18 Tage nach dem tragischen Scheitern in den Aufstiegsspielen zur 3. Liga gegen Hannover 96 II gibt es bei den Würzburger Kickers einen kompletten Neuanfang. Wenn an diesem Donnerstag auf dem Klubgelände an der Sieboldshöhe das noch längst nicht vollständige Team zur ersten Trainingseinheit in der genau einmonatigen Vorbereitung auf die neue Saison in der Fußball-Regionalliga Bayern zusammenkommt, startet für Trainer Markus Zschiesche eine anspruchsvolle Mission. Denn dem Umbruch zum Trotz: An den Zielen der Kickers hat sich im Vergleich zur Vorsaison rein gar nichts geändert. Am Ende soll, ja muss, der Aufstieg stehen. Das ist der klare Auftrag an den neuen Coach.
"Der Verein und ich wollen unbedingt in die 3. Liga – das ist eine wichtige Gemeinsamkeit", sagte der 42 Jahre alte Zschiesche am Dienstagabend, kurz nachdem er mit dem Zug aus seiner Heimatstadt Berlin angereist war und ergänzte: "Ich freue mich, dass es endlich losgeht."
Die Kickers hatten gleich mal zu einer kleinen Medienrunde zu Zschiesches neuer Fußball-Heimat am Dallenberg eingeladen. Mit dabei war auch Ronny Ermel (39), der bereits sechs Jahre bei vier verschiedenen Klubs als Co-Trainer an Zschiesches Seite tätig war. Auch in Würzburg werden die beiden als Duo arbeiten. Der bisherige Co-Trainer der Kickers, Dominik Lang, wechselt zusammen mit seinem Chef Marco Wildersinn zu den Stuttgarter Kickers und wurde dort beim Trainingsstart am Dienstag vorgestellt.
Trainerteam der Würzburger Kickers wird neu besetzt
Überhaupt wird das Würzburger Trainerteam komplett neu aufgestellt. Wie die Positionen des Athletik- und des Torwartcoaches besetzt werden, bleibt einstweilen aber noch offen. Wie so vieles am Dallenberg. Dass bislang nur ein kleiner Teil des Kaders steht, ist für Zschiesche auch eine Chance: "Wir haben bei unseren Stationen den Kader immer mitgestaltet und am Anfang nur eine halbe Mannschaft gehabt. Wir wissen, welche Spieler mit welchem Profil wir auf welchen Positionen haben wollen und werden gemeinsam mit dem Klub auch über unser Netzwerk scouten. Auch Spieler, die wir schon einmal trainiert haben."
Mit Fabrice Montcheu und Benyas Junge-Abiol kennen Kickers-Trainer und Assistent zwei Akteure aus dem Rothosen-Kader der Vorsaison aus der Zusammenarbeit bei Tennis Borussia Berlin. In Würzburg könnte es nun mit beiden weitergehen. "Es ist gut für die Mannschaft, wenn einige Spieler, die Trainer schon kennen", ist Ermel überzeugt. Man darf gespannt sein, welche Kicker beim Trainingsstart auf dem Feld stehen werden.
Ein unvollständiges Mannschaftspuzzle
Mit dem vom rheinland-pfälzischen Fünftligisten Wormatia Worms verpflichteten Flügelspieler Maximilian Fesser und Mittelfeldspieler Fabian Wessig, der seinen Vertrag bei den Kickers verlängert hat, sind am Dienstag zwei Puzzleteile zum noch unvollständigen Kickers-Mannschaftsbild dazugekommen. Am Mittwochnachmittag gab der Verein dann noch die Verpflichtung von Innenverteidiger Noah Awassi bekannt, der vom Süd-Regionalligisten FSV Frankfurt kommt.
Bislang haben ansonsten Vincent Friedsam (Tor), Peter Kurzweg, Jonas Wieselsberger (beide Abwehr), Tim Kraus (Mittelfeld) und Moritz Hannemann (Sturm) einen Vertrag. "Wir müssen jetzt schnell die Köpfe zusammenstecken und gute Entscheidungen treffen", sagt Zschiesche, denn auch er weiß mit Blick auf die anstehende Saison: "Geduld kann man hier leider nicht haben."
Sowohl bei Tennis Borussia, als auch zuletzt beim SV Babelsberg hatte er in der Regionalliga Nordost Mannschaften nach einem ersten Umbruchjahr in der zweiten Saison derart erfolgreich trainiert, dass er ins Blickfeld ambitionierter Vereine kam. Auch bei den Kickers. Nur muss in Würzburg schon im ersten Jahr der maximale Erfolg her, schließlich steigt im kommenden Sommer der bayerische Regionalliga-Meister direkt auf. In den folgenden zwei Jahren nicht.
Zweieinhalb Wochen nach dem verlorenen Elfmeterschießen in Hannover soll mit Zschiesches Arbeitsstart die Vergangenheit abgehakt sein. "Die Welt dreht sich weiter, wir haben eine neue Aufgabe, und es gibt diesmal einen direkten Aufstiegsplatz. Eine solche Relegation kann diesmal nicht passieren. Wir werden einen positiven Vibe reinbringen", kündigt der neue Chefcoach an.
"Eklig" solle seine Mannschaft sein, ein Team, das die Gegner fürchten. "Die Regionalliga Bayern ist nicht schwächer als andere Regionalligen, sie ist nur anders", findet Zschiesche, der auch weiß, dass sein Team – Umbruch hin oder her – als gejagter Favorit in Rennen geht. "Wir werden in der kommenden Saison diejenigen sein, auf die alle gucken werden. Das kann auch Spaß machen", sagt er.
Indes hat der Bayerische Fußballverband (BFV) den Spielplan für die kommende Saison veröffentlicht. Los geht es für die Kickers am 19. oder 20. Juli mit einem Auswärtsspiel bei Türkgücü München. Zschiesches Regionalliga-Heimdebüt steigt dann eine Woche später am 26. oder 27. Juli gegen Aufsteiger Schwaben Augsburg. Letzter Spieltag ist am 17. Mai 2025 beim FV Illertissen.