
Als die Würzburger Kickers am Samstag, wie von den eigenen Anhängern und Anhängerinnen so auch erwartet, Eintracht Bamberg mit 4:0 (1:0) abfertigten, schaute ein alter Bekannter mal wieder am Dallenberg vorbei: Amir Shapourzadeh. Der 41-Jährige, dessen Ausscheiden als Sportdirektor beim Zweitliga-Letzten VfL Osnabrück bereits feststeht, war vor neun Jahren Kapitän jener Regionalliga-Mannschaft, die die Kickers erstmals in die 3. Liga hievte. Ein unvergessener Erfolg am Dallenberg. Eines freilich hatten Shapourzadeh und seine Mitstreiter damals nicht geschafft: ungeschlagen durch die Saison zu kommen. Am Ende standen seinerzeit zwei Niederlagen und acht Unentschieden zu Buche. Im Toto-Pokal-Wettbewerb war im Halbfinale gegen den damaligen Bayernligisten SpVgg Weiden Endstation.
Am Karsamstag hat das aktuelle Kickers-Team um Spielführer Peter Kurzweg, der 2016 zusammen mit Shapourzadeh mit den Rothosen in die 2. Bundesliga aufgestiegen war, nun das 30. Pflichtspiel dieser Saison ohne Niederlage absolviert. An diesem Dienstag (17.45 Uhr) unternimmt der TSV Aubstadt als nächstes Team einen Versuch, den Kickers-Mythos von der Unbesiegbarkeit zu zerstören. Ein Spiel, das für den Tabellenführer zur Stolperfalle werden könnte?
Auf jeden Fall erwartet Kickers-Trainer Marco Wildersinn beim Auswärtsspiel im Grabfeld ein holpriges Geläuf. "Aubstadt hat eine Mannschaft, die Fußball spielen will. Aber das ist dort auf dem Platz derzeit nicht so einfach. Bei der Heim-Niederlage gegen Vilzing war es ein Abnutzungskampf", schildert Wildersinn seine Eindrücke, entsprechend führe der Weg zum Erfolg zwangsläufig "über Zweikämpfe, zweite Bälle und Standards."

Gerade die Aktionen nach ruhendem Ball sind in dieser Saison eine Würzburger Spezialität. Gegen Bamberg war es eine von Maximilian Zaiser an den langen Pfosten getretene Ecke, die Kapitän Kurzweg per Kopf zum 1:0 verwertete. Zu einem Zeitpunkt, da die Kickers vor der Pause zunehmend "verzweifelt" wirkten, wie auch Wildersinn zugab. Auch ihm sei da beim permanenten Anrennen gegen einen mit Mann und Maus verteidigenden Gegner so langsam der Geduldsfaden gerissen. Dabei wisse er selbst, "dass du da ruhig bleiben musst. Es ist alles harte Arbeit und geht nicht so leicht von der Hand, wie man sich das wünschen würde."
Die Spiele der letzten Wochen hatten sich geglichen, immer waren die Kickers gegen eine vielbeinige Verteidigung angerannt, hatten Lücken suchen müssen im Abwehrgeflecht. Den Unterschied machte letztlich die Effektivität beim Ausnutzen der Torchancen. Am Freitag schafften es die Kickers durch Benjika Caciel, Saliou Sané und Dominik Meisel nach dem Seitenwechsel drei weitere Tore nachzulegen. "Wir stehen hinten stabil, wir haben unsere Chancen, die Leichtigkeit beim Verwerten fehlt uns derzeit noch", so Wildersinn, dessen Team 2024 in fünf Pflichtspielen erst einen Treffer kassiert hat – und das war ein Eigentor.

"Ich habe nichts gegen Gegner, die mitspielen", sagt Wildersinn mit Blick auf das Spiel beim Liga-Dritten in Aubstadt, der gewiss eine etwas forschere Herangehensweise an den Tag legen wird als die letzten Kickers-Rivalen. Die Frage, ob das Unterfranken-Duell mit den Grabfeldern für die Kickers ein Derby ist, beantwortet der gebürtige Badener mit Nein. "Ein richtiges Derby ist das nicht. Aber es gibt eine Nähe. Einige Spieler waren schon einmal am Dallenberg aktiv. Dieses Spiel ist sicherlich etwas Besonderes." Auch das 1:1 aus dem Hinspiel ist für ihn eine besondere Motivation: "Da hat es Aubstadt gut gemacht und wir hatten nicht unseren besten Tag. Ich will nicht von Revanche sprechen. Aber ich würde Aubstadt gerne schlagen, um für klare Verhältnisse zu sorgen."
Dabei fehlen den Kickers nach wie vor drei Akteure, die noch vor wenigen Wochen in die Kategorie unverzichtbar einsortiert worden wären: Winter-Neuzugang und Abwehr-Stabilisator Lukas Gottwalt, der den Sieg gegen Bamberg in zivil mit den Kollegen auf dem Platz bejubelte, nach seiner Muskelverletzung aber frühstens am Saisonende wieder eine Alternative ist. Routinier Daniel Hägele, den sein Muskelriss in der Fußsohle noch immer behindert. Und Mittelfeld-Freigeist Ivan Franjic, dem am Donnerstag störende Flüssigkeit aus dem Oberschenkel entnommen wurde. "Wir hoffen, dass es mal ganz weggeht. Damit er sich voll auf den Ball fokussieren kann und nicht auf seinen Oberschenkel", sagt Wildersinn, der den Wert des Edel-Technikers für die Kickers betont, obgleich die Erfolgsserie auch ohne Franjic nicht gerissen ist: "Wenn er ein Spiel gegen Bamberg verpasst, ist es nicht so dramatisch. In der Crunchtime hätte ich ihn gerne dabei."
Fußball: Regionalliga Bayern, Männer
FC Würzburger Kickers – FC Eintracht Bamberg
Würzburg: Friedsam - Montcheu, Wegmann, Kraus, Kurzweg - Wessig (72. Scholz), Zaiser, Karimani (76. Haas) - Caciel (68. Moll), Sané (76. Sausen), Junge-Abiol (46. Meisel).
Bamberg: Dellermann - Popp, Auer, Hartwig, Schmitt - Baumgartl (59. Ljevsic), Hack (86. Gebhart), Reischmann, Reck (59. Leistner), Schneider (11. Linz) - Strasser (59. Strasser).
Schiedsrichter: Simon Schreiner (Pfarrkirchen).
Zuschauende: 1886.
Tore: 1:0 Peter Kurzweg (43.), 2:0 Benjika Caciel (53.), 3:0 Saliou Sané (69.), 4:0 Dominik Meisel (84.).