Auch wenn die Palmen im Garten, das nahe Meer und die Sonne am Himmel Urlaubsgefühle aufkommen lassen, sind die Tage auf Mallorca für das Regionalliga-Team der Würzburger Kickers doch alles andere als Erholung. Immer wieder erklärt Cheftrainer Marco Wildersinn auf dem Platz Abläufe, taktische Varianten. Kopfarbeit für die Spieler.
Wenn es dann an die praktische Umsetzung geht, haben oft andere das Sagen. Co-Trainer Dominik Lang, Athletikcoach Dennis Göller und Torwarttrainer Daniel Bernhardt übernehmen nicht nur auf dem Trainingsplatz viele Aufgaben. "Bei manchen Trainern sind die Assistenten echt nur Hütchenaufsteller. Bei Marco ist das anders. Er gibt auch Verantwortung ab, hört sich andere Meinungen an. Am Ende aber entscheidet er selbst", sagt Bernhardt.
Der 38-Jährige ist derjenige im Trainerteam, der über die größte Erfahrung als Spieler verfügt. Beinahe 350 Spiele absolvierte er in der 2. Bundesliga und der 3. Liga zwischen 2009 und 2022 für den VfR Aalen. Zuvor war der gebürtige Karlsruher bei der TSG Hoffenheim in der zweiten Mannschaft aktiv und gehörte als dritter Torwart auch zum Bundesliga-Kader der Kraichgauer. "Er bringt bei Diskussionen die Spielerperspektive mit, die ich nicht habe, weil ich nie sie hochklassig gekickt habe", sagt Co-Trainer Lang (38) über den Kollegen.
Überhaupt ergänze man sich im Kickers-Trainerteam inzwischen perfekt. Das sei aber auch nötig, so Lang: "Wir sind ein sehr kleines Trainerteam. Da hat jeder noch zusätzliche Aufgaben. Das ist schon ein straffes Programm." Gerade Fitnesstrainer Göller (31) hat derzeit alle Hände voll zu tun. Er ist seit dieser Saison zusätzlich auch als Physiotherapeut beim Regionalliga-Team der Rothosen tätig. "Beide Bereiche passen eigentlich perfekt zusammen", sagt er.
Schließlich weiß so der Athletikcoach genau, wo es bei jedem Spieler zwickt und zwackt, auch wenn er dabei womöglich mal zwischen den Stühlen steht. "Er hört viel von Spielern, von dem nicht immer alles für Trainerohren bestimmt ist. Er muss ein Trainer sein und muss sich das Gejammer anhören. Ich weiß ja noch: Ein Physio ist auch so etwas wie die gute Seele, bei dem man sich auch einmal auskotzen darf", erinnert sich Bernhardt an seine eigene Spielerzeit in Aalen.
Da habe er ein gutes Gespür entwickelt, meint Göller selbst. Die Hinweise aus der Mannschaft nutze er, um im Gespräch mit den Kollegen die Intensität des Trainings abzustimmen: "Wie kann ich die Spieler steuern. Wen belasten wir wie arg? Wem geben wir einmal eine Pause?", da könne er schon sehr wertvolle Hinweise geben.
Dass die Kickers durch die Vorrunde ohne schwerwiegende Muskelblessur kamen, sieht Göller, der früher in Künzelsau als freiberuflicher Individualtrainer arbeitete und später über seine Physio-Ausbildung an der Würzburger Uni-Klinik und die Tätigkeit im Nachwuchs-Leistungszentrum der Kickers zu den Rothosen-Profis kam, als Bestätigung seiner Arbeit: "Letzte Saison kam die ein oder andere Verletzung dazu. Ich wollte etwas in die Mannschaft reinbringen. Jetzt sind wir an einem Punkt angelangt, an dem der Prozess gefruchtet hat."
Selbst wenn, wie in den ersten Tagen des neuen Jahres, reine Kraft- und Konditionseinheiten ohne Ball anstanden, seien die Spieler immer mit Eifer dabei. "Der Konkurrenzkampf macht es uns einfach", so Lang: "Keiner kann sich erlauben, sich auszuruhen." Der wie Göller aus dem Main-Tauber-Kreis stammende Co-Trainer ist neben den Videoanalysen unter anderem auch für Standardsituationen zuständig. Ein Mittel, das den Kickers in dieser Saison schon so manch einen Punkt beschert hat. "Wir haben, was die Tore angeht, eine Top-Quote. Aber eigentlich müssten es sogar noch mehr sein. Daran arbeiten wir."
Auch im Trainingslager. Dabei gehe es darum, die Freistoß- und Eckball-Flanken exakt an die richtigen Punkte zu schlagen und an eben jenen Stellen auch mit Akteuren präsent zu sein. Welche Variante dann ausgepackt oder ob variiert wird, liegt am Gegner. "Da geht es dann darum, die letzten sechs, sieben Spiele des Gegners durchzugehen. Alle Standards anzuschauen, zu suchen, wo Schwächen sind, welche Räume frei bleiben", berichtet Lang aus seinem Alltag. Am Ende habe jeder aus dem Trainerteam eben seinen Verantwortungsbereich: "Aber wir diskutieren über viele Dinge im Team. Ich kann den Stürmern auch mal etwas sagen", so Torwartcoach Bernhardt.
Fußball, stellt Bernhardt fest, sei eben ein sehr zeitintensives Geschäft: "Das ist nicht zu vergleichen mit dem normalen Arbeitsleben." Trotzdem wollen alle drei, für die der Job bei den Kickers der Einstieg in den neuen Beruf war, in diesem Bereich weitermachen. "Am liebsten ein, zwei Ligen weiter oben", wie Bernhardt sagt.