trainer?
Diese Frage und auch die, ob aus der Interimslösung mit Neumann und Ermel auf der Bank vielleicht auch eine längerfristige Geschichte werden könnte, lassen die Kickers-Verantwortlichen ganz bewusst unbeantwortet. Es gehe jetzt, sagt beispielsweise Neumann selbst, darum, "den Verein zu stabilisieren" und das Vertrauen der Fans zurückzugewinnen. Die Suche nach einem Cheftrainer habe da vorerst nicht die höchste Priorität. Vorstandsvorsitzender André Herber sowie die Aufsichtsratsmitglieder Lars Krakat, Vereinspräsident Michael Grieger und Anteilseigner Dominik Möhler hatten sich auf dieses Vorgehen mit Neumann geeinigt. "Es melden sich jetzt natürlich viele Trainer bei uns", berichtet der Sportdirektor, der nun erst einmal höchstselbst die Kickers zurück in die Erfolgsspur führen will.
Was wollen Ermel und Neumann verändern?
Zunächst einmal die Einstellung. Gleich zu Beginn des Trainings gab es eine lange Ansprache. "Ich habe den Spielern gesagt, was ich nicht mehr sehen will", so Neumann. "Einige verschiedene Ursachen" hat er für die zuletzt ungenügenden Leistungen ausgemacht. Mit der Trennung von Ex-Trainer Zschiesche fällt eine Ausrede für die Spieler weg. Auch taktisch und personell kündigt Neumann vor dem Spiel gegen Vilzing an diesem Freitag Veränderungen an: "Allerdings werden wir auch nicht alles über den Haufen werfen."
Warum ist Zschiesches langjähriger Assistent Ermel weiter bei den Kickers tätig?
Weil er das volle Vertrauen seines neuen Partners Neumann genießt. Auch wenn der gebürtige Berliner in den letzten Jahren stets als Assistent an Zschiesches Seite aktiv war, habe er Ermel schon einmal für die Kickers auf dem Zettel gehabt, erzählte Neumann am Dienstag: vor zwei Jahren als Assistent des damaligen Trainers Marco Wildersinn. Ermel sei "ein absoluter Fachmann". Anders als bei seinem Ex-Chef Zschiesche, soll der 39-Jährige einen guten Draht zur Mannschaft besitzen. Außerdem besitzt er die für die Regionalliga nötige A-Lizenz. Mit ihm könnte das neue Duo also auch eine längere Interimslösung sein.
Ändern die Kickers angesichts von elf Punkten Rückstand auf Platz eins ihr Saisonziel?
Nein! "Es ist noch nichts verloren", sagt Neumann. Er ist weiterhin von der Qualität des Kaders überzeugt. Und genau das sei auch der Hauptgrund gewesen, selbst als Teil des Trainerteams auf den Platz zurückzukehren: "Ich glaube, dass viel mehr in der Mannschaft steckt, als bisher zu sehen war." Dies wolle er zusammen mit Ermel nun selbst beweisen. Das Ziel bleibt weiterhin die Meisterschaft. Dass die hohen Erwartungen das Team auch gelähmt haben könnten, glaubt der Sportdirektor nicht. "Jeder Spieler hat doch seine Ziele. Ich mag das Gerede von Druck nicht", sagt Neumann: "Das ist auf jeden Fall eine schlechte Ausrede."
Darf Enes Küc weiter in der Icon League spielen?
Bereits in der vergangenen Woche spielte Kickers-Mittelfeldmann Enes Küc beim Hallen-Kick in der Icon League mit. In dieser Woche folgte dann der zweite Auftritt für den FC Berlin City bei dieser unter anderem von Toni Kroos vermarkteten und im Internet übertragenen Hallenfußball-Serie. Bei der Trainingseinheit am Dienstag fehlte Küc. Er müsse sich, so Neumann, entscheiden. "Wenn er bei den Kickers mithelfen will, ist er gerne eingeladen. Dann erwarten wir aber auch vollen Einsatz. Wenn er sich anders entscheidet, finden wir auch eine Lösung."
Es gäbe in der aktuellen Situation aber auch einen Trainer aus der Region, der die Liga in- und auswendig kennt und bereits eine Profimannschaft erfolgreich aus einer ähnlichen Situation geführt hat!